Fuchs und Michels gewinnen Bitburger Badminton Open

Mit ausgebuffter Taktik und kölschem Liedgut zum Turniersieg
Bitburger Open 2013Am 3. November war der Tag der Wahrheit bei den 26. Bitburger Badminton Open 2013. Bei dem mit 120.000 US-Dollar dotierten Grand-Prix Gold Turnier wurden die Final-Begegnungen ausgetragen. Fast eine Woche lang spielten 244 Badminton-Profis aus 29 Nationen darum, an diesem Tag auf dem Court zu stehen. Dabei sahen die rund 1.800 Zuschauern in der Saarbrücker Saarlandhalle im Schlussakt gleich zwei Partien mit Beteiligung des Deutschen Badminton Verbandes (DBV): Hier konnten sich Michael Fuchs und Birgit Michels im Mixed den Turniersieg sichern, Marc Zwiebler musste sich im Herreneinzel mit dem zweiten Platz begnügen. Die weiteren Titel gingen in die Niederlande, nach Thailand, Dänemark und Taiwan.

Mit der musikalischen Untermalung des Karnevalhits „Mer losse d‘r dom in Kölle“ der Black Föös betraten die Protagonisten des Mixed-Endspiels den Court. Es war eine Reminiszenz an die gebürtige Kölnerin Birgit Michels. Und als der Song durch die Halle klang, vollzog das gemischte Doppel des DBV tänzelnd seinen Einmarsch. Die an Position eins gesetzten Michael Fuchs vom 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim und Birgit Michels vom 1. BC Bonn-Beuel waren gut gelaunt und locker – so viel war klar. Und diese positive Stimmung übertrug sich dann auch auf ihr Spiel. Gegen die Weltranglisten 13. Chris Adcock und Gabrielle White aus England gewannen sie mit 21:19 und 21:15. Vier Wochen nach ihrem Triumph beim Grand-Prix Gold Turnier in London sackten sie den nächsten Titel ein. „Das ist ein supergeiler Sieg für uns“, sagte Michael Fuchs strahlend. Der Bischmisheimer war ganz aus dem Häuschen. Endlich konnte er nach dem X-ten Anlauf sein Heimturnier gewinnen. Für Birgit Michels war es der zweite Triumph – 2007 war sie schon an der Seite von Kristof Hopp erfolgreich. „Das war ein extrem von der Taktik geprägtes Spiel“, wusste der 31-jährige Fuchs zu berichten. Hintergrund: Der Coach der Engländer ist Jakob Hoi und der Däne war bis Ende des vergangenen Jahres noch deutscher Chef-Bundestrainer am Olympiastützpunkt in Saarbrücken. „Jakob kennt uns natürlich in- und auswendig. Er weiß, wie wir schlagen. Er kennt jede unserer Bewegungen. Das wussten wir“, erklärte Fuchs und Birgit Michels ergänzte: „Dieses auf Taktik fokussierte Spiel war für den Kopf ganz schön anstrengend. Das hat Nerven gekostet. Aber: der Sieg in London, jetzt in Saarbrücken – so kann es weitergehen. Und wir sollten uns mal überlegen, immer mit einem ‚kölschen Lied’ einzulaufen.“

Bitburger Open 2013Man sieht sich im Leben immer zweimal, meint der Volksmund. Und manchmal dauert es nur ein Jahr, bis man sich wieder begegnet. So wie im Herreneinzel-Finale der Bitburger Open. Hier standen sich der amtierende Europameister Marc Zwiebler und Tien Chen Chou gegenüber. Es war die Neuauflage des Endspiels des vergangenen Jahres. Damals hatte der Taiwanese mit 21:19 und 21:12 das bessere Ende für sich. Jetzt wollte der 29-jährige Spieler vom 1. BC Bonn-Beuel Revanche nehmen ¬– doch das gelang ihm nicht. Mit 21:13, 18:21 und 15:21 verlor der Weltranglisten-13 aus Deutschland. Dabei legte Zwiebler los wie die Feuerwehr, im ersten Satz ließ er dem 23-jährigen Taiwanesen keine Chance. Doch im zweiten Durchgang wendete sich das Blatt. Der siebenmalige Deutsche Meister führte noch mit 8:4, aber Chou spielte immer konstanter und sicherte sich den Satz. Knackpunkt war hier sicherlich, dass Zwiebler beim Stande von 18:18 den Ball von Chou im Aus wähnte. Er nahm ihn nicht an, lies ihn aufkommen – doch er tropfte direkt auf die Linie. „Chou hatte eine perfekte Länge in seinen Schlägen“, musste Zwiebler anerkennen und gab zu: „Ich war bei ganz vielen seiner Bälle wahnsinnig unsicher.“ Es war eigentlich ein Spiegelbild des Halbfinals gegen Kwong Beng Chan aus Malaysia – nur umgekehrt. Nach einem Rückstand von 13:21 und 0:6 kippte da das Spiel zu Gunsten von Zwiebler, im Finale lief es nun gegen ihn. Im dritten hinkte Deutschland bester Einzelspieler fast immer einer Führung des Asiaten hinterher. „Ich bin jetzt natürlich super enttäuscht, aber das ist nicht das Ende der Welt. Im ersten Satz habe ich stark gespielt, und war am Drücker. Dann später hat mir das Quänt¬chen Glück gefehlt. Im zweiten Satz kann die Partie in die eine oder andere Richtung kippen. Und im dritten Satz hat Chou einfach zu viele Punkte am Stück gemacht, da lief ich immer hinterher“, sagte ein niedergeschlagener Zwiebler nach der Partie. Anders die Stimmungslage beim Sieger: „Das wird hier langsam zu meinem Lieblingsturnier“, lachte Tien Chen Chou. Und der Weltranglisten-25. meinte weiter: „Der erste Satz war ganz schwer, aber dann bin ich immer besser ins Spiel gekommen. Und jetzt bin ich total glücklich. Saarbrücken tut mir wirklich gut.“

Im Dameneinzel gab es einen Favoritensieg der an Position eins gesetzten Thailänderin Nichaon Jindapon. Sie gewann ihr Finale recht deutlich mit zweimal 21:13 gegen die Bulgarin Linda Zetchiri. In dieser Disziplin schied Karin Schnaase vom SC Union Lüdinghausen als einzig beim Turnier gemeldete Deutsche in der zweiten Runde gegen Natalia Perminova aus Russland mit 20:22, 21:11 und 10:21 aus. „Ich habe einfach schlecht gespielt – habe viele Fehler gemacht. Das fing beim Warmmachen an, schon da gingen viele Bälle ins Aus. Aber ich denke, das ist ja auch nachvollziehbar. Meine Trainingsintensität ist nur noch ein Bruchteil im Vergleich zu vorher“, erklärte die Ex-Nationalspielerin, die im Frühjahr dieses Jahres ihre internationale Karriere beendete.

Fuchs_Birgit2Dass der Titel im Herrendoppel in diesem Jahr nach Dänemark gehen würde, war schon im Vorfeld klar. Denn hier standen sich mit Anders Skaarup Rasmussen und Kim Astrup Sorensen sowie Mads Conrad-Petersen und Mads Pieler Kolding zwei Doppel aus dem skandinavischen Badmintonland gegenüber. Letztere gewannen gegen ihre Landsleute mit 21:11 und 21:16. Für die Kenner der Szene war das keine Überraschung. Die beiden Dänen hatten zwar keinen Setzplatz, sind aber auch ein Gespann, das neu zusammengestellt wurde und zuvor sehr erfolgreich in anderen Konstellationen agierte. Der Turniersieger war auch für das Aus des neu gebildeten Duos Michael Fuchs und Johannes Schöttler verantwortlich. In einem dramatisch faszinierenden Match hatten die an Position sieben gesetzten Spieler vom 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim mit 21:19, 15:21 und 19:21 das Nachsehen. Im Damendoppel glaubten viele Experten an ein enges Match, das über drei Sätze gehen solle. Doch es kam anders: Die Niederländerinnen Eefje Muskens und Selena Piek setzten sich gegen Hui Ern Ng und Hui Lin Ng aus Malaysia mit 22:20 und 21:15 durch.

Bitburger Open 2013Der Chef-Bundestrainer des DBV konnte am Finaltag zufrieden sein und war es auch. Holger Hasse zog eine positive Bilanz: „Alle drei deutschen Spieler haben dem Saarbrücker Publikum einen tollen Sport und eine Weltklasse-Leistung geboten. Das Mixed hat überragend gespielt, die sind sehr gut drauf und das merkt man auch. Das kann man förmlich spüren. Bei Marc hat nur ein kleines Stückchen zum Sieg gefehlt. Über die Woche gesehen hat er aber konstant eine sehr gute Leistung abgerufen. Schade, dass er dafür nicht belohnt wurde.“ Im Viertelfinale des Turnieres gab es insgesamt sieben Mal die Möglichkeit, dass DBV-Athleten sich für das Halbfinale qualifizieren – dabei kamen eben nur das Mixed und Marc Zwiebler weiter. In der Runde der letzten Acht schieden Peter Käsbauer und Isabel Herttrich aus. Das Mixed vom PTSV Rosenheim musste sich mit 18:21 und 21:23 gegen Maneepong Jongjit und Sapsiree Taerattanachai aus Thailand geschlagen geben. Im Herrendoppel war neben den schon erwähnten Michael Fuchs und Johannes Schöttler auch für Peter Käsbauer und Josche Zurwonne vom SC Union Lüdinghausen Endstation. Sie unterlagen den Franzosen Baptiste Careme und Ronan Labar mit 16:21, 15:21. Am vierten Turniertag musste weiterhin das topgesetzte Damendoppel Birgit Michels und Johanna Goliszewski vom 1. BV Mülheim gegen die späteren Sieger Eefje Muskens und Selena Piek mit 18:21 und 17:21 die Segel streichen. Auch für Isabel Herttrich und Carla Nelte vom TV Refrath war zu diesen Zeitpunkt gegen die an Position zwei gesetzten Engländerinnen Heather Olver und Kate Robertshaw beim 13:21, 21:17 und 15:21 Schluss. „Auch wenn die Quote zwei von sieben vielleicht nicht ganz stimmt, sehe ich das schon absolut positiv. Wir haben viele gute Leistungen gesehen und viele Spiele waren ganz eng“, erklärte Holger Hasse nach dem Viertelfinale und zog einen aus DBV-Sicht erfreulichen Schlussstrich unter das Turnier.

Text: Pascal Blum
Fotos: Sven Heise; Thomas Ludwig

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