Faßberger Soldaten mit Durchhaltevermögen beim 24 Stunden Rennen

Fünf Soldaten der Technischen Schule der Luftwaffe 3 (TSLw 3) bewiesen am 1. und 2. September 2012 ihr Durchhaltevermögen auf ganz besondere Art und Weise.

Die Radgruppe der Technischen Schule der Luftwaffe

Oberstleutnant Klaus Fischer, Hauptmann Erhard Friemel und Hauptmann Alexander Nielsen sowie die beiden Stabsfeldwebel Markus Schäfer und Alexander Roth stellten sich der Herausforderung eines 24-Stunden Radrennens auf der anspruchsvollsten Rennstrecke der Welt, der berüchtigten Nordschleife des Nürburgrings, besser bekannt als „Grüne Hölle“.

Eingebettet in die steile Hügellandschaft der Eifel führte der Kurs auf einer Gesamtlänge von 28 Kilometern (km) über 73 Kurven und 550 Höhenmeter. Die Soldaten der Faßberger Luftwaffenschule waren Teil von zwei getrennt startenden Vierer-Teams der Radsportgemeinschaft „Schnuckentreiber“ aus Faßberg, die ihr Vorjahresdebüt dieses Mal um eine zusätzliche  Mannschaft aufstockte. Motiviert durch das Ergebnis des Vorjahres, die geschafften 24 Runden zu toppen, ging Team 1 an den Start. Die Novizen des Teams 2 waren in erster Linie neugierig, wie es sich wohl anfühlt mit über 90 km/h die „Fuchsröhre“ hinunter zu rauschen oder den bis zu 18-prozentigen und über 4 km langen Anstieg zur „Hohen Acht“ zu bewältigen. „So viel ist sicher, die erlebten Erfahrungen sind emotional nur schwer zu überbieten. Die Rennstrecke fordert den Fahrer an jedem Punkt, an dem er sich gerade befindet. Atemberaubend schnelle Abfahrten, extreme Anstiege, langgezogene Hochgeschwindigkeitskurven und enge Haken, die Besonnenheit erfordern – ebene Streckenabschnitte mit Ausnahme der Start-/Zielgeraden, Fehlanzeige! Eine Runde auf der Nordschleife erfordert äußerste Konzentration und permanente Kontrolle der eigenen Leistungsfähigkeit“, betonte Hauptmann Friemel. Ebenso bot der Straßenbelag der Rennstrecken einen ungewohnt guten „Grip“ im Vergleich zu herkömmlichen Asphaltsorten. Somit konnte man sich auch an wesentlich schrägere Kurvenlagen heranwagen, wobei wir vorsichtshalber noch nicht den Grenzbereich der schmalen Rennradreifen ausreizten.

Bestens gerüstet

Die eigene Kraft zu überschätzen oder auch die Schwelle der Risikobereitschaft zu überschreiten kann hier ganz schnell fatale Folgen haben. Besonders hoch ist hierbei auch der sicherheitsrelevante Anspruch an das eingesetzte Material. Alle Teilnehmer hatten natürlich Rennräder im Einsatz, die den hohen Ansprüchen gerecht wurden, zumal auch wichtige Komponenten wie beispielsweise Tret- und Radlager, Bremsen und Reifen vorher sorgfältig gewartet oder sogar durch Neuteile ersetzt wurden. Schließlich handelte es sich hierbei nicht um eine normale Radtour sondern um ein Rennen bei dem eine schlechte Ausrüstung lebensgefährlich werden kann. „Jeder war bereit, diese Extremerfahrung zu machen, jeder aber wollte natürlich auch wieder gesund nach Hause kommen, was uns glücklicherweise auch gelungen ist“, so Friemel weiter. Abgespult wird das Rennen, indem sich immer nur ein Teamfahrer auf der Strecke befinden darf und dieser in der Regel nach einer Runde wechselt. Diesem Prinzip folgend verfuhren auch die beiden Schnuckentreiber-Teams.

Auf die Plätze – Fertig – Los

 Auf die Plätze – Fertig – Los!

Es kam wie prophezeit, der Samstagmorgen weckte die Hoffnung auf gutes Wetter, die Strecke war zwar noch nass aber es blieben ja noch einige Stunden um abzutrocknen. Nachdem Samstagmittag verschiedene Einzelrennen auf den Kurs geschickt waren, fiel um Punkt 13.15 Uhr der Startschuss zum 10ten 24h-Radrennen auf dem Nürburgring. Ebenfalls in der Startaufstellung der Teamchef der Mannschaft 2, Alexander Nielsen, für den es erstmal galt, sich zwischen weiteren 1.500 Start-Fahrern zu behaupten. In den ersten beiden Runden ist erfahrungsgemäß mit einer höheren Fahrerdichte zu rechnen was zusätzliche Vorsicht erfordert. Nun waren wir mitten drin, im Trubel eines 24h-Rennens mit all seinen Tücken und Überraschungen. So beendete Nielsen seine erste Runde mit einem gerissenen Schaltzug, was glücklicher Weise erst nach dem größten Anstieg passierte. „Defekte dieser Art stellten für uns kein Problem dar, da wir mit jeder Art Ersatz- und Verschleißteile inklusive dem dazu erforderlichen Spezialwerkzeug ausgestattet waren“, erläuterte Hptm Friemel. Der weitere Verlauf des Rennens verlief ohne technische Zwischenfälle.

Einbruch der Nacht 

Die Nacht zum Tag gemacht

Bei Einbruch der Nacht, veränderte sich auch die gesamte Atmosphäre innerhalb des Fahrerlages, da die verschiedenen Beleuchtungsvarianten der einzelnen Teams den gesamten GrandPrix-Bereich in eine bunt funkelnde Glitzerlandschaft verwandelten. Jeder eingewechselte Fahrer musste diese Gasse durchfahren, bevor er über den Bereich der Boxengasse in das Dunkel der „Grünen Hölle“ abtauchte. Egal ob 21 Uhr oder 4 Uhr morgens, jedem trieb dieses Schauspiel die Gänsehaut unters Trikot. Pures Adrenalin in den Adern verhinderte jegliches Aufkommen von Übermüdung. Nachdem die Fahrer des Teams 2

ihre auferlegten Pflicht-Nachtfahrten absolviert hatten, übernahmen sie anschließend im Schichtbetrieb die Betreuung für Team 1, bei denen die Uhr nicht stehen blieb. Bei Nacht wurden Doppelrunden gefahren, das heißt 2 x 28 km Nordschleife, 2 x 73 Kurven, 2 x 550 Höhenmeter und das Ganze bei gut 7 Grad mit Geschwindigkeiten zwischen 8 und 85 km/h bei Dunkelheit durch den Eifelwald. Im Ergebnis brachte diese Taktik eine deutlich bessere Erholung für die ruhenden Fahrer, vor denen ja noch der gesamte Sonntagvormittag lag. Bei einsetzender Dämmerung hielt es keinen mehr im Schlafsack, und so zogen alle Teilnehmer nach dem stärkenden Frühstück wieder ihre Bahnen. Die Rechnung ging auf, und es konnte das Vorjahresergebnis von Team 1 um eine Runde auf 25 gesteigert werden. Im Team 2 gönnte sich jeder auch mindesten einmal das Erlebnis einer Nachtrunde, was natürlich auf Grund der erforderlichen Beleuchtungseinrichtung am Rad einen ganz besonderen Reiz hatte. „Zeigen die Lampen bei stehendem oder in Normalfahrt befindlichem Fahrrad eine respektable Leuchtweite, sieht dies allerdings bei Tempo 70 oder schneller schon ganz anders aus.“, so Hauptmann Alexander Nielsen. Was bleibt ist reine Kopfsache, in dem man sich im wahrsten Sinne des Wortes „blind“ auf den mittlerweile eingeprägten Streckenverlauf, die Streckensicherung und seine montierte Lichttechnik verlässt. Sämtliche Gedanken und Sorgen über plötzlich auftretende Hindernisse, wie Tiere oder verlorene Gegenstände, wie Trinkflaschen, auf der Strecke muss man ausblenden, oder man geht erst gar nicht an den Start. Die Gefahr von Wildwechsel geht allerdings gegen Null, da der gesamte Bereich durch Wildschutzzäune gesichert ist. Den größten Teil der Streckenausleuchtung hat glücklicher Weise der, am sternklaren Himmel strahlende Vollmond übernommen.

Die Medaillen des 24-Stunden Rennens 2012

Ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten

Als sich das Rennen bereits in der Schlussphase befand, schafften wir es tatsächlich noch einen Fahrer in die wertungssichere 25. Runde zu schicken. Um den ganzen Strapazen der vergangenen 24 Stunden die Krone aufzusetzen, fuhren alle aktiven Rennfahrer beider Teams zum Eingang der Start-/Zielgeraden des Motodroms um den letzten, auf der Strecke befindlichen Schnuckentreiber in Empfang zu nehmen und ihn über die finale Zieldurchfahrt das gebührende Spalier zu bieten. Ein unvergessliches Erlebnis voller Euphorie, Schmerz, Qual und unbeschreiblichem Stolz ging zu Ende, indem wir uns alle die wohlverdiente Finisher-Medaille umhängen durften. Alle haben das Rennen unbeschadet und gesund überstanden und damit rückt das hervorragende Ergebnis der Teams und eines jeden Einzelnen in den Hintergrund. 24 Stunden Rennfieber sind zu Ende, der Puls normalisiert sich wieder und in jedem wird das Gefühl immer stärker etwas Außergewöhnliches geleistet zu haben.

Autor:  Erhard Friemel

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