FEI Europameisterschaften Aachen 2015: Gold für deutsche Voltigier-Herren und Vierspännerfahrer Michael Brauchle

Als Shaolin-Mönch rast, rennt und tobt Gefreiter Jannis Drewell fassungslos mit der Deutschland-Fahne durch das Aachener Deutsche Bank Stadion. Bei seinem ersten Championatsstart hat der 24-jährige EM-Gold gewonnen. Auch Silber und Bronze gehen an deutsche Voltigier-Herren: die Brüder Thomas und Viktor Brüsewitz. „Ich hatte auf drei Medaillen bei den Herren gehofft“, erklärt die Bundestrainerin Ulla Ramge. „Wir wussten, dass es möglich war. Aber dass es jetzt tatsächlich so gekommen ist, über die vier Runden hier in Aachen, das ist unglaublich.“

Den Siegern und ihren Longenführerinnen gratulieren Wolfgang Mainz, Mitglied des ALRV-Aufsichtsrats und Ingmar de Vos, Präsident der FEI.

Den Siegern und ihren Longenführerinnen gratulieren Wolfgang Mainz, Mitglied des ALRV-Aufsichtsrats und Ingmar de Vos, Präsident der FEI.

Es war eine Entscheidung der letzten Sekunde. Als letzter Starter ging Jannis Drewell in der letzten EM-Wertung der Herren, in der Kür, an den Start. Nach drei von vier Wertungsprüfungen hatte er noch knapp auf dem zweiten Platz gelegen, hinter Kollege Thomas Brüsewitz. Aber seine Kürvorstellung als Shaolin-Mönch gab den Ausschlag. Drewell siegte in der Kür mit 8,732, überholte damit Thomas Brüsewitz in der Gesamtwertung und sicherte sich die Goldmedaille. Tränen flossen nicht nur bei dem überwältigten Sieger, sondern auch bei vielen Fans und Mutter und Longenführerin Simone Drewell. „Die Schärpe ziehe ich jetzt erst mal nicht mehr aus“, brachte Drewell immer noch fassungslos über die Lippen. Dass auch noch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen persönlich zum Gratulieren im Deutsche Bank Stadion auftaucht war, hatte den Europameister ebenfalls tief beeindruckt. „In den vergangenen Jahren bin ich als vierter Mann immer knapp am Championat vorbeigerutscht. Seit einem Jahr bin ich Sportsoldat und kann jetzt jeden Tag trainieren. Ich glaube, das hat den Ausschlag gegeben, dass ich noch etwas besser geworden bin.“

Die drei deutschen Voltigier-Herren hatten sich in den Tagen von Aachen einen Schlagabtausch geliefert. Drewell hatte mit dem drittbesten Ergebnis im Pflichtprogramm die Europameisterschaft begonnen, war Zweiter im Techniktest und hat beide Kür-Wettbewerbe gewonnen. Thomas Brüsewitz war dreimal Zweiter und siegte im Techniktest, sein Bruder Viktor hatte in der Pflicht dominiert, war Vierter im ersten Kürwettbewerb und zweimal Dritter in der Technik und der zweiten Kür.

„Der ganze Wettbewerb war völlig verrückt – fantastisch!“, betonte der Silbermedaillengewinner Thomas Brüsewitz. Nach zwei Medaillen bei den Junioren sei das nun die erste ‚richtige’ Medaille für ihn. „Für uns hier in Aachen bei der Europameisterschaft zu starten, das war der Wahnsinn.“ Und sein Bruder, der Bronzesieger Viktor Brüsewitz, erklärte: „Nach der Pflicht war ich sehr zufrieden. Die hat nahezu perfekt geklappt, da war ich selber fast überrascht.“ In der Kür habe es leider nicht so hingehauen. „Deshalb wollte ich heute noch einmal zeigen, was ich kann. Da habe ich getan, so gut ich konnte.“

Kai Vorberg, der Disziplintrainer der deutschen Voltigierer, freute sich über ‚seine’ Herren und fügte hinzu: „Dieses Jahr hatten wir tatsächlich fünf bis sechs Anwärter für die Europameisterschaften. Und je stärker die Konkurrenz ist, umso besser wird man bekanntlich.“

EM-Gold für Michael Brauchle

Stabsunteroffizier FA Michael Brauchle ist neuer Europameister der Vierspännerfahrer, Silber und Bronze gewinnen die Niederländer Ijsbrand Chardon und Koos de Ronde. In der EM-Teamwertung haben die Niederländer ihren Titel bei den FEI Europameisterschaften Aachen 2015 verteidigt.  Auf den Silber- und Bronzerang kamen die Fahrer aus Deutschland und Ungarn. Wegen eines Zahlendrehers in den Wertungsbögen dauerte es eine Weile, bis die Ergebnisse final feststanden und Michael Brauchle jubeln konnte.

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Der Deutsche Post Marathon, die letzte Wertungsprüfung der Fahrer bei dieser Europameisterschaft, war es, der das Ranking der Fahrerteams und der Einzelwertung noch einmal ins Wanken brachte.

Die Oranje-Fahrer hatten den Grundstein für ihren Erfolg bereits im ersten Wettbewerb, der Dressur, gelegt. Mit drei Fahrern unter den Top Vier gingen die Titelverteidiger in Führung vor Ungarn, Belgien und Deutschland. Auch nach dem Kegelfahren veränderte sich die Reihenfolge der Teams nicht. Aber dann kam die finale Wertung, der Deutsche Post Marathon. Den Niederländern gelang es, ihre Spitzenposition zu halten. Sie hatten in den ersten beiden Disziplinen mehr als 20 Punkte Vorsprung herausgefahren. Dieser Vorsprung schrumpfte durch den Marathon auf drei Punkte, aber sicherte den Titelverteidigern die Goldmedaille. Zum Team der Niederländer gehörten Ijsbrand Chardon, Koos de Ronde und Theo Timmerman.

Schon im Vorfeld hatte der Bundestrainer der deutschen Fahrer, Karl-Heinz Geiger, auf die Stärke seiner Fahrer im Marathon gehofft – und er behielt Recht. Nach Dressur und Kegelfahren lag das heimische Team auf dem vierten Platz und katapultierte sich durch den Marathon auf den Silberrang. Michael Brauchle, das 25-jährige Teamküken der deutschen Vierspännerfahrer, absolvierte den Marathon so gut wie kein anderer der 36 Fahrer. Der Baden-Württemberger ging als Sieger aus dem Deutsche Post Marathon hervor. „Das Gelände hier liegt Michi einfach“, erklärte Bundestrainer Geiger. Bereits in den Jahren 2008, 2011 und 2013 hatte sich der neue Europameister im Aachener Marathon an die Spitze gefahren. Sieger Brauchle betonte heute die Brillanz seiner Pferde: „Ich habe mit Shakira und Clinton ganz starke Stangenpferde, besonders die Stute ist im Gelände meine Lebensversicherung.“ Auch auf Platz zwei des Deutsche Post Marathons fuhr sich ein deutscher Fahrer, Christoph Sandmann, und machte damit das deutsche Silberteam-Ergebnis perfekt. Georg von Stein, durch einen gebrochenen Knöchel etwas gehandicapt, war der dritte Fahrer des deutschen Silberteams. „Wir wussten, unser Tag würde mit dem Marathon kommen und er kam“, grinste der deutsche Equipechef Friedrich Otto-Erley.

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Text: Aachen 2015

Foto: Aachen 2015/ Michael Strauch

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