Rund um Bratislava – Ein Fahrrad-Reisebericht

P1040016_SnapseedAlles begann mit einem “kleinen gelben“ Missverständnis – Auf dem diesjährigen Urlaubsplan stand unser erster Fahrradurlaub überhaupt. Es sollte mit dem Fahrradreisen-Anbieter EUROBIKE zur Masurischen Seenplatte gehen. Gebucht hat der Herr des Hauses letztlich eine 5-tägige “Sternfahrt BRATISLAVA“ (der kleine gelbe Erinnerungszettel klebte auf der gegenüberliegenden Katalogseite – und genau diese Fahrt wurde dann auch gebucht).
So kam es dass wir einige Wochen später im Flieger nach Wien saßen, um von da aus mit dem Bus weiter in unser einwöchiges Feriendomizil das 5***** Hotel Sheraton Bratislava gebracht zu werden.
Bratislava und die slowakische Landschaft standen ehrlicherweis bis zu diesem Moment nicht wirklich auf meiner Liste der Wunschreiseziele. In Vorbereitung auf diese Reise habe ich jedoch einiges über diese aufstrebende Region gelesen, was mich neugierig auf Land, Leute und Landschaft werden ließ. Die Slowakei grenzt an Österreich, Tschechien, Polen, die Ukraine und Ungarn. Die Hauptstadt und gleichzeitig größte Stadt des Landes ist Bratislava.
Bratislava ist in der Zeit des österreichisch-ungarischen Reiches die kulturelle Vorstadt Wiens gewesen. Zahlreiche Komponisten führten dort ihre Werke erstmals auf. Ein großer Teil der Sehenswürdigkeiten ist erhalten geblieben. Seit 2004 ist die Slowakei Mitglied der Europäischen Union und der NATO. Im Jahr 2007 wurden gemäß dem Schengen-Abkommen die Grenzkontrollen zu EU-Staaten aufgehoben, 2009 trat die Slowakei der Eurozone bei – wir konnten also getrost unsere Euronen mitnehmen, denn eine umständliche Preisumrechnung war nicht notwendig. Dies war insoweit von Vorteil, da wir von den günstigen Preisen vor Ort sehr überrascht waren und sicher unseren Umrechnungskünsten misstraut hätten. Sowohl vom Landschaftlichen, Kulinarischen als auch vom Shopping Aspekt ist Bratislava auf jeden Fall eine Reise wert.

Im Preis der EUROBIKE Reise inbegriffen war die Unterbringung im 5***** Hotel Sheraton Bratislava. Dieses präsentierte sich modern und komfortabel. Direkt an der Donau gelegen ist mit dem Bau des Hotels vor wenigen Jahren auch ein neues Naherholungsgebiet nur wenige Schritte vom historischen Zentrum entstanden. Zahlreiche Restaurants, Cafés, Geschäfte und Freizeitmöglichkeiten sind in unmittelbarer Nähe. Die Zimmer sind mit jeglichem Komfort ausgestattet. Die Menschen vor Ort waren unglaublich freundlich und bemüht und als Eurobike-Gast hatten wir auch uneingeschränkten Zugang zum Spa-Bereich mit Pool, Sauna und Dampfbad. Jeder Morgen begann mit einem exquisiten Frühstück, welches weit über guten Hotelstandard hinausreichte und uns bestens gestärkt in den Rad Tag starten ließ. Die Tatsache dass wir der der slowakischen Sprache nicht wirklich mächtig waren (nicht alle Slowaken sprechen englisch oder deutsch), erwies sich vor Ort als keinesfalls hinderlich. Die Slowaken sind hilfsbereite und liebenswürdige Menschen, so dass wir auch im Hinterland mit der “Hände und Füße Sprache“ immer gut weiterkamen.
Einige Wochen vor Beginn der Reise erhielten wir die Reise Unterlagen von EUROBIKE und waren von deren Aufbereitung sehr positiv angetan. Die verschiedenen Radrouten waren sehr ausführlich dargestellt inklusive Angaben zur Ausschilderung und diversen Tipps zu kulturellen und kulinarischen Highlights. Dies bestätigte sich auch in der Praxis vor Ort. Alle angebotenen Strecken waren vorbildlich ausgeschildert. EUROBIKE hat ein eigenes Radlogo welches als Erkennungs-Aufkleber an allen prägnanten ggfs. unklaren Streckenpunkten angebracht war – so dass stets ein klarer und eindeutiger Streckenverlauf gegeben war.
Hier nun ein kurzer Überblick der einzelnen Routen:
Tourenverlauf

1. Tag: Anreise nach Bratislava
Nach dem Einchecken im Hotel erhielten wir am Abend weitere Reiseunterlagen, Kartenmaterial und top gepflegte Mieträder von einem sehr freundlichen, kompetenten Mitarbeiter der Firma Eurobike, der uns eine ausführliche Einweisung in die Route, den Touren-Ablauf und Insider Tipps für unsere Bratislava Zeit gab. Alle in der Sterntour enthaltenen Extras waren bereits durch Eurobike gebucht – wie z.B. eine Zugfahrt oder die Weinverkostung. Wir konnten also am nächsten Tag völlig entspannt unseren slowakischen “Sternenritt auf unseren roten Drahteseln“ starten. Am Abend unternahmen wir noch einen Spaziergang an der lebendigen und quirligen Donaupromenade um schon mal die unmittelbare Umgebung zu erkunden.P1030982

2. Tag: Römer, Burgen und Schlösser ca. 55 km
Bei 30 Grad starteten wir diese Tour am ersten Morgen. Zunächst wurde ein Stück der Donau aufwärts geradelt. Nach einigen Kilometern besichtigten wir kurz die Burgruine Devin, bevor wir über die neu eröffnete Radbrücke die March überquerten und nach Österreich einreisten. Schloss Hof liegt als das größte der Machfeldschlösser direkt am Weg und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. BILD?
Über die Donau ging es nach Bad Deutsch-Altenburg wo sich einst die Bernstein- und die Limesstraße kreuzten. Unterwegs machten wir Rast in einem wunderschön im Wald gelegenen Forsthaus – wo wir uns mit einer typ. österreichischen Bretteljause stärken konnten. Insgesamt war es eine eher flache mit kurzen Anstiegen und sehr schöne Etappe entlang der Donau und durch Wälder, Wiesen und Kornfelder mit weiten Ausblicken. Die Strecke war überwiegend asphaltiert – nur weniger Abschnitte führten über Schotter- und weitestgehend verkehrsfrei. Auf dem Rückweg beobachteten wir noch die slowakische Form des Bungee Jumpings – Am Geländer einer Fußgänger- und Radbrücke über die Donau (also ?? Meter Hoch) wurde ein flexibles Seil befestigt – die ausschließlich jugendlichen Wagemutigen wurden mittels einen Brustgurtes mit diesem Seil verbunden – stiegen über einen klapprigen Stuhl auf das Geländer und stürzten sich (meist mit einem lauten Schrei) in die Tiefe Richtung Donau. Zwei Leute zogen anschließend händisch das Seil über das Geländer hoch und der Springer erreichte wieder die Brücke.
Wir erreichten gegen Abend – etwas müde, sonnengeflutet und ohne Ziehen in den Waden unser Hotel wo wir den Abend bei einem gemütlichen Glas Rotwein ausklingen ließen.P1040041

3. Tag: Slowakische Gaumenfreuden ca. 35 km + Transfer
Am gefühlt heißesten Tag der Woche (Unterwegs sahen wir auf einer Temperaturanzeige 30 Grad) starteten wir unsere Tour in die “kleinen Karpaten“ – die uns insgesamt sehr gut gefiel, da wir weite Strecken verkehrsfrei durch herrliche Wälder fahren konnten. Dies meist bergan – lange leichte Steigungen mit kleineren stärkeren Anstiegen –was unseren Schweiß doch arg rinnen ließ – aber wenigstens radelten wir im Schatten. Die kleinen Karpaten sind ein Eldorado für Mountain Bike Fans und bietet entsprechend für alle Konditionsgrade gut ausgeschilderte Touren. Auch Spitzensportler der Slowakei trainieren hier ihre Ausdauer und Kondition.
Nach der langen Berg-Anfahrt erreichten mit hochrotem Kopf aber total stolz den Etappen Gipfel um dann eine schöne rasante Abfahrt in den historischen Winzerort Sväty Jur mit seinem wunderschönen Stadtplatz zu genießen. Wenige Kilometer waren es dann nur noch ins Gourmet-Königreich Slovensky Grob. Seit Jahrhunderten kommen die Besucher hierher nur mit einem Ziel – das sagenumwobene hiesige Gänsefleisch zu genießen. Auch für uns war der „Mittagstisch“ in einem kühlen Biergarten bereits gedeckt (inklusive!) – Gänsebraten, Pfannkuchen und Gemüse – eine Delikatesse der Region. Auch uns mundete dieses Gericht trotz der hochsommerlichen Temperaturen und pünktlich am Nachmittag holte uns der Fahrer von EUROBIKE ab, um uns zurück ins Hotel zu bringen. Am Abend wartete dann auch noch eine Verkostung von slowakischen Prädikatsweinen (inklusive!) auf uns – die wir bei einem Abendessen im Hotel ausgiebig genießen und den Tag ausklingen lassen konnten.P1030987

4. Tag: Die Donau im Dreiländereck ca. 65 km
Zu Beginn der heutigen Radtour ging es gemütlich direkt entlang der Donau abwärts Richtung Süden, wo sich kurz hinter Bratislava die Donau auf mehrere Hundert Meter weitet. Die wunderschöne Etappe ist flach und durchgehend asphaltiert. Nach der gestrigen „Bergetappe“ ließen wir heute dir Räder einfach nur laufen und entspannten uns beim Anblick der tollen Landschaft. Bei Kyselica setzte uns die Fähre Richtung Ungarn über. Ganz nah der Staatsgrenze wurde nun Richtung Norden auf der Halbinsel zwischen Altdonauarmen und dem regulierten Strom flussaufwärts Richtung Dreiländereck geradelt. Noch auf der Halbinsel befindet sich das „Danubiana“, ein Museum für zeitgenössische Kunst mit spektakulärer Lage. Durch die tollen Auwälder – die ein wenig an den Film Herr der Ringe erinnern- erreichten wir nahe der Österreichischen Grenze dann Bratislava wieder erreicht. An diesem Tag gönnten wir uns am späten Nachmittag eine Stadtrundfahrt durch Bratislava, die absolut empfehlenswert ist, da man etliches über die Region, deren Geschichte, Land und Leute erfährt.

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5. Tag: Grenzlandtour entlang der March ca. 65 km + Bahnfahrt Bahntransfer inkl. Rad
Die heutige Etappe startete mit einer abenteuerliche Zugfahrt von Bratislava nach Velke Levare. In einem Wagon des „letzten Jahrhunderts“ fuhren wir Richtung Velke ein wirklich noch ursprüngliches Dorf im Norden der Slowakei. Wir hatten das Glück auf eine sehr nette Bahnschaffnerin zu treffen – die ebenfalls die „Hände-Füße Sprache“ verstand und extra zu uns zurück kam, um uns die richtige Aussteige Station zu zeigen und den Zug so lange aufzuhalten – bis wir unsere Räder die steilen engen Stiegen hinunter aus dem Zug gehievt hatten. Von hier aus ging eine Tour, entlang des kleinen Flusses March los, die am heutigen Tag konditionell durch viel Gegenwind geprägt war. Aber die Fahrt durch kleine Dörfer und viel Natur machte die Anstrengung des heftigen in die Pedale Tretens wieder wett. Begeistert haben wir an diesem Tag viele Tiere in freier Wildbahn beobachten dürfen. Zum ersten Mal konnten wir Störche und deren Junge im Horst erleben. Für uns ein sehr erhebender Moment als ein Storchenelternteil genau über unseren Köpfen Richtung Horst schwebte um die Jungen zu füttern. Dieses Schauspiel konnten wir im Laufe der Tour mehrmals an verschiedenen Nestern beobachten.
Der Radausflug führte bis zur March zunächst ein Stück der Donau entlang. Hier an der Mündung wacht seit über 1000 Jahren die Burg Devin über das Tal. Diese hatten wir bereits am ersten Tag in Augenschein genommen. Berühmt ist der Ort auch für seinen Ribiselwein – Ribiseln sind rote Johannisbeeren. Weiter leitete uns der Radweg entlang des „eisernen Vorhangs“ der March folgend durch typisch slowakische Dörfer – sauber aber etwas karge Optik und intakte Natur – auch Ringelnattern kreuzten unseren Weg. Als stille Zeugen dieses Grenzgebietes zwischen Österreich und der Slowakei sind noch zahlreiche Bunker erhalten. Die Etappe insgesamt war weitestgehend flach – auf guten Wegen – meist ohne Autoverkehr – zwischendurch gab es immer wieder mal Teilstücke die etwas holprig waren. Dank der sehr guten Tourenräder –mit top Federung und Bereifung – konnte man diese Holperstrecken jedoch auf einer A…backe absitzen.P1040003

6.Tag: Am Neusiedler See und durch die Heide ca. 45 km + Transfer
Der Neusiedler See – die größte Pfütze Österreichs – wie uns ein Einheimischer erklärte, hat eine Länge von 34 Kilometer, die Breite (von Ost nach West) liegt zwischen 4,5 und 8 Kilometer. Die maximale Tiefe beträgt nur 1,8 Meter. Die unterjährige Schwankungsspanne liegt bei 60 bis 80 Zentimeter
Pünktlich am letzten Tour-Morgen kam uns Christoph – der EUROBIKE Ansprechpartner- abholen, um uns zu unserem Startpunkt an den Neusiedler See zu bringen. Hier treffen sich Puszta, Schilfgürtel und Weinberge. Geradelt wird am Heideradweg über saftige Wiesen und Felder. Die weite Landschaft war mitunter geprägt von Hunderten Windkrafträdern und zwischendrin immer wieder weitere unberührte Natur mit ihren Storchennestern. Insgesamt zum Abschluss ein gemütliche gut asphaltiere eher flache Tour durch die Burgenländische Heide, mit einem Ausflug zum “Lebens-Experiment“ Friedrichshof. 7 Km vor unserem Hotel – gab es eine tolle Einkehrmöglichkeit auf der österreichischen Seite in Kittsee – wo wir uns nochmal mit typisch österreichischer Küche stärken konnten … die letzten Kilometer fuhr das Rad dann wir von selbst nach Hause.

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Abschließend kann ich nur sagen – ich bin dem anfangs beschriebenen Missverständnis sehr dankbar – denn es hat mit den Sinn und die Augen und Ohren für eine wunderbare Region und ihre Menschen geöffnet, die ich sehr schätzen gelernt habe und ganz sicher wieder besuchen werde. Ermöglich wurde dies ganz sicher durch die gute und ausführlich beschriebene Streckenführung von EUROBIKE, deren Tipps – auch über die Straße und den Lenker hinaus, ein Verständnis für die Schönheiten der Natur fördern und kulturell Sehenswertes in das Auge des Betrachters bringen. Es war bestimmt nicht unsere letzte organisierte EUROBIKE Radreise – denn bei nur einer Woche Urlaub haben wir es sehr genossen, uns – außer ums „Treten“ – um nix kümmern zu müssen.

Ahoj und Dăkujem

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  1. Rolf sagt:

    Hörte sich nach einem richtig tollen Urlaub an und die Strecken pro Tag waren ja auch nicht so groß, das man sagen könnte, man braucht nach dem Urlaub noch Urlaub 🙂
    Die Naturaufnahmen sind richtig genial. Allein schon wegen der schönen Region sollte man da mal hinfahren. Wirklich toller Bericht.

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