„Glück ab und Berg heil!“ Gebirgsjäger üben den Fallschirmsprungeinsatz für das Hochgebirge

Bei einer Ausbildungswoche im Gleitfallschirmspringen übten Soldaten der Gebirgsjägerbrigade das Anlanden aus der Luft auf dem Militärflugplatz Lager Lechfeld. Die Ausbildungswoche diente als Grundlage für die weiterführende Ausbildung im militärischen Gleitfallschirmspringen im Hochgebirge. Dabei absolvierten die sprungberechtigten Soldaten der Brigade ihre Pflichtsprünge für den Scheinerhalt sowie zum Erwerb einer höherwertigen Lizenz wie etwa zum Tandem- master oder Schwerlastspringer. Zusätzlich erprobten sie erstmalig das Abspringen aus einem zivilen Propellerflugzeug vom Typ „SC-7 Skyvan“.

Warum springen Gebirgsjäger im freien Fall aus einem Flugzeug?

Was für den Einsatz von Gebirgsjägern erst einmal untypisch klingt, da die Fallschirmjäger für Luftlandeoperationen zuständig sind, macht bei näherer Betrachtung durchaus Sinn: Das schnelle Verbringen von Spezialisten in ihren Einsatzraum aus der Vertikalen.
„Um die Wirkung von Spezialeinheiten wie dem Kommando Spezialkräfte in einer Operation zu steigern, ist die direkte taktische Unterstützung durch weitere spezialisierte Einheiten des Heeres sinnvoll – das nennt die Bundeswehr den Einsatzverbund Spezialkräfte“, erklärt Oberstabsfeldwebel Jürgen Brandhuber, Fallschirmsprungbeauftragter des Gebirgs- jägerbataillons 231 aus Bad Reichenhall. Folglich müssen diese Einsatzverfahren begleitend geübt und verbessert werden. Die Gebirgsjägerbrigade 23 bildet hierzu Gleitfallschirmspringer aus. Auch bei eigenen Operationen der Gebirgsjäger im Hochgebirge kann mit dem gezielten Einsatz von Fallschirmspringern Schlüsselgelände schneller genommen werden. Ein möglicher Auftrag nach der Landung könnte beispielsweise der Aufbau eines Seilgeländers für die nachfolgende Truppe sein, die das Gelände somit schneller überwinden kann.
Auch eingeschlossene oder dislozierte Kräfte können durch einen Fallschirmsprung-Einsatz über weite Entfernungen mit Material, Ausrüstung oder Spezialisten für Steilfeuerunterstützung, Kampfmittelräumung, Scharfschützen oder Hundeführern schnell und unbemerkt unterstützt werden.

Gebirgsjäger nutzen breites Einsatzspektrum des Gleitfallschirmspringens

Dieses Potential hinsichtlich der unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten des militärischen Gleitfallschirmspringens, insbesondere für den Einsatz im Hochgebirge, hat die Gebirgsjägerbrigade 23 für sich erkannt. Waren bis vor etwa zwei Jahren nur einzelne Heeresbergführer im Sprungdienst ausgebildet, so können mittlerweile ausgewählte Soldaten nahezu aller Verbände der Brigade die Ausbildung absolvieren. „Der Schwerpunkt liegt derzeit auf der Ausbildung der Hochgebirgsjägerzüge und des Hochgebirgsspähzuges, da diese naturgemäß den Auftrag haben, den Kampfkompanien als Vorauskräfte den Weg zu bereiten“, teilt Oberst Jared Sembritzki, Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, mit.

Besonderheiten für das Gleitfallschirmspringen im Hochgebirge

Das Fallschirmspringen im Hochgebirge birgt einige Besonderheiten: Da die Umgebung durch das Höhenprofil der Gebirgsketten höher liegt, muss auch die Absetzhöhe höher liegen. Springt man im Flachland aus einer Höhe von 4.000 Metern über dem Boden ab, so wären es im Hochgebirge der Alpen bei 3.000 Metern schon 7.000 Meter über dem Meeresspiegel, aus denen abgesprungen werden muss. Daher kommen Sauerstoffgeräte zum Einsatz. Auch die Temperaturen nehmen in diesen Höhen rapide ab: Bei plus 5 Grad Celsius in der Landezone können in einer Absetzhöhe von 10.000 Metern Temperaturen von rund -50 Grad Celsius angenommen werden.
Eine weitere Herausforderung stellen die kleinen Landezonen in schwierigem bis extremen Gelände dar. Die Fallschirmspringer müssen in der Lage sein, im unübersichtlichen, alpinen Gelände ihre Landezone zu erkennen und dann punktgenau landen. Bei der Auswahl der Landezone muss zudem auf den Untergrund geachtet werden. Latschen- und Geröllfelder eignen sich nicht für eine Landung. Auch die Hangneigung und unerwartete lokale Winde müssen bei der Landung beachtet werden.

Multinationale Ausbildung mit Österreichern und Schweizern

Schon jetzt arbeiten die Gebirgsjäger auch bei der Sprungausbildung mit Österreich und der Schweiz zusammen. Die Kooperation reicht von gemeinsamen Aus- und Weiterbildungen, wie im Frühjahr mit dem österreichischen Jagdkommando, bis hin zum Angebot von Lehrgangsplätzen durch die Schweiz. Auf die Expertise der beiden Alpenländer bei Operationen im Hochgebirge greifen die heimischen Gebirgsjäger dabei gern zurück. In Zukunft soll die multinationale Kooperation weiter intensiviert werden. Die Gebirgsjägerbrigade 23 möchte dazu ihre Ausbildungsplätze wie auf dem Gebirgsübungsplatz Reiteralpe zukünftig verstärkt für den Sprungdienst nutzen und auch den multinationalen Partnern zur Verfügung stellen. Zudem sollen die Gleitfallschirmspringer im taktischen Einsatz zukünftig auch verstärkt in den Übungen der Brigade eingebunden werden, so zum Beispiel im Rahmen der freilaufenden Übung „Berglöwe“ im Juni 2018, beim Angriff auf die Reiteralpe.

Text: Christian Giehl, Pressestelle Gebirgsjägerbrigade 23

Fotos: Christian Giehl, Rene Schäffler

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  1. Axel sagt:

    Sehr schöner Beitrag. Echt interessante Facetten. Besonders die Eigenheiten des Springens im Hochgebirge.

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