Sport für Einsatzgeschädigte – Aktiv Heilung suchen

Sie bezahlten einen hohen Preis für Ihren Einsatz. Verletzt an Körper und Seele kehrten einige Soldaten der Bundeswehr aus den Feldlagern zurück. Ihre Rehabilitation betreiben sie engagiert voran. Sport ist jetzt ein wichtiger Teil ihrer Therapie. „Die drei Wochen hier in Warendorf haben mir mehr geholfen als monatelange Klinikaufenthalte“, sagt ein Betroffener. Der Marine-Soldat leidet an einer Posttraumatischen Belastungsstörung – PTBS. Er nimmt derzeit am Lehrgang „Sporttherapie nach Einsatzschädigung“ an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf teil. Eine therapeutische Maßnahme für Soldaten, deren Gesundheit im Einsatz geschädigt wurde. „Ich habe neue Ziele und das gute Gefühl, es wird sich um mich gekümmert. Der Sport fordert mich und macht Spaß!“ Einem anderen Soldaten, dem wegen einer Schussverletzung das Gehen schwer fällt, verhalfen das Lehrgangsprogramm sowie die begleitenden medizinischen und orthopädischen Maßnahmen zu mehr Lebensfreude und -qualität.

Sport als Therapie

Ergebnisse, die Mut machen. Die beteiligten Fachleute der Schule und des benachbarten Sportmedizinischen Instituts der Bundeswehr freuen sich über die überraschenden Fortschritte der Patienten. Oberstarzt Dr. Andreas Lison berichtet aus der Erfahrung von bisher zwei Pilotlehrgängen und verweist dabei auf die Bedeutung des Sports als eine wesentliche Therapiemaßnahme. „Die Lehrgangsteilnehmer sehen im Sport einen Ausweg aus ihrer Krise. Das gilt insbesondere für Soldaten mit bleibenden Schäden“, sagt er. „Die erfolgreichen Pilotlehrgänge haben uns ermutigt, ‚Nägel mit Köpfen‘ zu machen, damit den Kameraden geholfen werden kann“. Vizeadmiral Manfred Nielson, Inspekteur der Streitkräftebasis ließ den Lehrgang bereits in das Programm der Sportschule aufnehmen. Ab 2013 wird dieser dreiwöchige Lehrgang drei Mal jährlich angeboten. Weitere, ambulante Behandlungsangebote runden die Versorgung ab. Zusätzlich werden Kurzlehrgänge „Spezielle Sporttherapie nach Einsatzschädigung“ angeboten. „Das dazu eingesetzte Personal ist bis auf wenige Ausnahmen soldatisch“, erklärt Oberst Grygiel, Kommandeur der Sportschule, den Einsatz seiner Sporttherapeuten. Eine angenehme Atmosphäre hilft, gestörte körperliche, psychische und soziale Funktionen zu regenerieren. Der neue Lehrgang unterscheidet sich deutlich von üblichen Klinikaufenthalten. Die Betreuer und Ausbilder handeln nach dem Prinzip „Kameraden für Kameraden“, was bei den Lehrgangsteilnehmern zusätzlich auf eine positive Resonanz stößt. Elemente pädagogischer, psychologischer und soziotherapeutischer Verfahren schließt das Lehrgangsprogramm ebenso ein, wie die Familien. „Das Ziel, wieder in den Dienstbetrieb eingegliedert zu werden und das Bestreben, die höchstmögliche Lebensqualität wieder zu erreichen, sind die Antriebskräfte der Betroffenen“, berichten Oberst Grygiel und Oberstarzt Dr. Lison unisono.

Engagement

In der Sporttherapie streben alle Beteiligten eine Verbesserung und den langfristigen Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit an. Zunächst erhalten die Soldaten eine umfassende fachübergreifende sportmedizinische Untersuchung und Beratung. Dabei geht es um die Erfassung der Funktionsreserven und die Festlegung der von den Sportwissenschaftlern der Sportschule umzusetzenden Trainingsmaßnahmen in den Bereichen Ausdauer, Kraft und Koordination. Eine Teamarbeit, die sich auch im Alter für den Patienten auszahlt. Zusätzlich wird den Lehrgangsteilnehmern Wissen über gesundheitsorientiertes Verhalten vermittelt. Ziel ist eine gesteigerte Motivation und Eigenverantwortung. Auch dahingehend, dass bestimmte Übungen und Verhaltensregeln im Anschluss an den Lehrgang selbstständig weitergeführt werden. Wichtige Schritte auf dem Weg zu einer Normalisierung im Alltag. Prominente Hilfe erfahren die Ärzte, Therapeuten und Soldaten von Martina de Maizière. Die Ehefrau des Verteidigungsministers engagiert sich persönlich für das Wohl versehrter Soldaten und deren Familien. Sie betont: „Wir müssen über PTBS und Verwundung sprechen! Die Bundeswehr und unsere Gesellschaft haben eine Verpflichtung gegenüber den Betroffenen.“ Verwundung und Versehrtheit sind ihrer Meinung nach mit keinem anderen Ereignis – etwa einem schweren Verkehrsunfall – vergleichbar. Mit dem Lehrgang „Sporttherapie nach Einsatzschädigung“ ist ein wichtiger Schritt in Richtung qualifizierter Rehabilitation getan, damit wieder mehr einsatzgeschädigte Soldaten „einen Tag erleben, auf den ich mich freuen kann“, wie der Marine-Soldat.

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