43. Chemiepokal – deutsche Boxer proben für Olympia

Die 43. Auflage des Chemiepokals ist zu Ende. 93 Athleten aus 18 Nationen nahmen dieses Jahr an dem Hallenser Traditionsturnier teil.

Goodbye Maritim Hotel – Hello Erdgas Arena

Weil das Maritim Hotel in ein Flüchtlingsheim umfunktioniert wurde, fand das Turnier nicht mehr in dessen Festsaal statt, sondern in der Erdgas Arena. Die Begeisterung für die moderne Eventhalle war groß – auch beim Publikum. Am Finaltag kamen über 1.400 Boxfans. Man muss lange in der Geschichte des Chemiepokal zurückgehen, um derartige Zuschauerzahlen zu finden.

Medaillenregen für Deutschland

Das deutsche Team präsentierte sich überraschend stark in dem namenhaften Teilnehmerfeld. Von den 18 DBV-Athleten sprangen zwölf aufs Podest. Damit belegte Deutschland im Nationenvergleich Platz 1.

Ohne die Soldaten wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen. Sie gewannen alle Goldmedaillen, dreimal Silber und zweimal Bronze.

Gutes Turnier mit vielen Verletzten

Halbschwergewichtler Leon Bunn und Raman Sharafa, der im Bantamgewicht antrat, verletzten sich in ihren Kämpfen.

In seiner Battle gegen  Englands Hünen, Lawrence Okolie bekam der Obergefreite Igor Teziev einen schmerzhaften Bluterguss im Innenohr ab. Auch er erhielt vom Arzt Startverbot.

Deutschlands APB-Weltmeister Artem Haruyunyan war zwar im Halbweltergewicht gemeldet, musste aber seine Teilnahme absagen. Auf  dem  internationalen Turnier in Ungarn riss ihm das Trommelfell. Selbstverständlich saß er in Halle am Ring. Er feuerte seine Mannschaftskameraden an, allen voran seinen Bruder Robert, der im Leichgewicht antrat. Für den Stabsunteroffizier wurde Edison Zani nachnominiert. Das Küken in der deutschen Staffel unterlag im  Auftaktkampf dem Griechen Alexandros Tsanikidis.

Von Halle über Türkei nach Rio

Für Europa war der Chemiepokal die Generalprobe für die Olympia-Ausscheidung, die vom 09. April bis zum 17. April in Samsun/Türkei  stattfinden wird.

In einigen Gewichtsklassen war der Chemiepokal sogar entscheidend.

„Im Welter, Mittel und Halbschwer ist der Leistungsunterschied wenige Millimeter. Hier geht es für die deutschen Athleten um alles“, sagte Kappell im Interview. Er unterstrich, dass nicht die Platzierung, sondern der Gesamteindruck im Turnierverlauf für die Nominierung entscheidend war.

Wen das DBV Lenkungsteam in die Türkei senden würde, wurde nur wenige Stunden nach Turnierende bekannt gegeben:

49 kg Christos Cherakis (BW)

52 kg Hamza Touba (NRW)

56 kg Omar el Hag (BE)

60 kg Robert Harutyunyan (HH)

69 kg Arajik Marutjan (MV)

75 kg Xhek Pascali (BW)

81 kg Serge Michel (BY)

Der Oberstabsgefreite Erik Pfeifer (+91kg), David Graf (91kg) sowie Stabsunteroffizier Artem Haruyunyan sind bereits qualifiziert.

Pech im Superschwergewicht

APB-Boxer Erik Pfeifer hatte sich durch die Krone im Superschwergewicht als erster Boxer überhaupt für die olympischen Spiele qualifiziert. Pfeifer wollte den Chemiepokal nutzen, um sich wieder an den Rhythmus der Drei-Runden-Kämpfe zu gewöhnen, denn in der APB werden zehn Runden geboxt. Gegen den Russen Andrey Afonim ging er bereits nach zwei Minuten KO. Für den Soldaten aus Lohne heißt es jetzt „Kopf hoch und nach vorne schauen“.

49kg: Gan-Erdene Gankhuyag, MGL 2:1 PS über Alberto Mustafi, GER

Für Alberto Mustafi war es das erste internationale Großturnier, an dem er teilnahm. Eigentlich sollte er in Halle Erfahrung sammeln, doch durch den knappen Punktsieg über den Engländer Harvy Horn überraschte er nicht nur die Fachwelt, sondern er boxte gegen Erdene Gankhuyag aus der Mongolei um den Turniersieg. Der ganz große Wurf blieb aus. Vor allem in der Defensive haperte es beim Frankenthaler. Seine Fäuste standen zu weit auseinander, um Gankhuyags Kombinationen abzuwehren.

52kg: Engh-Amar Kharkhuu, MGL 3:0 PS über Hamza Touba, GER

Im Halbfinale überwand Engh-Amar Kharkhuu den Oberfeldwebel Ronny Beblik. Nun boxte Hamza Touba gegen die mongolische Kampfmaschine um Gold. Rasant ging Kharakhuu nach vorn und genauso schnell drehte sich „Quickly“ Touba über den linken Kopfhaken aus dem Angriff.  Unentschieden nach den ersten beiden Runden. Touba legte im letzten Durchgang zu und arbeitete viel. Aber auch der Mongole setzte eindeutige Treffer. Jetzt war die Jury gefordert. Sie entschied sich für den Mongolen.

60kg: Callum French, ENG 2:1 PS über Robert Harutyunyan, GER

Wenn der Hauptgefreite Robert Harutyunyan in den Ring kletterte, konnten sich seine Gegner schon einmal ihre Rückflüge raussuchen. Gabil Mamedov aus Russland, Polens Dawid Michelus und Adilet Kurmetov aus Kasachstan zogen gegen den Hamburger den kürzeren.

Erst der Engländer Callum French stoppte ihn. Anfangs sah es nach einem Sieg des deutschen Leichtgewichtlers aus. Er  machte sich klein und griff French entschlossen an. Erstklassige Auftaktrunde für Harutyunyan. Doch der Engländer begann zu fighten und konterte clever. Gleichstand nach Runde zwei. Harutyunyan erhöhte die Schlagfrequenz. In der letzten Minute des Gefechts kam der Engländer zurück. Mit dieser einen Minute beeindruckte er das Kampfgericht, denn es gab den Sieg in die englische Ecke.

69kg: Abass Baraou, GER Walk-Over Sieg über Araik Marutjan, GER

Bei der grandiosen Ringschlacht gegen den amtierenden Weltmeister Mohamed Rabii, brach sich Stabsunteroffizier  Araik Marutjan die Nase und konnte nicht mehr zum Finale antreten.

Somit ging das Gold im Weltergewicht kampflos an Abass Baraou, dem zweiten Deutschen in dieser Klasse.  Der Oberhausen-Express knipste in der Vorrunde den mongolischen Titelverteidiger, Tuvshinbat Byamba, aus. Im Halbfinale überrollte er den Kasachen Ilya Ochkin.

75kg: Denis Radovan, GER TKO-I (Rd. 2) übe Xhek Paskali, GER

Im Mittelgewicht kam es zum Showdown zwischen Stabsunteroffizier Denis Radovan und dem Hauptgefreiten Xhek Paskali. Während Radovan den Österreicher Edin Avdic und Antony Fowler aus England besiegte, setzte sich Paskali gegen Polens Szymon Hamersky und den Holländer Max van der Pas durch.

Jetzt standen sich die beiden Deutschen im Finale gegenüber. Doch bereits nach der ersten Runde war das Gefecht zu Ende. Der Hauptgefreite verletzte sich an der Hand und gab den Kampf auf. Gold für Radovan, Silber für Paskali.

81kg: Serge Michel, GER 2:1 PS über Hrovje Sep, CRO

Serge Michel, kämpfte sich mit Mumm im Herzen ganz nach oben aufs Podest. Es war Schwerstarbeit, die der Hauptgefreite aus Traunreut leistete, denn der Kroate Hrovje Sep deckte ihn mit heftigen  Granaten ein. Michel hielt dagegen. Mit seinem Jab brach er Seps Deckung auf und zirkelte sofort den Aufwärtshaken hinterher. Sie zeigten keine Wirkung, der Kroate stand wie ein Fels. Erst im Infight konnte Michel die siegentscheidenden Punkte für sich verbuchen.

Text: DBV

Fotos: Bilal Bektas, Bundeswehr

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