Gold und Silber für Deutschland bei der Tischtennis-Team-EM in Lissabon

Damen verteidigen Titel, Serie der Herren reißtMengel-ETC-2014-0311_Snapseed
Die eine Serie ist gerissen, dafür könnte sich eine neue anbahnen. Deutschlands Herren mussten sich bei der Team-EM 2014 in Lissabon nach sechsmal Gold in Folge mit Silber begnügen. Für Goldmedaillengewinner Portugal war es vor eigenem Publikum ein magischer Moment. Die deutschen Damen hingegen haben ihren Titel von 2013 in bravouröser Manier verteidigt und könnten das europäische Tischtennis in den kommenden Jahren dominieren. Beide deutschen Teams haben jeweils sechs EM-Titel auf dem Konto.

Lissabon. Deutschlands Damennationalteam hat den Titel aus dem vergangenen Jahr in Schwechat mit Bravour verteidigt: Zum insgesamt sechsten Mal setzten sich die DTTB-Damen bei der Team-EM in Lissabon die kontinentale Krone auf. Das 3:0 im Finale gegen Österreich hört sich deutlich an, war es aber keineswegs. „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Sie hat es verdient. Die harte Arbeit hat sich gelohnt“, sagte Bundestrainerin Jie Schöpp. In den sechs Partien bis zur Goldmedaille gaben Han Ying, Shan Xiaona, Irene Ivancan und sie Sportsoldatinnen Petrissa Solja, und Sabine Winter nur ein Einzel ab. Fünf Partien wurden 3:0 gewonnen, was die derzeitige Dominanz in Europa unterstreicht.

Solja-P-ETC-2014-0238Vor dem EM-Finale wurde Dirk Schimmelpfennig von einem Journalisten gefragt, inwieweit sich die Mannschaft entwickelt habe. „Sie hat sich nicht nur spielerisch stabilisiert, sondern jede Spielerin ist vor allem mental stärker geworden“, antwortete der DTTB-Sportdirektor. Eine Stunde später konnte man sich von dieser mentalen Stärke direkt überzeugen. Im Endspiel in der MEO Arena in Lissabon wäre Deutschland fast mit 0:2 in Rückstand geraten, aber eben nur fast. Sowohl Han Ying als auch Shan Xiaona bogen in ihren Einzeln einen 0:2-Rückstand um und brachten die DTTB-Damen noch auf die Siegerstraße, ehe die 20-jährige Petrissa Solja zum 3:0 vollendete. Europameister 2014, Titel verteidigt.

„Wir haben taktisch so viele Möglichkeiten“

„Ich habe in der Nacht vor dem Finale sehr wenig geschlafen und mir viele Gedanken gemacht. Klar war ich ein bisschen nervös, aber ich wusste, dass wir die bessere Mannschaft sind und war mir sicher, dass wir dieses Spiel nicht verlieren können“, sagte Bundestrainerin Jie Schöpp. Im Finale machte Sportsoldatin Petrissa Solja nach den beiden Krimis zu Beginn von Han Ying und Shan Xiaona den Europameistertitel für Deutschland perfekt. Was bei dieser Team-EM besonders deutlich wurde: Keine Mannschaft in Europa verfügt über mehr Variabilität. Mit einer Penholderspielerin (Shan), zwei Abwehrspielerinnen (Han und Ivancan), einer Linkshänderin (Solja) und einer offensiven Vorhand-orientieren Spielerin (Winter) kann das Team auf jedes gegnerische Spielsystem reagieren und ist selbst kaum auszurechnen. „Wir haben taktisch so viele Möglichkeiten“, sagt Schöpp, die bei dieser EM nur ein Problem hatte: „Mir fällt es unheimlich schwer, immer zwei der fünf Spielerinnen auf die Bank zu setzen. Aber wie die damit umgehen und was da ein Zusammenhalt herrscht, ist einfach klasse. Da kommt kein böses Wort, wenn eine Spielerin nicht spielt, sondern sie stellt sich voll in den Dienst der Mannschaft. Das erleichtert mir die Arbeit sehr“, betont die Bundestrainerin, deren Mannschaft in Europa eine Ära wie die der Herren prägen könnte. „Wir sind wirklich eine Mannschaft, trainieren gemeinsam in Düsseldorf. Jede unterstützt die andere, gibt Tipps und baut einen auf. Ich glaube, das macht uns auch so stark“, betont die Team- und amtierende Doppel-Europameisterin (mit Sabine Winter), Petrissa Solja.

Mengel-ETC-2014-0317Silbermedaille für Deutschlands Herrenteam / EM-Serie gerissen

Die EM-Serie ist gerissen. Seit der Viertelfinal-Niederlage 2005 bei der EM im dänischen Aarhus hatten die DTTB-Herren kein Spiel mehr bei einer EM verloren und von 2007 an sechs Titel in Folge geholt. Nummer sieben gab es in Lissabon nicht, sondern „nur“ Silber. Wie entfesselt aufspielende Portugiesen gewannen vor 2000 begeisterten Zuschauern in der MEO Arena gegen das Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf mit 3:1. Portugal wurde damit zum ersten Mal überhaupt Europameister. Vor eigener Kulisse spielten sich die Hausherren in einen Rausch. „Gratulation an Portugal. Sie haben verdient gewonnen. Alle drei Spieler haben fantastisch gespielt. Wir hatten nicht die beste Vorbereitung. Klar sind wir enttäuscht, aber für uns ist vor allem wichtig, einen Schritt weiter zu gehen und ein nächstes Level zu erreichen, um irgendwann China anzugreifen“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf.

„Wir haben in der Vergangenheit so viel gewonnen, diesmal hat es halt nicht gereicht. Ich finde, wir haben trotzdem ein ordentliches Turnier gespielt“, sagte Dimitrij Ovtcharov und spielte damit die Umstände im Vorfeld an. Patrick Baum (Trauerfall in der Familie) musste die EM zwei Tage vor Beginn absagen, Patrick Franziska riss sich im Gruppenspiel gegen Portugal (3:1) das vordere Syndesmoseband im linken Fuß. Ovtcharov selbst hatte sich wenige Tage vor der EM einer Weisheitszahn-OP unterziehen müssen. „Patti musste absagen, Franz verletzt sich, ich hätte nach meine OP eigentlich nicht gespielt. Ich kann aber auch nicht zuhause rumsitzen, wenn die deutsche Mannschaft bei der Europameisterschaft nur zu zweit dasteht“, betonte der 26-Jährige.

Mengel-ETC-2014-1591„Wir greifen wieder an“

„Das Gefühl, Zweiter zu sein, kennen wir ja von der Weltebene. Für Europa ist das jetzt ein neues Gefühl. Es tut schon weh und ist ärgerlich, am Ende hat es halt nicht gereicht. Wir werden wieder angreifen“, sagte Timo Boll – bei der EM mit nur einer Turnier-Niederlage (im Finale gegen Marcos Freitas) die unumstrittene Führungsfigur im deutschen Team. Steffen Mengel, der bei seiner EM-Premiere immerhin Silber gewann, sagte: „Ich bin sehr enttäuscht und auch traurig. Wir wollten unbedingt gewinnen und haben jetzt nur Silber. Das ist ein bisschen wie für China in der Welt: Am Ende zählt nur der Titel“, so der Bergneustädter.

Cristiano Ronaldo gratuliert Portugal zum Titel

Für den portugiesischen Verband ist es fraglos der größte Erfolg in der Historie. Es war einer dieser magischen Sport-Moment einer Nation, vielleicht vergleichbar mit der WM 1989 in Dortmund, als Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner Gold gewannen. Dabei wäre Portugal fast in der Gruppenphase mit nur einem Sieg (gegen Ungarn) bei zwei Niederlagen (gegen Deutschland und Österreich) gescheitert. „Das war ein schwieriges Turnier für uns. Wir mussten uns durch die Gruppe kämpfen, uns mit den Spielen steigern. Schließlich haben wir unseren Weg gefunden“, sagte Portugals Coach Pedro Rufino. „Der Zusammenhalt des Teams und die mentale Stärke haben am Ende den Ausschlag gegeben.“ Der Premierminister des Landes, Pedro Passos Coelho, schaute sich den historischen Erfolg live in der Arena an, Weltfußballer Cristiano Ronaldo gratulierte seinen erfolgreichen Landsleuten via Facebook.
Team-EM 2014 in Lissabon

Damen

  1. Deutschland
  2. Österreich
  3. Schweden / Polen

Finale:
Deutschland – Österreich 3:0
Shan Xiaona – Sofia Polcanova 3:2 (-5,-10,4,9,7)
Han Ying – Liu Jia (-9,-8,8,5,10)
Petrissa Solja – Li Qiangbing 3:0 (4,3,9)

Herren

  1. Portugal
  2. Deutschland
  3. Schweden / Kroatien

Finale
Deutschland – Portugal 1:3
Steffen Mengel – Marcos Freitas 0:3 (-8,-8,-8)
Timo Boll – Joao Monteiro 3:0 (7,1,8)
Dimitrij Ovtcharov – Tiago Apolonia 1:3 (-7,-2,11,-9)
Boll – Freitas 1:3 (-10,5,-6,-9)

Infos rund um den Tischtennissport auf: www.tischtennis.de

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