Ein Sportfest der besonderen Art

1. Offene Integrative CISM-Leichtathletik-EMteaserDie Bundeswehr als Vorreiter: Deutschland organisierte als erste CISM-Nation eine Europameisterschaft für behinderte und nicht behinderte Militärsportler. Ein Wettbewerb mit Signalwirkung und großartigen Leistungen.

Seit längerem schon bietet die Bundeswehr für einsatzversehrte Soldaten und Soldatinnen eine spezielle Sporttherapie nach Einsatzschädigung. Sie steht Bundeswehrangehörigen offen, die Schäden an Körper und oder Seele erleiden mussten. Aber zugleich sind die Maßnahmen auch für Soldaten geeignet, die eine schwere Krankheit durchmachen. Ziel der am Sportmedizinischen Institut der Bundeswehr und der Sportschule der Bundeswehr durchgeführten Behandlung ist die Begleitung zurück in einen Arbeitsalltag und hin zu mehr Lebensqualität. Individuell auf jeden Betroffenen zugeschnitten. Mit Erfolgen, die selbst die Fachwelt erstaunt. Grund genug, die Leistungsfähigkeit versehrter Kameraden mit einem sportlichen Wettkampf zu würdigen. Seite an Seite mit ihren nicht behinderten Kameraden und Kameradinnen ging es an drei Wettkampftagen daher um mehr als Medaillenränge und Punkte.

HK1_1072Die deutsche Mannschaft

Deutschland übernahm in der CISM-Organisation die Vorreiterrolle und richtete kürzlich in Warendorf die 1. Offene integrative CISM-Leichtathletik-Europameisterschaft aus. Offen, weil auch Teams von anderen Kontinenten zugelassen wurden, integrativ wegen der angebotenen Parasportdisziplinen. Die Regularien wurden speziell durch eine Internationale Expertengruppe aus Brasilien, Kanada, den USA und Deutschland erarbeitet und an die Erfordernisse der CISM angeglichen. Die Bundeswehr hatte ein Team aus 46 Athletinnen und Athleten aufgestellt – 40 Bundeswehrsportler aus den Spitzenkadern sowie sechs behinderte beziehungsweise einsatzgeschädigte Soldaten. Acht Nationen hatten Teilnehmer in den Parasport-Disziplinen genannt. Für die Teilnahme Wettkämpfen Nichtbehinderter sagten 12 Nationen zu. Schließlich reisten mehr als 200 Athleten ins Münsterland.

Der Bürgermeister der Stadt bezeichnete die Wettkämpfe als eine Art Militär-Paralympics, womit er es auf den Punkt brachte. Der Eröffnung am Dienstag der Wettkampfwoche, folgte donnerstags der Stabhochsprung. Publikumswirksam auf dem Marktplatz und unter Beteiligung der bekannten Leichtathleten, die erst kurz zuvor bei der Weltmeisterschaft von sich Reden machten. So fanden am darauffolgenden Wochenende mehr als 3.000 Menschen den Weg in das Stadion der Sportschule. Sie wurden belohnt mit erstklassigem Sport, fairem Wettkampf und vielen emotionalen Momenten.

HK1_9106Leistungswillen und –Fähigkeit der Parasportler

Die internationalen Kadersportler hatten ihre neuen Kameraden schnell in die Gemeinschaft der „CISM-Familie“ integriert. Insbesondere die Bundeswehrsportler zeigten mit 12 Gold- und jeweils acht Silber- bzw. Bronzemedaillen was in ihnen steckt. Erwartungsgemäß konnten etliche Spitzensportler vor heimischem Publikum ihre großartigen Erfolge der „zivilen“ WM wiederholen. Etwa konnte Diskuswerfer Robert Harting (Stabsunteroffizier) seinem Dauerrivalen Piotr Malachowski aus Polen den CISM-Rekord abnehmen und wie weitere Deutsche den Europameistertitel nach Hause bringen. Großen Anteil am Erfolg der deutschen Delegation hatten die Parasportler der Bundeswehr. Sowohl am Samstag wie auch am Sonntag überzeugten die Athleten mit Leistungswillen und –Fähigkeit und eroberten die Herzen der Zuschauer und Offiziellen. Besonderen Respekt verdienen sich die internationalen Teilnehmer durch den Start in verschiedenen Disziplinen. Nicht selten waren die Siegertreppchen beim Kugelstoßen mit denselben Sportlern besetzt, wie in den Laufdisziplinen. Die Oberstabsgefreiten Tim Focken und Maik Mutschke sowie Hauptmann Adrian D. konnten so mehrfach geehrt werden. Der erblindete Stabsfeldwebel Ralf Rönckendorf überzeugte auf der 1.500-Meter-Strecke in seiner Klasse mit einem zweiten Platz.

HK1_9412Den Stein ins Rollen bringen

Motivation, Inspiration und vor allem der Austausch von Erfahrungen stand im Mittelpunkt des ersten CISM Para-Sport Symposiums am Mittwoch. Unter der Leitung von Oberstleutnant Harald Dobmeier, dem CISM-Delegierten der Bundeswehr, trafen sich Vertreter der angereisten Nationen um gemeinsam den militärischen Para-Sport weiter in Bewegung zu setzen. „Denn erstmals in der Geschichte der Militärsportorganisation CISM treten behinderte und nicht behinderte Kameraden bei einer gemeinsamen Veranstaltung auf. Eine gute Gelegenheit internationale Experten auf beiden Gebieten zusammen zu bringen“, sagt Dobmeier. Damit geht von Warendorf ein Signal aus, welches die Aktiven und Offiziellen dieser integrativen militärischen Leichtathletik-EM als Anregung verstanden wissen wollen. Ziel soll es nämlich sein, so viele CISM-Veranstaltungen wie möglich für den Parasport zu öffnen. Eine gute Idee, die unsere versehrten Kameraden und Kameradinnen mehr als verdient haben!

Fotos: Hubert Kemper, Michael Mandt

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