Doppelgold für Deutschland in den Mannschaftswettbewerben

Bianca_Zodrow_JubelDie Minigolf-WM war eine echte Herausforderung. Da der Wettergott mitspielte, die Organisation reibungslos ablief, das Interesse von Zuschauern und Medien groß war, wurde die WM zu einem großen Erfolg. Sie bot Minigolf-Drama pur – und zwar mit gutem Ausgang für Team Deutschland, das anfangs mit der Damen wie auch der Herren-Mannschaft etwas langsam „auf Touren“ kam. Beide deutschen Teams lagen nach den ersten drei Runden auf Platz 2. Die Damen hatten sich erst auf der letzten Filzgolfbahn sechs Schläge Rückstand auf Team Österreich eingefangen. An Tag 2 standen für Anne Bollrich, Jasmin Ehm und Oberleutnant Bianca Zodrow und die erstklassig aufspielende Junioreneuropameisterin Annika Dellmann (Ersatz) zwei Runden auf Eternit und eine Filzrunde auf dem Programm.  Und die erste Eternitrunde lief gleich gut: 66, drei Schlag aufgeholt.

Bianca_Zodrow_Letzter SchlagDann zurück auf Filz fiel die Vorntscheidung: Das deutsche Team spielte seine beste Runde auf Filz (89 – „nur“ die viertbeste Filzrunde insgesamt), ging damit in Führung, denn Österreich spielte seine schlechteste Filzrunde  (101), fiel auf Platz 4 zurück. Schweden (81) holte allein in dieser Runde 20 Schlag auf Österreich auf. Und die sehr konstant spielenden Tschechinnen (85) kamen jetzt richtig ins Rollen – lagen plötzlich nur drei Schläge hinter dem Goldmedaillenplatz. In der letzten Runde war für die vier Teams alles möglich. Goldmedaille oder Holzmedaille. Auf der deutschen Seite behielten alle Spielerinnen die Nerven. Eine solide 67er-Runde brachte den Sieg nach Hause. Österreichs Team kämpfte sich durch die beste Eternitrunde aller Teams (65) am Schluss auf Platz 2, lag am Ende nur sechs Schläge hinter Deutschland zurück. Der Fokus der Österreicherinnen lag aber auf den letzten Bahnen eher auf der Absicherung der Silbermedaille. Denn eine Zeitlang sah es so aus, als gäb‘s ein Dreifachstechen um Platz 3. Das lag zunächst einmal an die Tschechinnen, die Lucie Pavelkovà nach zwei Fehlschlägen am Mittelhügel (Bahn 15) auswechselten. Eva Libigerovà zeigte sich nervenstark, verwandelte den dritten Schlag, während parallel Frida Elmdahl beim „Vierbänder“ an der Schlussbahn (Blitz) eine 2 kassierte. Eva asste auch Salto, Passage und Blitz, sicherte dadurch ihrem Team den 4. Platz mit einem einzigen Schlag Vorsprung auf die Schwedinnen, die als unglückliche Vierte nur zwei Schläge vom Silberplatz entfernt waren.

Bei den Männern hatte sich Schweden durch zwei gute Runden auf Eternit einen Vorsprung von fünf Schlägen auf Team Deutschland erspielt. Auf Filz war das deutsche Team anfangs besser, konnte auch in der ersten Filzrunde am Donnerstag mit den Schweden mithalten. Dabei hatte zunächst der amtierende Wltmeister Filiph Svensson Zeichen gesetzt und durch seine 22er-Runde den Weltrekord auf Filz eingestellt. Dann schafften es Erlbruch, Braungart Zink & Co. auf der Eternitbahn, ihre Trainingsleistung im entscheidenden Moment auch auf die Bahn zu bringen. Zeitweise schien eine „blaue“ Runde (19er-Schnitt) möglich, nach einer 4 von „Mr. Zuverlässig“ Alexander Geist am Salzburger V aber nicht mehr. Deutschland (123) gewann in dieser Runde aber fünf Schläge auf Schweden (128). Es blieben zwei Schläge Rückstand vor der letzten Runde auf Filz. Und die begannen die Deutschen wie die Feuerwehr. Weltmeister Svensson, bis dahin im Einzel ganz vorne und fehlerfrei unterwegs, begann mit einer 4 am Rittersport (Bahn 2), kam erst auf den letzten Bahnen richtig auf Touren: Sieben Asse von 12 bis 18 bedeuteten eine 29 – Marcel Noack aber spielte seine beste Filzrunde (25) und gewann vier Schläge. Marco Templin gelang ebenfalls eine 25, er gewann zwei Schläge gegen Filip Johansson. Ulf Kristiansson, besonders stark auf Filz, spielte jetzt die drittbeste Runde des gesamten Teilnehmerfeldes auf Filz (24), Achim Braungart Zink verlor aber nur einen Schlag (25), ebenso Walter Erlbruch (27) auf Dan Trulsson (26). Alexander Geist (27) nahm dem Schweden Persson (29) zwei Schläge ab und Harald Erlbruch (26) gewann sogar sechs Schläge gegen Schwedens Schlussspieler Lars Brown (32). Die WM war entschieden, als Harald Erbruch an der vorletzten Bahn das Hindernis überwunden hatte … der Rest war Jubel. Eine 155er-Runde auf Filz war ein besonderes Erlebnis für alle auf und neben der Anlage. Etwas im Schatten des faszinierenden Duells um Gold stand der Dreikampf um Bronze, den schlussendlich Österreich (910)  knapp vor der Schweiz (912) und der Tschechischen Republik (919) für sich entschied.

Bianca_Zodrow-Podest

Strokeplay: Achterbahnfahrt der Gefühle für Bianca Zodrow und Achim Braungart Zink, die neuen Strokeplay-Weltmeister

Nach Doppelgold im Mannschaftswettkampf waren für Team Deutschland im Zählwettspiel, der „Königsdisziplin“ des Einzelwettkampfs, weitere Medaillen möglich. Aber nur bei weiter konstanten Höchstleistungen. Denn die Konkurrenz war hoch motiviert und wartete mit exzellenten Leistungen auf. Bei den Damen galt dies vor allem für die Schwedin Marielle Svensson, die Schwester des schwedischen Topspielers Filiph Svensson, und die Österreicherin Karin Heschl, die als Führende in die Zwischenrunde ging. Heschl lag zwei Schlag vor Bianca Zodrow, die 2011 in Stockholm den Strokeplay-Titel erst im Stechen gegen Stefanie Kern verloren hatte. Bianca, zusammen mit Gabriele Rahmlow die erfolgreichste Minigolferin der letzten beiden Jahrzehnte, hatte letztmals bei der WM 2003 einen Strokeplay-Titel im Damen-Einzelwettbewerb gewonnen und musste sich diesmal dem Ansturm vieler junger erstklassiger Minigolferinnen erwehren. Marielle Svensson brillierte zunächst vor allem auf der Filzgolfbahn und vergab dann ausgerechnet auf dem von ihr bevorzugten System in der Schlussrunde (36) die Medaillenchance. Ihre ersten vier Runden auf Filz sind neuer Weltrekord (105). Heschl gelang dies für drei (78) und fünf Runden (137). Doch nicht nur die schwedische und die österreichische Spitzenspielerin wollten Bianca den Titel streitig machen: Mit Annika Dellmann und Jasmin Ehm waren zwei weitere deutsche Spielerinnen vorne dabei. Anne Bollrich spielte eine starke Zwischenrunde (47), verpasste als 12. die finale Doppelrunde der besten 9 nur knapp. Bianca gelang sogar eine 46er-Doppelrunde – mit ihrer besten Runde sowohl auf der Eternit- (20) als auch auf der Filzgolfbahn (26). Weil Karin Heschl auf Eternit etwas schwächelte (25), lag Bianca vor den letzten beiden Runden in Führung. Die erste Finalrunde auf Eternit änderte wenig am Gesamtstand, denn das Spitzenfeld wartete mit soliden 21er- (Jasmin Ehm)  und 22er-Runden (Bianca Zodrow, Karin Heschl, Annika Dellmann)  auf; allein Marielle Svensson verlor mit einer 24er-Runde ein bisschen auf die Spitze, würde – so war anzunehmen – aber auf Filz neu attackieren. Doch die 36er-Runde nahm ihr hier jede Chance. Dafür drehte Karin Heschl jetzt nochmals auf, Biancas 4 am „Kackloch“ (Bahn 4) gab ihr die Chance auf den Titel. Doch Bianca hatte dann ihre Nerven im Zaum, auch dann, als die Jugendlichen des Youth Camps auf der Anschlagtafel den Gleichstand der beiden Spitzenspieler notierten. Am Ende war’s das Ass am Seitentor (Bahn 16), das aus der Sicht von Bianca den kleinen Unterschied ausmachte. Beide spielten die 2 am schrägen Torhügel (Bahn 17) – aber wie!? Bianca setzte den 1. Schlag vor das Hindernis, ein „Zwass“ war der Schlag ins Glück und pure Erleichterung für alle, die vor Ort oder am Livestream mitzitterten. Karin (248 Schlag) asste die 18 und unter den gespannten Blicken von fünfhundert Zuschauern gelang dies auch Bianca (die zuvor an der Ein-Schlag-Bahn zwei Dreien „geschoben“ hatte). Weltmeisterin im Strokeplay (247 Schlag)! Wie zuletzt 2003 in Bad Münder!

Text und Fotos: Deutscher Minigolfsport Verband e.V.

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