Bogen-Weltcup-Premiere in Berlin – Tolle Organisation und starke Leistungen

Diese Premiere ist absolut gelungen. Die Sportler und Medienvertreter waren voll des Lobes über die – typisch deutsche – perfekte Organisation des ersten Bogen-Weltcups überhaupt in Deutschland in Berlin. Und sportlich lief es im deutschen Team auch sehr gut, es gab ein historisches Resultat und eine hochinteressante Neuauflage.
In ihrer Heimatstadt Berlin war Lisa Unruh auf dem Maifeld unmittelbar vor dem Olympiastadion einmal mehr die herausragende Vorstellung im deutschen Recurveteam gelungen. Nach dem Sieg der Olympiazweiten über Ki Bo-bae, südkoreanische Olympiasiegerin von London und Dritte von Rio, stürmten ihre Teamkameradinnen auf sie zu, es gab Glückwünsche von den Trainern Natalia Butuzova und Oliver Haidn. Die erfolgsverwöhnten Südkoreaner, die in Rio alle vier möglichen Goldmedaillen gewonnen hatten, bekamen in der Damenkonkurrenz ihren ersten und einzigen Dämpfer. Wie in Rio gelang es nur Lisa Unruh, ihnen Paroli zu bieten. „Ich wollte unbedingt gegen sie gewinnen und habe vorher den Respekt abgelegt“, erklärte sie ihren Erfolg .
Doch mit diesem Achtelfinal-Erfolg waren Lisa Unruhs Koreaspiele an diesem Tag noch nicht beendet. Im Viertelfinale wartete Hye Jin Chang, ihre Finalgegnerin der Olympischen Spiele. Die Neuauflage am Jahrestag war ein hartes Duell, in dem letztlich ein missglückter Pfeil Unruhs den Ausschlag gab. Der erste Schuss der letzten Serie landete bei 2:4-Satzrückstand in der Fünf.
Mit Unruh war die letzte Deutsche ausgeschieden, eine Passe zuvor hatte es Elena Richter erwischt, die zweite Berlinerin. Sie unterlag der späteren Finalistin Alejandra Valencia mit 0:6. „Ich war gut drauf, es hat sich gut angefühlt, und mein Ziel Top-16 habe ich mehr als erfüllt“, meinte die Sportsoldatin. Wie Lisa Unruh schlief sie im Mannschaftshotel und nicht daheim. „Das stand auch gar nicht zur Debatte, ich hätte über eine Stunde Anfahrt mit der S-Bahn gehabt“, meinte Unruh. Anders Richter. „Ich hatte mit dem Auto eine neunminütige Anreise zum Wettkampf – das ist mit Abstand Weltcup-Rekord.“ Es sei zudem „witzig“ gewesen, auf den Busfahrten den Teamkameraden im Stile einer Reiseführerin alles zu zeigen und zu erklären. „Das war Sightseeing.“
Sehr nervenstark in den direkten Ausscheidungskämpfen erwies sich mit Michelle Kroppen das „Greenhorn“ im Team. In ihrem ersten Nationalmannschaftsjahr und bei ihrem erst zweiten Weltcup schied sie erst gegen die Mexikanerin Alejandra Valencia, im Achtelfinale mit 1:7 aus. Dagegen verlor Veronika Haidn-Tschalowa bereits in Runde zwei. Als Team waren die Deutschen bis ins Viertelfinale gekommen und hatten damit das Minimalziel erreicht, scheiterten dort jedoch an Mexiko mit 2:6
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich soweit komme“, meinte Florian Kahllund nach dem Viertelfinalaus mit 2:6 gegen Artem Machnenko. Zuvor hatte er drei starke Gegner ausgeschaltet. Seine noch jungen Kollegen Maximilian Weckmüller und Cedric Rieger waren in der zweiten, Carlo Schmitz in der ersten Runde gescheitert. Als Mannschaft waren sie wie die Frauen bis ins Viertelfinale vorgedrungen, unterlagen dort jedoch Favorit Südkorea glatt mit 0:6.

Völlig überraschend war das Männer-Compoundteam bis ins Finale um Bronze auf dem Sportplatz mitten in Berlin am Anhalter Bahnhof vorgedrungen. Selbstsicher wirkten Marcus Laube, Henrik Hornung und Marcel Trachsel gegen die erfahrenen Inder. „Nervös waren wir auf jeden Fall“, gab Marcel Trachsel zu. Der Leistung tat dies keinen Abbruch. Trotz der Aufregung waren die drei Deutschen von Anfang an ganz bei sich. Nach dem Start bis zum 28:28-Remis gingen sie in Führung und bauten die sogar kontinuierlich bis auf vier Ringe aus. „Doch wir waren uns zu keinem Zeitpunkt sicher“, berichtete Marcel Trachsel. Die Drei hielten die Konzentration hoch, trotz der kühlen und feuchten Witterung, und wurden schließlich enthusiastisch von den Berliner Zuschauern für die erste Weltcupmedaille von deutschen Compoundschützen überhaupt gefeiert.
Den Frauen hatten die Experten vor dem Weltcup die größeren Chancen eingeräumt. Pia Eibeck, Velia Schall und Kristina Heigenhauser untermauerten diese Hoffnungen auch im Achtelfinale, als sie die Ukraine mit 226:217 abfertigten. Doch die Däninnen, die später Bronze gewannen, erwiesen sich beim 229:232 im Viertelfinale als eine Nummer zu groß.
Janine Meißner, nur 31. in der Qualifikation, drang bis ins Viertelfinale vor. In Runde drei bezwang sie mit der Französin Amelie Sancenot die Vorkampf-Zweite. „Es lief technisch sehr gut, ich bin zufrieden“, meinte Meißner. Im Viertelfinale gegen Sanne de Laat aus den Niederlanden brachte sie ein Materialproblem um die mögliche Medaille, als sich die Wicklung an ihrer Bogensehne löste. Das kostete entscheidende Ringe.

Text und Fotos: Harald Strier

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