Sportfördergruppe Eckernförde bei den CISM-Weltmeisterschaften im Maritimen Fünfkampf in Rio de Janeiro

5kampfAnreise und Trainingstage – Nachdem das gesamte Gepäck in den Fahrzeugen verstaut war, ging es  pünktlich am Sonntag, den 07.Juli 2013, um 14:00 Uhr los vom Marinestützpunkt Eckernförde über die Flughäfen Hamburg und Frankfurt zu den 49. CISM Militärweltmeisterschaften im Maritimen Fünfkampf nach Rio de Janeiro. Eine Anreise von über  22 Stunden. Heraus aus dem norddeutschen Sommer, hinein in den schwülwarmen brasilianischen Winter. Viel Zeit zum Akklimatisieren blieb den Spitzensportlern der Sportfördergruppe der Bundeswehr aus Eckernförde aber nicht. Bereits der Anreisetag wurde zum Training auf den fremden Wettkampfstätten genutzt. Galt es doch bis zum Wettkampfbeginn am Freitag so viel Vertrautheit und Sicherheit wie nur möglich in den fünf technisch sehr anspruchsvollen Disziplinen zu gewinnen.

Hoch motiviert und hoch konzentriert starteten zunächst vier der sechs deutschen Athleten das Training. Alles andere als ideal lief es hingegen bei der einzigen Frau im Team. Frau Oberbootsmann Isabell Bahlmann war bereits durch einen grippalen Infekt vor der Abreise in Eckernförde geschwächt. Durch die lange Anreise hatte sich ihr Zustand noch einmal deutlich verschlechtert. Hier war zunächst Bettruhe angesagt.

Deutlich bessere Nachrichten erreichten die deutsche Delegation am Morgen des zweiten Tages. Aufgrund der fortgeschrittenen Schwangerschaft seiner Frau war Hauptbootsmann Matthias Wesemann vorerst nicht zusammen mit dem Team angereist. Nach der Geburt seines Sohnes am 08.Juli hatte er dann aber seine Ankunft in Rio de Janeiro für den Vorwettkampftag angekündigt. Herr HptBtsm Wesemann ist nicht nur der erfolgreichste Maritime Fünfkämpfer der letzten Jahre Weltweit, sondern auch der Trainer im deutschen Team.

Am Ende des zweiten Trainingstages wurden die 49. CISM Militärweltmeisterschaften im Maritimen Fünfkampf bei der Eröffnungsfeier mit dem Hissen der CISM Flagge offiziell eröffnet. Beim anschließenden Empfang wurden sowohl die Sportler als auch die geladenen Gäste aus Militär, Politik und Wirtschaft mit kulinarischen Genüssen aus dem Gastgeberland verwöhnt. Der letzte Trainingstag wird normalerweise als „Ruhe vor dem Sturm“ bezeichnet. Alle Sportler versuchen, ihre Kräfte für die anstehenden Wettkampftage zu schonen. Nicht so bei HptBtsm Wesemann. Trotz strapaziöser Anreise galt es für ihn, alle fünf Disziplinen an diesem einen Tag komprimiert zu trainieren. Gleichzeitig gelang es ihm noch, den Athleten im eigenen Team Anweisungen zu geben oder letzte kleine Fehler zu korrigieren.

Hindernisschwimmen Wettkämpfer aus SchwedenErster Wettkampftag Hindernisbahn

Nach monatelanger, teilweise sogar jahrelanger Vorbereitung sollte es jetzt endlich losgehen. Die erste Disziplin hat immer ihren ganz besonderen Reiz. Die sich über die Vorbereitungstage angesammelte Spannung unter den Athleten ist deutlich zu spüren und alle wollen zeigen was sie können und sind gleichzeitig unheimlich nervös. Zehn Hindernisse verteilt auf 305 Meter gilt es zu überwinden und jedes Hindernis hat seine besondere Schwierigkeit. Natürlich gilt es die Bahn so schnell wie möglich zu absolvieren. Gleichzeitig wird aber auch jeder Fehler wie zum Beispiel herunterfallen, bestimmte Weiten nicht zu überspringen oder festgelegte Punkte nicht zu berühren mit Zeitstrafen geahndet, die auch schon mal den schnellsten Athleten zurück in eine Mittelfeldplatzierung katapultieren können.

Zum Glück kamen die Deutschen ohne Penalty, wie die Fehler international genannt werden, durch. Besonders hervorzuheben ist der zweite Platz von HptBtsm Wesemann. Auch wenn er seine bis dato bestehende Weltbestzeit knapp an den Polen Karol Morek abgeben musste. Super Leistung auch von OBtsm Björn Arendt der bei seinem wohl letzten Wettkampf noch einmal seine persönliche Bestzeit unterbieten konnte. Arendt beginnt im September zunächst als Berufsförderungsmaßnahme eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. Auch die anderen Männer im Team zeigten Top Leistungen und somit lag Deutschland nach Tag eins in der Mannschaftswertung auf Platz drei. Im Maritimen Fünfkampf werden die erzielten Zeiten anhand von Tabellen in Punkte umgerechnet. Es gibt in jeder Disziplin eine Einzelwertung. Wer nach fünf Disziplinen die meisten Punkte hat, der ist Weltmeister. Der Mannschaftserfolg hat neben der Einzelwertung international die größere Bedeutung. Für jede Nation starten Fünf Männer, die vier Punktbesten einer Mannschaft ergeben in Addition den Mannschaftsweltmeister. Bei den Frauen sind es drei Starterinnen und die besten zwei gehen in die Wertung. Auch die einzige deutsche Starterin, Frau OBtsm Bahlmann, konnte mit ihrem Ergebnis zufrieden sein. Aufgrund ihrer eingeschränkten Vorbereitung hat sie das Rennen eher verhalten begonnen und am Ende nicht allzu viel Zeit auf die Spitze verloren.

Weltmeisterschaft Maritimer Fünfkampf in EckernfördeZweiter Wettkampftag Lebensrettungsschwimmen und Hindernisschwimmen

Im Lebensrettungsschwimmen werden 75 Meter geschwommen, davon die ersten 50 Meter mit Hose und Jacke. Nach dem Startsprung müssen mindestens 15 Meter getaucht werden, bei der 50 Meter Marke wird die Kleidung vom Schwimmer in Form einer Rückwärtsrolle ausgezogen um dann auf drei Meter Tiefe eine Lebensrettungspuppe zu bergen und zum Ziel zu transportieren. Auch hier konnte sich Frau OBtsm Bahlmann einen guten Platz im Mittelfeld erkämpfen. Bei den Männern blieben OBtsm Jörg Porschhöfer und OMaat Giacomo Gellert unter der magischen „Einen Minute“ und damit lagen sie ganz weit vorne.  Platz drei in der Mannschaftwertung wurde gehalten wobei die ersten vier Mannschaften punktemäßig dichter zusammen rückten.

Noch spektakulärer geht es im Hindernisschwimmen zur Sache. Die Athleten erreichen mit den für das Wettkampfschwimmen konzipierten Flossen extrem hohe Geschwindigkeiten im und ganz besonders unter Wasser. Dabei müssen innerhalb der zu schwimmenden 125 Meter eine Gewehrattrappe 25 Meter transportiert werden, ein frei rotierendes Fass überwunden werden, ein 3 Meter tiefes Netz untertaucht werden und ebenfalls auf drei Meter Tiefe eine Kupplung geöffnet werden. Die schnellsten Schwimmer schaffen das in einer Zeit von unter einer Minute. Das gelang in Rio de Janeiro auch OMaat Giacomo Gellert, womit er sich die Silbermedaille in dieser Disziplin sichern konnte. Nicht weit dahinter platzierten sich die anderen Deutschen Fünfkämpfer. Mit dieser geschlossen starken Mannschaftsleistung schob sich das Team von dritten auf den zweiten Platz. Somit Polen nach drei Disziplinen erster (14943 Punkte). Dahinter Deutschland (14792) und auf Platz drei Gastgeber Brasilien (14792). Äußerst erfreulich verlief das Hindernisschwimmen auch für Frau OBtsm Bahlmann. Nach hartem Kampf errang sie in der Damenkonkurrenz die Bronzemedaille in dieser Disziplin.

5.Military World GamesDritter Wettkampftag: Seemannschaftwettbewerb

In der vierten Disziplin werden seemännische Fertigkeiten in sportlicher Wettkampfform auf höchstem Niveau von den Athleten abverlangt. Begonnen wird an Land mit dem Erklimmen eines 6 Meter hohem Mastes. Zurück am Boden wird ein schwerer Tampen aus dem Wasser gehievt, an dessen Ende sich ein Auge befindet. Nun wird eine Wurfleine über eine 22,5 Meter entfernte Markierung ausgeworfen und das Ende der Leine wird in dem  Auge des eingeholten Tampens mittels Pahlstek befestigt. Erst jetzt springen die Sportler in ihr Ruderboot und absolvieren einen Bojen-Parcours im Slalom über eine Länge von 270 Metern. In keiner Disziplin spielt der Heimvorteil eine so große Rolle wie in diesem Wettbewerb. Trotz hervorragender Leistungen bei Temperaturen weit über 30°C konnte der zweite Platz nicht gehalten werden. Allerdings trennten das deutsche Team nur 5 Punkte von den zweitplatzierten Brasilianern. Die Polen hatten vor dem abschließenden Geländelauf einen Vorsprung von 172 Punkten. Frau OBtsm Bahlmann befand sich in der Einzelkonkurrenz der Damenwertung auf Platz sieben.Bei den Herren war HptBtsm Wesemann mit Platz drei auf Medaillenkurs. Nicht weit dahinter auf Platz 9 OMaat Gellert und auf Platz 10 OBtsm Jörg Porschhöfer.

5.Military World GamesVierter Wettkampftag: Amphibischer Geländelauf

Als letzte Disziplin im Maritimen Fünfkampf wird der Amphibische Geländelauf ausgetragen. Innerhalb einer Laufstrecke über 2,5 Kilometer wird ähnlich wie beim Biathlon geschossen, eine 100 Meter Wasserpassage mit einem Schlauchboot und Stechpaddel überwunden und es muss ein Wurfkörper in einen 22,5 Meter entfernten Zielkreis geworfen werden. Um an diesen technischen Stationen keine Fehler zu machen, ist eine gute Krafteinteilung extrem wichtig. Auch hier wird jeder Fehler mit einem Penalty bestraft und kann den Sportler im Klassement weit zurück werfen. Gestartet wurden die Rennen in Vierer- Gruppen in umgekehrter Reihenfolge der Platzierungen nach vier Events. Hier baut sich für die Athleten noch ein zusätzlicher Druck auf, da jeder schon vor dem Start genau weiß, wie viele Sekunden für eine bessere Platzierung aufgeholt werden müssen oder auch wie viele Sekunden man verlieren darf, ohne sich in der Platzierung zu verschlechtern. Auch die Abstände in der Mannschaftswertung konnten somit im Vorfeld genau errechnet werden. In unserem Fall war die Ausgangslage wie folgt: Verteilt auf vier Läufer durften wir keine 184 Sekunden auf Dänemark verlieren sonst wäre der dritte Platz weg. Eine durchaus machbare Aufgabe. Auf die läuferisch extrem stark aufgestellten Brasilianer und somit auf Platz zwei galt es drei Sekunden aufzuholen. Mit 86 Sekunden Vorsprung hatte sich das polnische Team an die Spitze gesetzt. Ein beachtlicher Vorsprung. Aber alle deutschen Fünfkämpfer zeigten direkt vom ersten Meter an, dass sie mehr wollten als eine Bronzemedaille. Zunächst legten OBtsm Arendt, OBtsm Porschhöfer und OMaat Schulke starke Ergebnisse vor. Dann zündete OMaat Gellert die erste Rakete und errang mit der drittbesten Zeit des Tages nicht nur seine zweite Einzelmedaille bei dieser Weltmeisterschaft, sondern katapultierte sich von Platz 9 auf den dritten Gesamtplatz. Es folgte eine Glanzvorstellung von HptBtsm Wesemann. Mit der viertbesten Leistung des Tages erlief sich Wesemann zum vierten Mal in seiner einzigartigen sportlichen Karriere den Weltmeistertitel im Maritimen Fünfkampf. Mit einer starken Mannschaftleistung wurden die Brasilianer deutlich überlaufen. Der Abstand zu den Polen wurde zwar erheblich reduziert, konnte aber leider nicht mehr eingeholt werden. Trotzdem war die Freude im deutschen Team riesig über die errungenen Medaillen. Auch Frau OBtsm Bahlmann konnte am Ende mit einem guten achten Platz zufrieden sein. Gerade unter Berücksichtigung dessen, dass sie sich krankheitsbedingt erst sehr spät überhaupt für eine Teilnahme entscheiden konnte.

Mit Ablauf der im Regelwerk festgelegten Protestzeit stand das Endergebnis wie folgt fest:

  • Mannschaftsergebnis:
    • 1. Polen (24564 Punkte)
    • 2. Deutschland (24472 Punkte)
    • 3. Brasilien (24166 Punkte)
  • Einzelergebnis Männer:
    • 1. HptBtsm Matthias Wesemann (6237 Punkte)
    • 2. Fähnrich Lars Ekmann, Schweden (6204 Punkte)
    • 3. OMaat Giacomo Gellert (6176 Punkte)
    • 12. OBtsm Jörg Porschhöfer (6060 Punkte)
    • 13. OMaat Dirk Schulke (5999 Punkte)
    • 13. OBtsm Björn Arendt (5929 Punkte)
  • Einzelergebnis Frauen:
    • 1. MN Simone Lima, Brasilien (6227 Punkte)
    • 2. Private Cecilia Sjoholm, Schweden (6038 Punkte)
    • 3. Serg Jenna Säkkinen, Finnland (5985 Punkte)
    • 8. OBtsm Isabell Bahlmann (5621 Punkte)

Die unter dem Dach des Militärsportverband CISM (Conseil International Du Sport Militaire) durchgeführte 49. Militärweltmeisterschaft im Maritimen Fünfkampf wurde mit der Siegerehrung feierlich beendet. Das Motto des Militärsportverbandes ist „Freundschaft durch Sport“. Auch wenn die Teilnehmer während der Wettkampftage Konkurrenten sind, bilden sich unter den verschiedensten Nationen Freundschaften, die teilweise schon viele Jahre Bestand haben. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle im welchem Verhältnis die Nationen politisch zueinander stehen. Besonders zeigte sich dieser Zusammenhalt einmal mehr bei der Abschlussfeier. Eine internationaler Gemeinschaft zwischen Süd Afrika, Brasilien, Süd Korea, Dänemark, Schweden, Polen, Russland, Finnland, Ecuador, Iran und der Türkei. Hier bewies unser Medaillengewinner OMaat Giacomo Gellert eine ganz besondere Geste der Freundschaft. Er nutzte die Bühne der Abschlussfeier, um seine Bronzemedaille an den Polen Jacek Sliwinski zu übergeben. Sliwinski wurde genau wie bei der Weltmeisterschaft im Vorjahr in Schweden punktgleich hinter Gellert vierter.  Bei Punktgleichstand entscheidet gemäß Regelwerk die bessere Zeit im Seemannschaftswettbewerb über die Platzierung. Hier hatte, wie im Vorjahr, Gellert die Nase knapp vorn. Der Pole war tief berührt und alle Anwesenden erhoben sich von ihren Stühlen um stehend zu applaudieren. Das sind die Momente, die dem Militärsport neben allem sportlichen Ehrgeiz und der Konkurrenz untereinander seine besondere Bedeutung verleihen. Das deutsche Team kehrte nicht nur mit einem tollen sportlichen Ergebnis, sondern auch mit vielen positiven Eindrücken aus Rio de Janeiro zurück zum Marinestützpunkkommando nach Eckernförde.

Text: StBtsm Lars Apitz
Fotos. Bienert (Außer Gruppenfoto: Privat)

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