Hindernis-Queen Gesa Felicitas Krause – Deutschlands Willensstarke

Wenn auch ohne Edelmetallausbeute, olympischen Lorbeer erntete die deutsche Leichtathletin Gesa Felicitas Krause dennoch. Im Olympiarund von Rio de Janeiro lief das deutsche 3.000 Meter Hindernislaufass zur Bestform auf und stürmte mit 9:18,41 Minuten zum neuen nationalen Rekord. Mit ihrem sechsten Rang bei den olympischen Spielen in Brasilien habe sie das Minimalziel erreicht, so die taffe Sportsoldatin überaus selbstkritisch, die immer 100 Prozent geben will. Der Berliner Sportjournalist Volker Schubert berichtet.

Das kameraaffine Keep-Smiling mit ihren großen, strahlenden  Manga-Augen, Ehrenrunden mit der Deutschland-Fahne drehen und das hiesige wie das internationale Leichtathletik-Publikum mit taktischem Temporeichtum und läuferischer Eleganz verzaubern, das kann der neue Stern am deutschen Leichtathletik-Himmel, die Sportsoldatin Gesa Felicitas Krause, richtig gut. Zu ihren absolut professionellen Medienauftritten, die ihrer leistungssportlichen Bilanz in nichts nachstehen, gehört auch das Sammeln schöner Saisonabschlüsse. So wie es das deutsche 3.000 Meter Hinderniswunder schon letztes Jahr vormachte, als sie in ihrer Spezialdisziplin einen punktgenauen Treffer landete. Denn 2015 zog die längst zur deutschen Hindernis-Queen arrivierte Leichtathletin in ihrem bravourösen Rennen über die krumme Strecke, den im Elitebereich eher selten gelaufenen 2.000 Metern, ihrer alten Bestmarke gleich mal 11 Sekunden ab – finishte beim Berliner ISTAF, in 6:04,20 Minuten und kam damit in einem Weltklassefeld nicht nur als Dritte ins Ziel, sondern bescherte den Leichtathletik-Konfirmierten mit ihrer überdeutlichen Bestmarke gleich einen neuen deutschen Rekord.

Gesas ISTAF-Finals: Schöne Saisonabschlüsse bei Berliner Mini-WM

So einen schönen Saisonabschuss sollte es auch Anfang September wieder geben, als Gesa Felicitas Krause im weiten Rund von Spreeathens ISTAF-Edelarena auf der Gegengeraden zum beinharten Stelldichein mit der Creme de la Creme im Frauen-Hindernislauf antrat. Hochkonzentriert schien Gesa Krause da mit ihren enggeschnürten Spikes im blauen Hochleistungskunststoff des 400 Meter Olympiaovals von 1936 zu scharren, als die gertenschlanke Läuferin wie gebannt die Evolvente fokussierte. Beim Athleten ankündenden Kameraschwenk via Großbildschirm noch sekundenknapp ins Gesicht der rund 44.500 Zuschauer lächelnd, bot Gesas Mine dann rasch wieder den berühmten Tunnelblick, als an der Startlinie der alle Energien freisetzende Startschuss knallte. Schließlich wollte es die für die LG Eintracht Frankfurt startende Lauf-Koryphäe bei ihrem letzten Saisonwettkampf gegen die Phalanx der Afrika-Elite noch einmal richtig krachen lassen. Immer tapfer im Spitzentrio agierend, konnte sich schließlich das erst 17-jährige Naturtalent Celliphine Chepteek Chespol aus Kenia in international guten 9:25,49 Minuten durchsetzen.

Ein rein taktisches Rennen indes, bei dem die eigentlich ebenso spurtstarke Eintracht-Frankfurterin mit 9:30,95 Minuten der ungestümen letzten Runde der Keniajungfrau nichts mehr entgegensetzen konnte, aber dennoch auf einem beachtlichen zweiten Platz landete und damit immerhin elf Konkurrentinnen hinter sich ließ. Und dies nicht nur vor 1,5 Millionen Fernsehzuschauern, sondern einem begeisterten Publikumsjubel, dass die diesjährige Europameisterin von Amsterdam trotz aller Wettkampfhärte zuletzt dann wohl doch über die Bahn schweben ließ. „Das Publikum war einfach mega-geil, eine atemberaubende Stimmung“, so Gesa Krause. „Ich wurde förmlich über die Bahn getragen.“

Europameisterin, Rio-Sechste und LAEM-Botschafterin Berlin 2018

Das Gesa Krause beim 75. ISTAF-Jubiläum, quasi der Berliner Mini-WM, am Schluss des Hindernis-Finales die sprichwörtlich letzten Körner fehlten, schien allerdings nur zu verständlich angesichts ihrer bereits zuvor so bravourös realisierten EM- und Olympia-Bilanz. Im Juli hatte Hauptgefreiter Gesa Krause im Amsterdamer Olympiastadion ihre ganze läuferische Stärke sowie ihre brillante Hürdentechnik ausgespielt und auf beeindruckende Art und Weise die europäischen Konkurrentinnen dominiert. Bei ihrem souveränen EM-Sieg lief die WM-Dritte von Peking mit 9:18,85 Minuten zudem persönliche Bestleistung, blieb damit hauchdünne 31 Hundertstelsekunden über dem deutschen Rekord. In exakt diesem Korridor –  zwischen Rekord und persönlicher Bestleistung – wollte die damals 23-Jährige auch in Rio auftrumpfen. Eine Kunst, bei der sie alles aus sich herausholen sollte. Und in der Tat, die Zeit vorne wäre gigantisch gewesen, konstatierte Gesa Krause am 15. August im Olympiastadion der brasilianischen Hauptstadt Rio de Janeiro.

Das war nach ihrem bravourösen Finalrennen, wo sie tempostark gegen die Bruthitze, die ätzende Luftverschmutzung, die 35 fordernden Hindernisse und die absolute Weltelite in ihrer sporthistorisch noch recht jungen Olympiadisziplin ankämpfen musste. Mit aus europäisch-deutscher Sicht glänzendem Auftritt, bei dem die Europameisterin in 9:18,41 Minuten zur neuen deutschen Rekordhalterin aufstieg. Olympia-Gold holte sich Ruth Jebet aus Bahrain in der Weltklassezeit von 8:59,75 Minuten vor Weltmeisterin Hyvin Kiyeng Jepkemoi aus Kenia (9:07,12) und der US-Amerikanerin Emma Coburn, die 9:07,63 Minuten lief. Das Rennen sei „suboptimal gelaufen“, so Krause überkritisch und dennoch, „als Sechste bei Olympischen Spielen müsse sie „sich keinen Vorwurf machen“. Jetzt schaut die Rekordhalterin erst einmal auf Militärisches, im Winter geht es zum Feldwebellehrgang nach Hannover – ohne jedoch dem Blick für die Marschrichtung LA-Europameisterschaften 2018 in Berlin zu verlieren.

Text und Fotos: Volker Schubert

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