Irre Aufholjagd: Deutschland-Achter siegt trotz Kollision in Rendsburg

Irre Aufholjagd auf dem Nord-Ostsee-Kanal: Der Deutschland-Achter feierte beim SH Netz-Cup in Rendsburg trotz einer Kollision kurz nach dem Start einen grandiosen Sieg vor dem Olympia-Dritten Niederlande. Es war der zwölfte Triumph des deutschen Flaggschiffs bei der 16. Auflage des Rudermarathons im hohen Norden der Republik. Der Deutschland-Achter war in der kompletten Besetzung angetreten, die sechs Wochen zuvor bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die Silbermedaille gewonnen hatte.

Dramatik pur auf dem ersten von insgesamt 12,7 Kilometern. Der deutsche und der amerikanische Achter, die beide auf der Mittelbahn im Vier-Boote-Feld gestartet waren, kamen sich bedenklich nah – sie fuhren Kampflinie, bis es knallte. Die Riemen verhakten sich auf der Backbordseite des deutschen Bootes, die Achter bremsten ab und kamen schließlich zum Stillstand. Die Nutznießer zu diesem Zeitpunkt: Der holländische und der polnische Achter, die außen vorbei davon fuhren. „Das war schlecht gesteuert, zu den Polen war noch viel Platz. Das war mehr als eine Schrecksekunde“, sagte Bundestrainer Ralf Holtmeyer in der ARD, die das Rennen zum wiederholten Mal live übertragen hatte.

Der 12,7-Kilometer-Ritt auf dem Kanal war der vorweggenommene Tatort vom Sonntagabend: nichts für schwache Nerven. Denn die Aufholjagd, die das deutsche Ausnahmeboot dann startete, als die Riemen wieder auseinander waren, hatte nach diesem Rückschlag keiner mehr für möglich gehalten. Mit dann kühlem Kopf, unglaublicher Willensstärke und einer außerordentlichen Energieleistung kämpften sich Hannes Ocik, Richard Schmidt, Felix Drahotta, Maximilian Reinelt, Eric Johannesen, Andreas Kuffner, Malte Jakschik, Maximilian Munski und Martin Sauer zurück ins Rennen. Sie fanden einen guten Rhythmus und zogen vorbei an den Amerikanern und dann auch an den Polen.

„Ihr seid so bärenstark, Jungs“

Und immer wieder feuerte Sauer die Ruderer an und erinnerte sie an ihr Leistungsvermögen: „Ihr seid so bärenstark, Jungs“, sagte der 33-jährige ins Mikrofon seines Headsets. Und die Mannen an den Riemen hängten sich mächtig rein und rissen das Ruder mit einem großen Kraftakt noch einmal um. Auf der langen Rechtskurve noch vor der Streckenhälfte erkannte Martin Sauer schließlich die Lücke und der Deutschland-Achter zog mit höherer Grundgeschwindigkeit innen an den zunächst enteilten Holländern vorbei. Dies war die Entscheidung, der Deutschland-Achter baute den Vorsprung nun kontinuierlich aus und gewann nach 38:08 Minuten klar vor den schließlich abgehängten Holländern.

„Es spricht für die Mannschaft, dass sie diesen Rückstand noch aufgeholt hat“, fand Holtmeyer schließlich lobende Worte, wie auch Martin Sauer: „Großes Kompliment an die Mannschaft. Das hat sie super gemacht.“ Und auch Andreas Kuffner war glücklich über diesen Abschluss des Olympia-Zyklus’: „Dieses Rennen hat die letzten vier Jahre mit allen Höhen und Tiefen widergespiegelt. Es war alles dabei: Letzter, gekämpft, gewonnen.“

Zuvor gewannen die Recken aus dem Deutschland-Achter in Rendsburg auch den Sprint-Cup der internationalen Achter. Am Samstag Abend setzten sie sich im Rendsburger Kreishafen über die 400-Distanz zunächst im Halbfinale gegen Polen knapp durch. Im Finale fuhren sie gegen die USA eine halbe Bootslänge Vorsprung heraus. Beim Ergo-Cup am Freitag kamen die Polen über 500 Meter mit 1:20,5 Minuten auf die schnellste Durchschnittszeit, gefolgt vom deutschen Team (1:21,5 Minuten), den Holländern (1:21,7) und den US-Amerikanern (1:22,5).

Weitere Stimmen

Richard Schmidt: „Das war eines der härtesten Rennen, die ich je gefahren bin. Nach dem Crash haben wir uns gut reingekämpft. Wir hatten einen effektiven Streckenschlag gefunden und schließlich gegenüber den Holländern das höhere Tempo.“ Andreas Kuffner: „Nach dem Crash zu Rennbeginn hat jeder bei uns gedacht: Was ist denn hier los? Als ich dann die Holländer im Augenwinkel gesehen hatte, habe ich realisiert, dass wir es schaffen können. Da habe ich gewusst, dass es doch noch ein guter Saisonabschluss werden kann. Das war insgesamt eine geschlossene Mannschaftsleistung.“ Maximilian Munski: „Im ersten Moment, als wir stehen geblieben sind, war ich geschockt. Aber dann lief es. Nach einem Stück Kuchen fühle ich mich jetzt auch wieder besser. Das war ein hartes Stück Arbeit.“

Text und Fotos: Deutschland-Achter GmbH

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