Titelverteidigung durch Strategie

Mit dem 42. DMV Münsterlandpokal endete die 41. Saison der Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring. In dieser Saison wurden neun Läufe ausgetragen,  von denen nur die besten sieben Einzelergebnisse in die Wertung einfließen. Mit dieser Endscheidung wollten die Verantwortlichen der VLN den Rennkalender kompakter gestalten. Doch auch mit einem Rennen weniger als in den vergangenen Jahren, bot die Saison 2017 spannenden Motorsport und packende Duelle.

Ohne seinen letztjährigen Teamkollegen Alexander Mies, der für diese Saison zu Getspeed Performance gewechselt war gelang es Michael Schrey nach einigen Problemen zu Beginn des Jahres letztendlich doch, den Meistertitel aus dem Vorjahr erfolgreich zu verteidigen. Um dieses Ziel erneut zu erreichen, hatte das Bonk Team, in dessen BMW M235i Racing Cup Schrey die Saison bestritt, für den letzten Lauf eine gewagte Strategie ausgearbeitet. Statt wie gewohnt auch das letzte Vier-Stunden-Rennen des Jahres als Solist zu bestreiten und auf Sieg in der am stärksten besetzten Klasse der Meisterschaft fahren zu müssen, entschied man sich in der Nacht vor dem Rennen dazu, den BMW kurz nach dem Start abzustellen und Schrey als dritten Fahrer im VW Golf TCR von Benjamin Leuchter und Andreas Gülden einzusetzen. Das Trio fuhr wie erhofft zum Klassensieg und sicherte damit Schreys erfolgreiche Titelverteidigung. Für das Team Bonk-Motorsport ist es nach 2002, 2006, 2010 und 2016 bereits der fünfte VLN-Meistertitel.

Das Nachsehen bei diesem Strategiestreich hatten Norbert Fischer, Christian Konnerth und Daniel Zils vom Pixum Team Adrenalin Motorsport, denen am Ende, trotz des achten Klassensiegs, 0,2 Punkte auf den Titelverteidiger fehlten. Ihnen bleibt der Titel in der VLN Produktionswagentrophäe, den sich das Trio mit dem Porsche Cayman sicherte. Marcel Manheller, der mit seinem BMW 325i ausschied, belegte den dritten Platz vor dem ehemaligen Teamkollegen von Michael Schrey, Alexander Mies als Vierter.

Der Tagessieg beim Saisonfinale ging an Fred Makowiecki und Lars Kern im Porsche 911 GT3 R, die damit dem Team Manthey-Racing ein historisches Jubiläum bescherten. Für die Mannschaft um Olaf Manthey war es der 50. Sieg VLN-Sieg. Mit fünf Erfolgen  war die Truppe aus Meuspath in diesem Jahr mit Abstand das erfolgreichste Team, was die Gesamtsiege betrifft. Es folgen Land-Motorsport mit zwei Siegen auf Audi R8 LMS sowie jeweils ein Erfolg für Falken Motorsport im BMW M6 GT3 und das Wochenspiegel Team Monschau im Ferrari 488 GT3.

Das Wochenspiegel Team um Georg Weiss, Oliver Kainz und Jochen Krumbach feierte im Juni, beim dritten Lauf, den zweiten Ferrari-Sieg in der Langstreckenmeisterschaft nach 2011. Damals triumphierten Marco Seefried und Jamie Melo Junior im Ferrari F458 von Farnbacher-Racing. WTM-Racing setzte nach vielen Jahren im Porsche erst seit dieser Saison auf Ferrari und konnte gleich eine Duftmarke setzen. Im weiteren Verlauf folgte noch ein weiteres Podiumsergebnis als Dritter beim vorletzten Saisonrennen.

Beim vierten Lauf des Jahres gelang es dem Falken Motorsport endlich, eine 18 Jahre andauernde Durststrecke zu beenden, als Stef Dusseldorp und Jörg Müller im BMW M6 GT3 den ersten Sieg für den japanischen Reifenhersteller einfuhren. Nachdem man lange mit Nissan Skyline in der Eifel angetreten war und vor einigen Jahren auf Porsche wechselte, setzte das Team in diesem Jahr regelmäßig einen Porsche 911 GT3 sowie den BMW M6 GT3 ein. Es blieb aber der einzige Erfolg des Teams auf der Nordschleife.

Erfolgreicher war die Truppe um Wolfgang Land. Neben dem prestigeträchtigen Gewinn des 24-Stunden-Rennen stand der Audi R8 LMS des Teams noch zweimal auf der Siegerstraße. Zunächst sicherten sich Connor De Philippi und Robin Frijns den Sieg beim sechsten Lauf, ehe Dries Vanthoor und Markus Winkelhock beim achten Rennen des Jahres nachzogen. Der Erfolg bei seiner Premiere am Steuer eines GT3-Boliden machte den 19jährigen Vanthoor zum jüngsten VLN-Sieger und zeitgleich war es auch für den Routinier Winkelhock der erste Sieg in der VLN.

Da die übrigen fünf Rennen durch den Manthey-Porsche gewonnen wurde, blieben die Mercedes-Teams in diesem Jahr auf der Nordschleife sieglos, auch wenn Hubert Haupt, Erik Johansson und Maro Engel im Mercedes-AMG GT3 des Black Falcon Teams mit dem zweiten Platz beim Saisonfinale noch einmal nah dran waren. Dennoch braucht man sich bei Mercedes um die Zukunft keine Sorgen machen. Gleich zwei der neuen Mercedes Benz AMG GT4 kamen beim Saisonfinale vor den übrigen Vertretern nach GT4-Spezifikation ins Ziel.

Der neuen TCR-Klasse fehlte es am Ende der Premierensaison noch an regelmäßigen Startern, auch wenn für Abwechslung eigentlich gesorgt sein könnte. Mit Audi, Honda, Opel, Peugeot, Seat und VW waren immerhin sechs Marken bei einzelnen Rennen vertreten. Ob die TCR-Klasse das Potenzial dazu hat, ähnlich erfolgreich zu sein, wie beispielsweise der BMW 235i Racing Cup, der regelmäßig bis zu 20 Starter vorweisen kann, bleibt abzuwarten, da sich die VLN nach der Jahressiegerehrung am 25.11.207 in die wohlverdiente Winterpause verabschiedet. Erst am 24. März 2018, zur 64. ADAC Westfalenfahrt, wird die Langstreckenmeisterschaft und der Nürburgring wieder aus dem Winterschlaf erwachen.

Text und Fotos: Matthias Behrndt

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