Laufkriegstüchtig durch Dresdens Karl-Kurve

Rudolf-Harbig-Städter Militärathlet schreibt deutsche Sportgeschichte

Von Volker Schubert, Korrespondent Olympischer Spitzensport

Ostdeutsche Lichtgestalt auf den Spuren des Dresdner Wunderläufers Rudolf Harbig: Karl Bebendorf, mittlerweile sechsfacher Deutscher 3.000 Meter Hindernismeister und aktuell die Nummer zwei in Europa, will bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Tokio neue deutsche Sportgeschichte schreiben.

Seit Beginn der Wettkampfsaison 2025 brilliert der sächsische Militärleichtathlet Karl Bebendorf mit einer grandiosen Erfolgsserie im knallharten Wettkampfgeschäft des 3.000 Meter Hindernislaufs. Mit seinen Carbon-verstärkten Nagelschuhen bewegt sich der geborene Elbestädter zusehends in den Aschenbahnspuren des Dresdner Wunderläufers Rudolf Harbig. Und damit jenem 1944 an der Ostfront gefallenem Fallschirmjägeridol, dass in den 1930er und 1940ger Jahren die bisher einmalige Heldentat vollbrachte, unvergessene Weltrekordgeschichten über die 400 Meter, die 800 Meter und die 1.000 Meter zu schreiben. Deutsche Sportgeschichte will auch Karl Bebendorf, der sächsische Elitesportsoldat von der Bundeswehr Sportfördergruppe Frankenberg bei Chemnitz schreiben.

Seine seit Saisonbeginn 2025 erzielten Siege und Bestzeiten sind weit mehr als symbolhafte Botschaften. Denn ganz im Sinne von Wehrressortchef Boris Pistorius präsentierte sich das deutsche Hindernisidol bei seiner Wettkampfserie regelrecht „laufkriegstüchtig“. Den klaren Kampfansagen an die Weltklasseequipe ließ der Rudolf-Harbig-Städter Militärleichtathlet Taten folgen. Karl Bebendorf ist aktuell – hinter dem ebenso famosen Sportsoldaten und deutschen Hindernisrekordhalter Frederik Ruppert – die Nummer zwei in Europa. Der Berliner Sportjournalist und Korrespondent Olympischer Spitzensport Volker Schubert folgte den eichenlaubverzierten Wettkampfspuren des Ausnahmesportlers auf seinen nationalen wie internationalen Kampfbahnen exklusiv für Bundeswehr Sport-Magazin.

Das edelstahlverzierte Grundrauschen seines Bronzerangs bei den Europameisterschaften 2024 in Rom als mentaler Antriebsmotor permanent im Hinterkopf, schickte sich der fünffache Deutsche 3.000 Meter Hindernislauf-Meister Karl Bebendorf im Tokioter Weltmeisterschaftsjahr noch vor Saisonbeginn an, weitere spitzensportliche Höhenflüge vollführen zu wollen. Seinen Worten folgten Taten. Und was für welche, wie die grandiose Erfolgskurve gleich beim Dresdner Auftaktrennen nur zu deutlich untermauerte – gewissermaßen die heimatliche Startrampe für eine kometenhafte Sieges- und Bestzeitenserie.

5:20,03 Minuten: Karl Bebendorf, der Rudolf-Harbig-Städter Rekordläufer

Seinen ersten Paukenschlag vollzog der Militärathlet der sächsischen Bundeswehr-Sportfördergruppe Frankenberg bei Chemnitz beim planmäßigen Saisonstart des Dresdner Sportclubs 1898 (DSC 1898). Seine Wettkampf-Station Nummer eins absolvierte der 29-Jährige Ende Mai in seiner Heimatmetropole, der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Und zwar beim DSC-Sportfest, dem Frühlingshöhepunkt des überwiegend ostdeutschen Leichtathletikspektakels, bei dem allerdings auch Athleten aus dem Westen der Republik angereist waren, um bei der 35. Sportfest-Auflage des Elbeklassikers erste Siege und nationale Qualifikationen einfahren zu können. Das Aufeinandertreffen von insgesamt 680 Athleten – neuer Teilnehmerrekord, wie die DSC 1898-Macher später bilanzierten – fand dabei erstmals in der seit Sommer 2024 komplett sanierten Kampfbahn am Ostragehege vor tausenden begeisterter Leichtathletikfreunde statt.

Erfolgreich unter deutschen Dächern. Bei den „Deutschen“ in Dortmund wurde Karl Bebendorf über die 1.500 Meter Unterdistanz bereits im Februar 2025 „Deutscher Vizemeister“.

Längst weit über die Grenzen des Freistaats Sachsen hinaus bekannt, gilt der Armeesportler, fünffache nationale Hindernismeister in Folge und 2024 Europameisterschafts-Dritter von Rom, zusehends als nationales Aushängeschild für deutsche Spitzenleichtathletik „Made in Dresden“. Seinem exzellenten Ruf folgend, wollte die Elbestädter Hindernisikone beim DSC-Klassiker seine mit großer Spannung erwartete Visitenkarte fürs WM-Jahr 2025 abliefern. Und die hatte es – neben vielen dramatischen Duellen im ewigen Schneller-Höher-Weiter-Ringen – auf dem nagelneuen Hochleistungskunststoff des Ostra-Geheges dann auch in sich. Ein trommelndes Spikeskonzert, das in unüberhörbare Tonalität mündete, sollte der Auftritt des Lokalmatadors werden, als Karl Bebendorf zu fortgeschrittener Wettkampfstunde an die Evolvente trat. Glanzvoll in Flutlichtkegel gehüllt, erwachte die ikonisch von einem muschelähnlichen Ring umsäumte Arena zur Schaubühne für laufsportliche Spitzenklasse.

Das neue Markenzeichen für „So geht sächsisch“. Unter dem Label „Goldenes Oval“ wird auf der Dresdner Kampfbahn am Ostra-Gehege zukünftig deutsche Leichtathletik-Geschichte „Made in Dresden“ geschrieben, so Lokalmatador und Hindernislauf-Idol Karl Bebendorf.

Besonderen Reiz bot dabei die Streckenlänge über die ausgesprochen selten gelaufenen 2.000 Meter Hindernis – mit fünf 400 Meter Stadionrunden eine sogenannte „krumme Strecke“, wie Leichtathletik-Konfirmierte wissen. Karl Bebendorfs ungetrübtes Ziel vor Augen: endlich den mittlerweile 27 Jahre alten deutschen 2.000 Meter Hindernislauf-Rekord des Mittelstreckenspezialisten Marc Ostendarp des Jahres 1998 knacken zu wollen! Bis zum ersten Kilometer von einem seine Laufarbeit konsequent ausführenden Wattenscheider Tempomacher unterstützt, sollte Karl Bebendorf schließlich zu früher Höchstform aufsteigen. Auf dem zweiten Kilometer begann dann sein zweieinhalb Runden währender Solo-Ritt, bei dem Karl Bebendorf mit ungestümen, stets von Leichtigkeit getragenen Schritten immer schneller Richtung Ziellinie drängte.

Die starren Hindernisbalken sind 91,44 Zentimeter hoch. Fehltritte mit Stürzen können zu schweren Verletzungen führen. Einschließlich des Wassergrabenhindernisses müssen die Mittelstreckenspezialisten während der siebeneinhalb 400 Meter Runden 35 Balkenüberquerungen meistern.

Auf den letzten 300 Metern zum Zieleinlauf verwandelte sich der Siegeslauf des Dresdener Hinderniskönigs Karl schließlich zum hochemotionalen Husarenstück. Von frenetischen Beifallsstürmen und stehenden Ovationen der fachkundigen sächsischen Leichtathletikgemeinschaft geleitet, taten die immer lauter werdenden Lautsprechertöne des Stadionsprechers ihr Übriges: Und so tobte der laut schallende Tribünenjubel auf den Rängen bis weit in die pittoreske Elbmetropole hinaus. Leichtathletik pur mit Gänsehautmomenten war das, was Karl Bebendorf da vorführte! Der Lohn seines unbändigen Angriffswillens: 5:20,03 Minuten! Und damit rund fünf Sekunden schneller als Marc Ostendarp, was für ein wunderbarer „Deutscher Rekord“!

Kurz vor dem Sieg: Persönliche Bestzeit und Deutschen Rekord vor Augen.

Noch völlig von seinem Rekordlauf, dem gefühlten Eichenlaubkranz und den unaufhörlichen Beifallssturm in den Bann gerissen, verriet der Rudolf-Harbig-Städter wie schon ein Jahr zuvor bei seinem fabelhaften Bronzerang bei der EM in Roms Nationalstadion seinen Plan: „Ich wollte hier Geschichte schreiben“. Der weit über die Kampfbahn tönenden Botschaft, sollten bald neue Heldentaten folgen. Den nächsten persönlichen Paukenschlag vollzog Dresdens neuer Sportgeschichtsschreiber nur eine Woche später am ersten Junisonntag, als er erneut für die Faszination Leichtathletik sorgte. Und zwar beim zweiten Auftritt in seinem geliebten Trainingsstadion und Wettkampfwohnzimmer.

Rekord mit Ansage. Von Beginn der „Krummen Strecke“ über 2.000 Meter setze Karl Bebendorf alles auf exakte Durchgangszeiten.
Er wolle „Geschichte schreiben“, gestand der neue deutsche 2.000 Meter Hindernis-Rekordhalter gegenüber dem Dresdner Stadionsprecher.
Karls Leistungsexplosion im Dresdner Oval

Überbordend des Eigenlobs, feierte hier der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) die zweite Neuauflage des einst sozialistischen Sportfest-Formats „Goldenes Oval“. Und damit vor allem den gegen den DSC 1898 gelandeten Finanz-Coup, der dem seit Jahren immer weiter in die multikulti-woke Ecke abdriftendem Dachverband bis Ende 2026 um die 800.000 € in die Verbandskasse spülen wird. Für den DLV damit ein sattes Plus ums Vierfache, denn der Neu-Oval-Erstausrichter DSC erzielte für den Startevent lediglich 100.000 €, die 2024 aus der Stadtkasse der Sportmetropole Dresden gezahlt wurden.
Wozu die horrende Steigerung der Tantiemen zugunsten des DLV im Vergleich zur Auftaktveranstaltung im August 2024 qualitativ führen sollten, war am ersten Junisonntag jedenfalls nicht erkennbar. Selektierte Journalistenakkreditierungen, viel zu klein geratene Übertragungsmonitore und ein Weitsprungareal, das von der Zielgeraden kaum einsehbar war, trugen jedenfalls nicht dazu bei, wie auch Dietmar Jarosch, Karl Bebendorfs früherer Trainer und ehemalige Diplom-Sportlehrer der Dresdner Elitesportschule, mit Ernüchterung feststellte.

Karl Bebendorf ist in den vergangenen sieben Jahren durch seinen Heimtrainer Dietmar Jarosch, ehemaliger Diplom-Sportlehrer an Dresdens Elitesportschule, zum exzellenten Hürdentechniker herangereift.

Dass das Wetter mitspielte, gehörte neben den durch die Leistungsbilder nationaler wie internationaler Spitzenathleten verzierten Teilnehmerfeldern indes zu den erfreulichen Meldungen, die zudem durch das 8.050 Leichtathletikfreunde zählende Tribünenpublikum komplettiert wurden. Während der DLV kritikfrei von der beeindruckenden Stadionhistorie der vormals sozialistischen Jubelveranstaltung fabulierte, sollten die spitzensportlichen Protagonisten die eigentliche Sportgeschichte schreiben.
Mitten im Sonnenschein des Kugelstoßrings repräsentiert durch die Sportsoldatin und Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) sowie ihre Kameradin Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge) von der Frankenberger Bundeswehr Sportfördergruppe. Beim Kugeleinschlag durch Feuerwerksfontänen gesäumt, sorgte die wurfmächtige Konkurrenz für echte Leistungsschübe, wie die Anzeigetafel unweit des Marathontors bewies. Am Ende siegte die US-amerikanische Rekordhalterin Chase Jackson im sechsten und letzten Versuch mit 19,73 Metern, während Yemisi Ogunleye mit 19,67 Metern ihren weitesten Saisoneinstieg feierte. Die erzgebirgsche Militärathletin Katharina Maisch platzierte sich im Weltklassefeld zufrieden mit 18,82 Metern schließlich auf Rang sechs.

Kampfkraft-Multiplikator „Karl-Kurve“

Weitere Spitzenleichtathletik feierte das Goldene Oval mit der „Tanzaufführung“ der US-amerikanischen Diskus-Olympiasiegerin Valarie Allman, die die ein Kilogramm schwere Scheibe gleich beim kraftvollen Erstversuch auf die Siegesweite über 67,84 Meter fliegen ließ. Dem Freudentänzchen der blonden US-Ballerina folgten rasch weitere Glanzauftritte: allen voran, ein hochkarätig besetztes Mittelstreckenrennen mit dem durch das Dresdner Publikum heiß erwarteten Sohn der Elbmetropole. Natürlich stand hier der Lokalmatador und 3.000 Meter Hindernis-Spezialist Karl Bebendorf vollends im Rampenlicht seiner Anhängergemeinde.

Liebling der ostdeutschen Jugend: In Dresden gilt das blonde Hindernisass mit dem schneidigen Militärhaarschnitt als leuchtendes Sportlervorbild und steht besonders bei den „Dreikäsehochs“ unter den Autogrammjägern hoch im Kurs.

Für den emotionalen Tempobeschleuniger sollte die eigens für den DSCer geschaffene „Karl-Kurve“ dienen. Sichtlich fokussiert trat der Spitzensportsoldat inmitten der Mittelstrecken-Asse an die Ablauflinie. Gleich von Anfang an den Anschluss im Blick, sortierte sich der Taktik-Fuchs bis zur letzten Runde so gut ins Feld, dass ihm am Ende ein persönlicher Quantensprung über die dreieinhalb langen Rundengefechte gelang. Während der starke Franzose Pierrik Jocteur-Monrozier in 3:33,25 Minuten unangefochten siegte, stürmte Dresdens Hindernis-König Karl mit einem starken Schlussspurt auf Rang neun; dabei die persönliche Bestzeit von 3:35,51 Minuten im Tornister.

Kampfkraftmultiplikator „Karl-Kurve“. Beim Goldenen Oval in seiner Heimatstadt Dresden ging Karl Bebendorf mit großer Zuversicht ins hochkarätig besetzte 1.500 Meter Rennen. Kurz vor der Gegengeraden pushte das Publikum den kämpferischen Freistaatler mit Anfeuerungsrufen – der Lohn: persönliche Bestzeit in 3:35,51 Minuten!
Erzgebirgsass Rebekka Haase über 100 Meter Zweite

Für mit bloßen Augen schwerlich erkennbare Sprintfinals sorgten auch die Schnellkraft-Asse, die unter dem Eisernen Kreuz antraten: Bei ihren Schluss-Akkorden über die 100 Meter überzeugten die in Chemnitz trainierende Sportsoldatin Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) in 11,37 Sekunden vor der zeitgleichen Militärathletin Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) in 11,37 sec), die hinter der ebenso pfeilschnellen Portugiesin Lorene Bazolo in 11,34 Sekunden die Ränge zwei und drei belegten. Und auch über die 800 Meter gab es aus militärsportlicher Sicht Erfreuliches.
So öffnete Deutschlands beste 800-Meter-Läuferin, die Sportsoldatin Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler), zum Saisoneinstieg ihre „Überraschungskiste“, wie sie sagte. Mit 2:00,95 Minuten ein konstanter Auftakt, auf dem sich ihre Mittelstreckenambitionen in Richtung der nationalen Titelkämpfe „gut aufbauen“ ließen. Siegerin wurde die starke Favoritin und Eidgenossin Lore Hoffmann in 2:00,11 Minuten. Mit der um zwei Sekunden Dresden-gestählten 1.500 Meter Topform im Reisegepäck, ging es nahezu verzugslos aufs internationale Kunststoffparkett. Nur 14 Tage nach dem Gold-Oval reiste Karl Bebendorf in die schwedische Hauptstadt. Um erneut Sportgeschichte zu schreiben: mit seinem Paukenschlag Nummer drei!

Stockholm: Grandioser Sieg in 8:11,81 Minuten!

Beim Diamond League-Meeting in Stockholm, einem Hochkaräter in der Jahresplanung von World Athletics, dem globalen Leichtathletik-Verband, begegnete der kampfstarke Ostdeutsche dann legendären Größen, wie dem gerade einmal 25 Jahre alten Schweden Armand Duplantis, Elffach-Weltrekordler und zweimaliger Olympiasieger, der im heimatlichen Vorbeiflug nach blitzsauberem ersten Anlauf in 6,28 Meter mal schnell seinen zwölften Stabhochsprung-Rekord auf die Beine stellte.
Nicht weniger berühmt dabei auch die Weltklasse-Hürden-Viertelmeiler Karsten Warholm aus Norwegen und die stets so grandios sprintende zehnmalige Europameisterin aus den Niederlanden, Femke Bol, die über die Hürdendistanz Sieg und Saisonbestleistung in 52,11 Sekunden ablieferte. Europas nordischen Überfliegern disziplinspezifisch folgend, wollte Karl Bebendorf ebenso mit Bestzeiten glänzen. Und dabei unübersehbar aufzeigen wollen, welches läuferische Potential noch in ihm schlummere.

Mit Tokio-Fahrkarte im WM-Tornister

Und in der Tat, auf der famosen Rundbahn des historischen Olympiaovals von 1912 sollte die Dresdner Hindernis-Koryphäe erneut aufblühen. In einer taktisch hochwachsamen Schlussphase dominierte der DSCer mit einem überzeugenden Steigerungslauf, der seiner hochkarätigen Gegnerschaft den letzten Saft aus den Beinen raubte. Der Lohn seines voller Mut und Geschick gestalteten Rennens bei der elektronischen Zielmessung: 8:11,81 Minuten! Die neue persönliche Bestzeit, zugleich ein frisch bedrucktes Kalenderblatt deutscher Sportgeschichte, denn der Bronzemedaillist von Rom schob sich damit auf den fünften Rang in der ewigen DLV-Bestenliste.
Zu Rang zwei, den bis dato der Berliner Damian Kallabis mit 8:09,48 Minuten belegte, fehlten ihm lediglich zweieinhalb Sekunden. Mit seinem Sieg konnte der Militärleichtathlet zudem die Direktnorm von 8:15,00 Minuten für die Weltmeisterschaften vom 13. bis 21. September in Tokio abhaken. Dem überzeugenden Leistungs- und Gesundheitsbild mit seiner Steigerung um knapp drei Sekunden – beim Bronzefinale 2024 in Rom lief Karl Bebendorf 8:14,41 Minuten – nicht genug, startete der Elbestädter mit nur einem Tag Ruhepause im finnischen Turku.

Deutsche Dominatoren begeistern finnische Laufnation

Noch vollends vom Rauscherlebnis vergangener Wettkampfmodi verzaubert, boten die traditionsreichen Paavo-Nurmi-Spiele die nächste Karl-Bebendorf-Bühne. Die bestechende Stockholm-Form in den Oberschenkeln, wollte der Ostdeutsche in der nördlichen Ostseemetropole ein weiteres Karrierefenster aufstoßen. Sein stärkster Konkurrent: der deutsche Mega-Rekordhalter, Kamerad Frederik Ruppert. Der Sportsoldat, dem am 25. Mai im marokkanischen Rabat das nahezu Unvorstellbare gelungen war, als er gegen den dortigen Lokalhelden und Olympiasieger Soufiane El Bakkali ankämpfend (Sieger in 8:00,70 Minuten) die Leichtathletik-Welt bei seinem Saisondebüt in sensationellen 8:01,49 Minuten „schockte“ und dabei den deutschen und europäischen Hindernis-Kosmos förmlich aus den Angeln hob.

Im internationalen Spezialisten-Feld gut positioniert über die 1.500 Meter Unterdistanz. Ob Goldenes Oval Dresden oder irgendwo auf der Welt: In seinen Hindernisrennen ist Karl Bebendorf mittlerweile zum eiskalten Taktiker und eisernen Jäger emporgestiegen – dranbleiben, Überblick behalten, zuschlagen, Sieg!

Ein echter Quantensprung, bei dem sich der rotblonde Armeesportler (LAV Stadtwerke Tübingen) aus dem Süden Deutschlands auf einen Schlag auf den Kaiserthron der ewigen deutschen Bestenliste beförderte. Und so richteten sich die tausenden finnischer Augenpaare verständlicherweise auf das zu erwartende Hindernisduell der kontinentalen Giganten, als die zwei deutschen Militärathleten beim skandinavischen Format der „World Athletics Continental Tour Gold“ an die Startlinie traten. Mit dem Startschuss entfaltete sich dann rasch der erwartete Höhepunkt mit einem von Anfang an spannungsgeladenen Renngeschehen.
Denn das der westdeutsche Fabelrekordhalter zu Beginn als klarer Favorit an die Startlinie ging, wie der DLV vollmundig behauptete, stand angesichts der steil nach oben verlaufenden Leistungskurve seines härteerprobten ostdeutschen Konkurrenten keineswegs fest. Auf den ersten 1.000 Metern mit dem kenianischen Tempomacher Wesley Langat und einer temporären Führungsriege unter luxemburgischer und marokkanischer Flaggensetzung, sortierten sich die beiden deutschen Hindernis-Asse taktisch günstig in die läuferische Perlenkette ein. Kurz vor Ende des zweiten 1.000 Meter-Abschnitts, die der Tempomacher schließlich verließ, bahnte sich das früh erwartete Ringen um den Sieg und die Platzierungen an.

Armeesportler Karl Bebendorf & Frederik Ruppert dominieren Turku-Rennen

Allen voran Karl Bebendorf, der sich zwei Runden vor Schluss an die Spitze wagte. Doch Frederik Ruppert, hellwach und ohne Stockholmer Vorbelastung, klebte förmlich an den Nagelschuhen des bekanntermaßen sprintstarken DSCers. Exakt bis zum vorletzten Wassergraben, als sein Tübinger Kamerad erstmals die Führungsposition einnahm, um im Klang der letzten Rundenglocke erneut den deutschen Rekord-Turbo zu zünden. Nicht ohne Gegenwehr des Rudolf-Harbig-Städters, der sich hinter dem letzten Wassergraben nochmals beachtlich aufbäumte.
Eindeutig am Ende der Sieg, den sich Nationalmannschaftskamerad Frederik Ruppert mit für ihn exzellentem Ergebnis von 8:10,39 Minuten sicher ans Eiserne Kreuz heften konnte, seiner zweitbesten Karrierezeit und dem ersten Sieg über den Dauerrivalen aus Elbflorenz. Doch auch Karl Bebendorf präsentierte sich mit Turku-Silber in 8:11,52 Minuten überglücklich. Schraubte er damit seine Stockholmbestmarke erneut um 29 Hundertstel nach unten. Für die zielstrebige Sportsoldatin Majtie Kolberg ging die Turku-Rechnung über die 800 Meter nicht auf. Weit entfernt von ihrer Saisonbestzeit in 2:00,95 Minuten rangierte das stets taffe Lauftalent in für sie mäßigen 2:01,40 Minuten am Ende auf Rang acht. Hier ging der Sieg in beeindruckenden 1:59,39 Minuten an das Schweizer Supertalent Audrey Werro.

„König Karl“ in Madrid der Triumphator

Den nordischen Glanzlichtern extrem starker Wettkampferfolge nicht genug, flog Karl Bebendorf nur zehn Tage nach Turku ins spanische Madrid. Mit Bundesadler verziertem Deutschland-Trikot sollte der Nationalkader-Athlet bei seinem fünften Hochwertrennen erneut für Furore sorgen. Bei den Team-Europameisterschaften wieder planvolle Ausrufezeichen setzen, so der hehre Anspruch des Dresdner Sportgeschichtsschreibers. Als Mann der Tat starte der Stockholm-Sieger nun beim vierten Saisonrennen in seiner anspruchsvollen Spezialdisziplin. Nach glück- wie schwunglosem Team-EM-Start ruhten die DLV-Hoffnungen umso mehr auf der bisherigen Leistungsbilanz des willensstarken DSCers.
Trotz brütender Hitze mit Temperaturen um die 35 Grad traf das Dresdner Hindernisass auf einen sehr schnellen Rennverlauf. Taktisch meisterlich, stets reaktionsstark Positionsveränderungen parierend, hielt der sich immer beeindruckender zum Jagd- und Tempoläufer gereifte Militärathlet unaufhaltsam in der Spitzengruppe auf. Am Ende brillierte er beinhart beim finalen Sturmabwehrschießen, zog das Wechselmagazin und spurtete mit überlegender Siegesfreude über die Ziellinie; neuem Team-EM-Rekord in so klug herausgelaufenen 8:20,43 Minuten!

Deutschlands Bronze-Platzierung bei der 2025iger Team-EM in Madrid ist vor allem dem couragierten Rennen des Militärathleten der sächsischen Bundeswehr Sportfördergruppe, Karl Bebendorf. zu verdanken.

Was für ein stimmungsvoller zweiter Wettkampf-Auftakt, den Karl Bebendorf mit satten 16 Punkten für die DLV-Mannschaft krönte. Die beeindruckende Aufholjagd des Dresdner Einzelsiegers trug am Ende entscheidend mit dazu bei, dass der DLV in der Nationenwertung schließlich mit der Bronzemedaille punkten konnte. Mit Yemisi Ogunleye, Rang zwei im Kugelstoßen (19,58 Meter), Julian Webers Speerwurf-Sieg (85,15 Meter) und dem sechsten Rang der EM-Team-Kapitänin und 100 Meter-Sprinterin Lisa Mayer (11,26 Sekunden) steuerten weitere Sportsoldaten mit engagierten Leistungsbilanzen zur deutschen Team-EM-Drittplatzierung bei.

Fabelhaft in Monaco

Gut einen Monat vor den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Dresdens neuem Edel-Oval am Ostra-Gehege, leitete der Madrid-Triumphator den vorläufigen Schlussakkord zu seiner ungebrochenen Sieges- und Bestzeitenserie ein. Ein Paukenschlag von europäischer Extraklasse, direkt vor der Haustür der World Athletics Zentrale, sollte es werden. Unweit der Zentrale des Weltleichtathletik-Verbandes trafen die beiden deutschen Armeesport-Asse Frederik Ruppert und Karl Bebendorf auf ein nahezu lückenloses Olympia-Podest.
So versprach das topbesetzte Diamond League-Meeting am zweiten Juli-Freitag in Monaco (Monte Carlo) mit seinen 14 Paradedisziplinen von Beginn an faszinierende Wettkampfspektakel. Weitere deutsche Farben präsentierten die wettkampfbewährten Bundeswehr-Topathleten Yemisi Ogunleye und der sächsische Spitzen-Dreispringer Max Heß. Wie schon so oft in der Vergangenheit, brillierte das Monaco-Sportfest wieder einmal in den Laufdisziplinen.

Mit Stolz und Erleichterung. Was mit der Freiluftsaison in Dresden mit dem Deutschen 2.000 Meter Hindernis-Rekord begann, zog Karl Bebendorf auch auf europäischen Bühnen planmäßig durch. Auf den kontinentalen Zielgraden präsentierte sich der ostdeutsche Militärathlet angesichts seiner Siege, Spitzenplatzierungen und Rekordläufe immer wieder überwältigt.

Extrem hochrangig besetzt dabei der 3.000 Meter Hindernislauf. Ein Weltklasse-Stelldichein, bei dem Frederik Ruppert und Karl Bebendorf gegen härteste Konkurrenten antraten: darunter Kenianer, US-Amerikaner und der Olympiasieger Soufiane El Bakkali sowie das französische Duo mit Alexis Miellet und Djilali Bedrani, die Europameister und Vize-Europameister von 2024. Mit zwei heißblütigen DLV-Eisen im Feuer gehörte das Hindernisrennen gewiss zu den dramatischsten Begegnungen der atemberaubenden Monaco-Nacht. Kurz nachdem sich die elitäre Läuferphalanx zu einem langgezogenen D-Zug aufreihte, nahm das Drama seinen Lauf. Schon früh geriet Frederik Ruppert ins Stolpern und stürzte schließlich: der „größte anzunehmenden Sportunfall“ für den 28-jährigen Rekordhalter!
Um Längen besser lief es für Karl Bebendorf, der sich geschickt in die exklusive Perlenkette der Verfolger einreihen konnte. Vorne ging sprichwörtlich die Post ab, denn Soufiane El Bakkali schickte sich an den Weltrekord über 7:52,11 Minuten ins Visier zu nehmen. Auf dem letzten Kilometer musste der Marokkaner dem hohen Anfangstempo schließlich Tribut zollen. So wurde der Weltklassefavorit in Zielrichtung sichtlich langsamer und von dem stark aufkommenden Japaner Ryuji Miura überholt. Plötzlich jedoch zog der zweimalige Weltmeister alle Register und konterte so heftig, dass er den Sieg in 8:03,18 Minuten noch retten konnte, während Ryuji Miura den Rekord im Land der aufgehenden Sonne auf 8:03,43 Minuten schraubte. Für den DSCer entwickelte sich das Rennen wie so oft zum absoluten Steigerungslauf.

Als Siebter im Ziel, konnte er seine Freude kaum fassen: In fabelhaften 8:08,21 Minuten katapultierte sich das Dresdner Hindernis-Idol nahezu blitzartig auf Rang zwei der ewigen deutschen Bestenliste. Frederik Ruppert, der sturzgeplagt mutig weiterlief, schrieb sich am Ende mit Platz 14 in 8:24,68 Minuten in die Monaco-Annalen ein. Mit ihrer Tagesbestweite von 19,48 Metern schlug Sportsoldatin Yemisi Ogunleye am Ende mit Rang vier auf, während sich ihr Chemnitzer Kamerad Max Heß in der Dreispringer-Konkurrenz mit 16,37 Metern und Rang acht zufriedengeben musste.
Für weitere internationale Wettkampfhöhepunkte sorgte die Niederländerin Femke Bol, die in 51,95 Sekunden über 400 Meter Hürden erstmals in diesem Sommer unter 52 Sekunden finishte. Das stark besetzte 800-Meter-Rennen entschied der kenianische Olympiasieger Emmanuel Wanyonyi mit Meetingrekord und Weltjahresbestzeit über 1:41,44 Minuten für sich. Seine Landsmännin Nelly Chepchirchir krönte sich über die 1.000 Meter und blieb in 2:29,77 Minuten als viertschnellste Frau der Sportgeschichte unter 2:30 Minuten.

Der Berliner Sportjournalist und Korrespondent Olympischer Spitzensport Volker Schubert – DLV-Lizenztrainer und ehemals erfolgreicher Mittel- und Langstreckenlaufamateur – folgt den spitzensportlichen Etappen des ostdeutschen Armeesportlers Karl Bebendorf seit über fünf Jahren.
Die „Deutschen“ in Dresden: Kampf der deutschen Hindernistitanen

Dass es mit der deutschen Leichtathletik vor allem im Laufbereich weitergeht, dürfte sich am ersten Augustwochenende in der sächsischen Elbmetropole unter Beweis stellen. Da wird vor allem der Zweikampf der beiden deutschen Hindernisgiganten im Rampenlicht stehen. In seinem Dresdner Wohnzimmer wird der im Endspurt pfeilschnelle Karl Bebendorf alles daransetzen, seinen sechsten deutschen Meistertitel gegen den extrem tempoharten Frederik Ruppert an Land zu ziehen, so der Rudolf-Harbig-Städter selbstbewusst gegenüber Bundeswehr Sport-Magazin. Wie auch immer das Rennen der beiden deutschen Hindernislauftitanen ausgehen wird, die Botschaft beider dürfte im Gleichklang lauten: über die Dresdner Karl-Kurve führt der Weg zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2025 direkt ins Tokioter Nationalstadion. Zwischenziel eins, der Einzug ins Finale. Zwischenziel zwei: der hautnahe Kampf um olympisches Edelmetall!

Während der WM-Saison 2025 zeigte sich Dresdens Hindernis-König Karl immer wieder ausgesprochen laufkriegstüchtig: Zeit über einen würdigen Namen für die Kampfbahn am Ostra-Gehege nachzudenken: „Karl-Bebendorf Stadion“ wäre hier gewiss eine alternativlose Zierde.
  • Text: Volker Schubert
  • Fotos: Volker Schubert; Karl Bebendorf (privat); Patrick Schönknecht
Deutschlands Finals im Olympiafieber
Glanz und Schmerz der Dresdner Spiele