Spannender Motorsport trotz Tempolimit

Das ADAC Zurich 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring ist Jahr für Jahr das Saison-Highlight für die Fahrer, Fans und Teams. Doch die 43. Ausgabe des Langstreckenklassikers war in diesem Jahr geprägt durch die Auswirkungen der Geschehnisse während des ersten Laufs zur Langstreckenmeisterschaft. Beim Saisonauftakt der VLN war der Nissan GT-R der GT-Academy im Bereich Flugplatz von der Strecke abgekommen und in den Zuschauerbereich katapultiert worden.  Während der Fahrer, Jann Mardenborough, dem Wrack unverletzt entsteigen konnte, wurden mehrere Zuschauer verletzt. Trotz sofortigem Rennabbruch und eingeleiteter Rettungsmaßnahmen erlag einer von ihnen im medizinischen Zentrum der Rennstrecke seinen Verletzungen.

In einer kurzfristig anberaumten Sitzung von Vertretern des Nürburgrings, der Automobilhersteller, von Profirennfahrern und Breitensportlern, der Veranstalter sowie DMSB-Sicherheits- und Technikexperten wurde über kurz- und langfristige Maßnahmen beraten, wie die Zuschauer noch besser geschützt werden können. Da gravierende Veränderungen weder an der Strecke noch an den Fahrzeugen in der laufenden Saison möglich sind, wurden verschiedene Maßnahmen kombiniert. Zum einen wurde die Motorleistung der Fahrzeuge in den Top-Klassen um fünf Prozent reduziert und zum anderen wurden an den kritischen Streckenabschnitten Flugplatz, Schwedenkreuz und Antoniusbuche Tempolimits eingeführt.

Um den Rennbetrieb kurzfristig zu gewährleisten, mussten die Verantwortlichen diese zum Teil unpopulären Maßnahmen treffen. Insbesondere das Tempolimit und dessen Überwachung beschäftigt seit dem Qualifikationsrennen zum 24-Stunden-Rennen die Verantwortlichen. Dass sie sich unter diesen Umständen eher für zu viel als zu wenig Sicherheit entschieden haben, sollte man ihnen nicht vorwerfen. Der Spannung im Rennen haben ihre Maßnahmen jedenfalls keinen Abbruch getan.

Das zeigte sich bereits im Qualifikationsrennen zum 24-Stunden-Rennen nur zwei Wochen nach dem Unfall. Insbesondere der Haribo-Mercedes SLS AMG GT3 zeigte eine eindrucksvolle Vorstellung. Nachdem Maximilian Götz den Flügeltürer auf die Pole Position gestellt hatte, konnte Uwe Alzen diesen Platz auch im Rennen behaupten. Erst 15 Minuten vor Ablauf der sechsstündigen Renndistanz verhinderte ein technischer Defekt den Tagessieg. Diesen sicherten sich Dominik Baumann, Claudia Hürtgen, Jens Klingmann und Martin Tomczyk im BMW Z4 GT3 des Schubert-Teams. Die Plätze zwei und drei gingen an zwei Porsche-Teams, die mit der Cup-Version des 911 GT3 erfolgreich waren. Christoph Breuer, Matteo Cairoli und Sven Müller von Manthey Racing wurden Zweite vor „Gerwin“, Manuel Metzger, Philipp Eng und Hannes Plesse vom Team Black Falcon.

Nach dem Abbruch beim ersten VLN-Lauf begann die Motorsportsaison für Hauptfeldwebel Mario Merten eigentlich erst beim zweiten Lauf der Langstreckenmeisterschaft. Zum vierten Mal nach 2002, 2006 und 2010 möchte der gebürtige Nürburger im Kampf um den Meistertitel ein Wort mitreden. In der Saison 2015 startet er dafür gleich in zwei Fahrzeugen des Teams Bonk Motorsport. Im Opel Astra OPC Cup teilt er sich dabei das Cockpit mit Jürgen Nett und Marc Legel. Das zweite Eisen im Feuer ist ein BMW M235i Racing Cup in der Klasse Cup5, den er gemeinsam mit Ralf Schall pilotiert. Obwohl er auf beiden Fahrzeugen bereits Erfolge feiern konnte, ist der Umstieg im Rennen zwischen dem heckgetriebenem BMW und dem frontgetriebenem Opel immer wieder eine Herausforderung, die er beim zweiten VLN-Rennen schon gut in den Griff bekam. In der Opel-Cup-Klasse erreichte das Trio einen guten zweiten Rang. Bei wechselnden Witterungsbedingungen setzte das Team zunächst auf Regenreifen und verlor dabei wertvollen Boden auf die späteren Sieger um die Gebrüder Fritzsche und Hannu Luostarinen, die auf Intermediates gestartet waren. Mit dem BMW reichte es für Merten in dieser Saison noch nicht zu einem Podiumserfolg. Am Ende des Tages stand ein vierter Platz in den Ergebnislisten.

Für das 24-Stunden-Rennen war Mario Merten zunächst auf einem BMW M235i gemeinsam mit Jürgen Nett, Emin Akata und Alexander Mies gemeldet, musste aber aus familiären Gründen auf den Start verzichten. Er versäumte nichts, denn auch den verbliebenen Fahrern blieb ein erfolgreiches Rennen verwehrt. Nach einem guten Start und in Schlagdistanz zu den Topplatzierungen verunfallte der BMW, dabei wurde der Ölkühler abgerissen. Als der havarierte Wagen zwei Stunden später an die Box zurücktransportiert worden war, entschied sich das Team Bonk Motorsport gemeinsam mit den Fahrern für einen Rückzug aus dem Rennen, welches von zahlreichen Ausfällen geprägt war.

Bereits ab dem ersten Trainingstag hatten die Teilnehmer des 24-Stunden-Rennens mit wechselnden Witterungsbedingungen zu kämpfen. Nach einem nassen Nachttraining am Donnerstag war es zum Top-30-Qualifying am Freitag wieder trocken. Schnellster dieses Einzelzeitfahrens war der Brasilianer Augusto Farfus, der den  BMW Z4 GT3 des BMW Sports Trophy Team Marc VDS in 8:17,394 Minuten auf die Pole-Position fuhr. Mit 0,947 Sekunden Rückstand stellte Adam Christodoulou den Mercedes-Benz SLS AMG GT3 von Black Falcon auf den zweiten Startplatz vor dem besten BMW Z4 GT3 vom Team Schubert, den Jens Klingmann pilotierte.

Nach dem Start auf trockner Fahrbahn übernahm Martin Tomczyk im Schubert-BMW die Führung, die er zunächst verteidigen konnte. Als in der zweiten Rennstunde der Regen einsetzte, begann eine Ausfallserie, der auch zahlreiche Favoriten zum Opfer fielen. Unter anderem erwischte es den Zakspeed-Mercedes im Brünnchen sowie Claudia Hürtgen im Stefan-Bellof-S im Schubert-BMW. Auch für den Frikadelli-Porsche war das Rennen, nach der zwischenzeitlichen Führung, kollisionsbedingt noch vor Mitternacht beendet. Ausgangs des Karussells geriet Patrick Pilet mit dem Car-Collection-Mercedes aneinander. Für beide Teams endete die Hatz zweimal rund um die Uhr hier in den Leitplanken. Auch die beiden Werks-Bentley fielen durch Unfälle zurück und verloren so alle Chancen auf ein gutes Ergebnis.

Am Ende lagen die Teams vorn, die ihre konstant schnellen Rundenzeiten ohne größere Probleme absolvierten. Dabei kam es zu einem spannenden Zweikampf zwischen dem Audi R8 des WRT-Teams und dem BMW Z4 vom Team Marc VDS, was zu den insgesamt 35 Führungswechseln während des Rennens beitrug. Am Ende hatte Audi mit dem neuen R8 LMS das bessere Ende für sich. Christopher Mies, Edward Sandström, Nico Müller und Laurens Vanthoor sicherten den Ingolstädtern den dritten Sieg beim 24-Stunden-Rennen in der Eifel. Der Wagen des Audi Sport Team WRT lag nach 156 Runden gerade einmal 40,729 Sekunden vor dem zweitplatzierten BMW Z4 GT3 des BMW Sports Trophy Team Marc VDS mit der Fahrerbesetzung Maxime Martin, Lucas Luhr, Markus Palttala und Richard Westbrook. Das war der knappste Zieleinlauf in der Geschichte des Rennens. Den dritten Platz belegten Peter Dumbreck, Wolf Henzler, Martin Ragginger und Alexandre Imperatori im Porsche 911 GT3 R von Falken Motorsports.

Während die Fans bis Ende Mai 2016 auf das nächste 24-Stunden-Rennen warten müssen, geht es für Hauptfeldwebel Merten und die Teams der Langstreckenmeisterschaft bereits am 20. Juni 2015 mit  dem 57. ADAC ACAS H&R-Cup wieder auf die Nürburgring Nordschleife.

Text und Fotos: Matthias Behrndt

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