Schnell, schneller, Speed Badminton

…und Interview mit Stabsfeldwebel Jürgen Brüchner

Stabsfeldwebel Jürgen Brüchner in Action.

Es kommt aus Berlin und sprengt alle bisher gekannten Tempodimensionen: Mit 290 Stundenkilometern ist Speed Badminton blitzschnell und drauf und dran sich zum ultimativen Geschwindigkeitskick im Reaktionssport zu entwickeln. Ein Erfolgskurs, der der Konkurrenz wie Squash, Tennis, Federball & Co langfristig das Fürchten lehren könnte.Die Waffen des Newcomers sind zwar keine unbekannten, doch die beiden Schläger und der dazugehörige neon-gelbe Ball – trefflich „Speeder“ genannt – sind Hightech-Produkte und speziell für Hochgeschwindigkeits-Duelle designt worden. 2011 fand in Berlin die erste Speed Badminton Weltmeisterschaft statt. Ein Siegeszug, der offensichtlich gewaltig voranschreitet. Zusehends zieht der sportive WM-Debütant nun auch die „kämpfende“ Truppe in seinen Bann. Im Juli 2012 finden die ersten Bundeswehrmeisterschaften im Speed Badminton statt – natürlich wieder in der Hauptstadt!

Davon ist Stabsfeldwebel Jürgen Brüchner schon jetzt felsenfest überzeugt: „Die erste Bundeswehrmeisterschaft im Speed Badminton wird der absolute Knaller“. Brüchner, vom Panzergrenadierbataillon 371 im erzgebirgischen Marienberg, muss es wissen, denn einen gehörigen Vorgeschmack vom Wettkampfreiz, der von der Hochgeschwindigkeitsvariante des Badminton ausgeht, konnte der 45-Jährige im August 2011 in Berlin erleben, als dort die erste Speed Badminton Weltmeisterschaft im Steffi-Graf-Stadion am Rande des Grunewalds ausgetragen wurde.  Damals gingen 373 Athleten aus 37 Nationen an den Start. Brüchner schied während der Qualifikationen mit einem achtsamen 26. Platz im „Über 40“ (Ü40) Weltklassement aus. Auch wenn der Stabsfeldwebel bei der WM gerne noch weiter vorne gelandet wäre, das Schwelgen in Erinnerungen ist geblieben. Denn Speed Badminton sei eine echte Fun-Sportart, so Brüchner schwärmerisch, die die Athleten „am liebsten bei eitlem Sonnenschein, mit nacktem Oberkörper und mit cooler Sounduntermalung“ betreiben.

Kofferraumfreundlich und Kasernenkompatibel

In Deutschland rangiert Brüchner allerdings deutlich weiter vorne – ist aktuell Deutscher Ü40-Vizemeister. Warum Speed Badminton so attraktiv ist, liegt für Brüchner auf der Hand. „Du kannst Speed Badminton mit geringem Organisationsaufwand quasi überall spielen“, sagt er. „Und Speed Badminton ist zudem hochgradig kasernenkompatibel“. Kein Wunder, dass er diese Überzeugung so offensiv vertritt, denn in der Marienberger Panzergrenadierkaserne arbeitet Brüchner als Infrastrukturfeldwebel. Wer die wilde Action, die Speed Badminton so ultimativ verkörpert, hautnah erleben will, braucht nur wenige Voraussetzungen erfüllen. Neben den zwei fünfeinhalb Meter mal fünfeinhalb Meter großen Quadraten, zwischen denen sich eine fünfeinhalb Meter mal 12,80 Meter lange Zone befindet, sind neben bequem sitzender Sportbekleidung nur die beiden Schläger und der Spezialball, der „Speeder“ – eine besonders windstabile Variante des bekannten Federballs – erforderlich. Der ist, genau wie die 48 Zentimeter großen, ovalen Schläger ausgesprochen bunt gestaltet.

Regen unerwünscht

Dann heißt es Kofferraum auf und Speeder und Schläger raus. Noch kurz die Felder, die anderes, als bei Tennis und Co., von keinem Netz getrennt werden, abgesteckt und schon geht’s mit den tempo-reichen Ballwechseln los. „Einfache Regel erhöhen die Attraktivität“, erklärt der Marienberger. Der Aufschlag wird gelost, nach je drei Spielzügen wird gewechselt, und wer als Erster 16 Punkte mit zwei Punkten Vorsprung erreicht, hat einen von maximal drei Gewinnsätzen gewonnen. Richtig cool findet Brüchner auch die Geräuschkulisse, die bei den taktisch ausgeklügelten Highspeed-Duellen entsteht. Erst kommt ein Knall, dann zischt ein scharfes Pfeifen durch die Luft. In Bruchteilen von Sekunden rast der Speeder mit 290 Stundenkilometern Geschwindigkeit rund 13 Meter weit bis er vom Kontrahenten mit gleicher Tonlage regelrecht „zurückgefeuert“ wird. Bei aller Coolness und Kompatibilität – ein Handikap hat das Speed Badminton dann doch. Regen mögen die Athleten gar nicht. Zwar kann man die Highspeed-Duelle auch in die Sporthalle verlagern, sagt Brüchner, „aber da kommt keine emphatische Stimmung so wie im Freien auf“.

Speed Badminton: Das Handwerkszeug besteht aus zwei formschönen Schlägern und dem neongelben Speeder.

Speed Badminton: Eine Funsport-Idee aus der deutschen Hauptstadt

Vor gut zehn Jahren wurde Speed Badminton in Berlin kreiert, genauer gesagt im Stadtteil Kreuzberg, erinnert Jürgen Brüchner. Speed Badminton ist eine Weiterentwicklung des in Hallen über Netze gespielten Badmintons. Seine „Hallenfreiheit“ ist dem Speeder geschuldet, der auch bei Seiten-, Quer und Frontalwinden treffgenaue Ballwechsel ermöglicht. In der Kreuzberger Wiege sitzen auch die Produzenten, die noch immer die führenden Schläger-Hersteller auf dem immer weiter wachsenden Markt sind. Über 1,5 Millionen Spieler zählt Speed Badminton bereits europaweit, will der Ü40-Spieler wissen. Vor allem junge Menschen zieht der dynamische Funsport in seinen Bann – die Altersgruppe liegt zwischen 20 bis 35 Jahren. „Tendenz steigend“, freut sich der Marienberger Oldie.  Ein Trend für den sich Brüchner vor allem in der Bundeswehr stark gemacht hat. Seine Initiative ist mittlerweile erfolgsgekrönt: Vom 24.-27. September 2012 wird in Berlin die erste Bundeswehrmeisterschaft im Speed Badminton stattfinden. Mit reichlich Platz, denn die vielen Einzelturniere werden auf dem Riesenareal des ehemaligen Zentralflughafens Tempelhof ausgetragen. Veranstalter sind die Evangelische (EAS) und die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldaten (KAS). Weitere aktuelle  Informationen sind unter www.KAS-Bonn.de (Menü Veranstaltungen) abzurufen.

Text & Fotos: Volker Schubert

 


Interview: Der Initialzünder – Stabsfeldwebel Jürgen Brüchner wirbt in deutschen Kasernen für Speed Badminton

Vor einem Jahr hat Stabsfeldwebel Jürgen Brüchner seine Leidenschaft für die noch junge Reaktions- und Temposportart Speed Badminton entdeckt. Seitdem ist Jürgen umtriebig – wirbt beharrlich für den Newcomer unter den Fitmachern und will, das Speed Badminton bald in allen deutschen Kasernen gespielt wird. Der Berliner Sportjournalist Volker Schubert sprach mit dem engagierten Trendsetter über kommende Wünsche und sportliche Pläne, um die Truppe mit der zeitgemäßen Sportart Speed Badminton fit zu halten.  

Bundeswehr Sportmagazin: Herr Stabsfeldwebel Brüchner, was war für Sie das Schlüsselerlebnis, dass bei Ihnen die sportliche Leidenschaft  fürs Speed Badminton auslöste?

Jürgen Brüchner: Erstmalig spielte ich Speed Badminton schon vor ca. 7 Jahren, erst mit der Versetzung auf den Dienstposten des FwStOAng im April 2010 und denn damit verbundenen Auftrag das Freizeitbüro in der Kaserne einzurichten, kam mir Speed Badminton wieder in Sinn. So könnte den Soldatinnen und Soldaten, außer den üblichen Sportangeboten wie Fußball, Volleyball und dem Kraftraum auch eine andere Sportart nach Dienst angeboten werden. Ende des Jahres 2010 beschafften wir über den örtlichen Betreuungsausschuss die ersten zwei Schlägersätze und spielten Speed Badminton im Rahmen der Freizeitbetreuung unsrer Soldatinnen und Soldaten. Das Schlüsselerlebnis um diese junge Sportart aktiv zu betreiben kam bei der Fachtagung des SKA für die „Offene Betreuung“ zustande. Dort wurde u.a. die Sportart Speed Badminton im Rahmen eines Workshops durch den amtierenden Deutschen Meister und Doppelweltmeister Daniel Gossen durchgeführt. Zum ersten Mal spielte ich dort nach den Regeln des Deutschen Speed Badminton Verband (DSBV) und war von der rasanten und schnellen Spielweise so begeistert, dass mich dort das „Speederfieber“ gepackt hat.

Bundeswehr Sportmagazin: Mittlerweile haben Sie es ja sprichwörtlich zu Ruhm und Ehre gebracht. Im Sommer nahmen sie an den ersten Speed Badminton-Weltmeisterschaften in Berlin teil und wurden in November in Hennef/Köln in der Kategorie Ü 40 deutscher Vizemeister. Wie strahlt das auf das Renommee der Trendsportart Speed Badminton in Ihrem persönlichen Umfeld aus. Haben Sie steigendes Interesse und vor allem Zulauf zu verzeichnen?

Jürgen Brüchner: Da ich selbst parallel zum aktiven Speed Badminton auch noch im Badmintonverein als Kindertrainer aktiv bin, weiß ich dass die Sportart aus der Ecke der Badminton- und Tennissportler immer noch belächelt wird. Nur langsam findet ein Umdenken statt, diese Sportart wird in den nächsten Jahren immer populärer, aus dem Trendsport wird sich eine rasante und attraktive Racketsportart entwickeln, die man mit sehr geringen Verletzungsrisiko bis ins hohe Alter aktiv und leistungsorientiert und auch alternativ mit der gesamten Familie im Breitensportbereich spielen kann. Der Zug Speed Badminton ist auch unter andern nach meinen guten Ergebnissen in Marienberg nicht mehr aufzuhalten. Im Badmintonverein haben wir eine Abteilung Speed Badminton, die „Erzgebirgs Speeedys“ gegründet und haben zwei feste Trainingszeiten für Erwachsene und Kinder generiert. Aus zu Anfangs 2 Aktiven ist die Abteilung inzwischen auf sechs Erwachsene und fünf Kinder aufgewachsen. Wir werden stets weiter um neue Vereinsmitglieder und für die Sportart werben.

Bundeswehr Sportmagazin: Im Grunde braucht man für Speed Badminton kaum Infrastruktur. Nur plane Fläche, Feldmarkierung, zwei spezielle Schläger, einen entsprechenden Ball sowie adäquate Sportklamotten, gewisse Regelkenntnisse und schon geht’s los. Da scheint Speed Badminton gerade für Soldaten höchst attraktiv, um sich rasch mal auszutoben, denn über große Flächen verfügt fast jede Bundeswehrliegenschaft. Was tun Sie, um die Idee sich mit Speed Badminton dienstlich fit zu halten zu befördern und wie ist dabei die bisherige Resonanz von höheren Stellen gepolt?

Jürgen Brüchner: Mit der Ergänzung der Sportart  Badminton wurde in der ZDv 3/10 schon der erste richtige Ansatz in einer modernen attraktiven Sportausbildung gelegt. Allerdings ist schade, dass der zweite Schritt, die Ausbildung zum Fachsportleiter nicht aufgenommen wurde. Damit fehlen beim Badminton fachlich qualifizierte Trainer um diese Sportart, auch unter gesundheitlichem Aspekt, vernünftig auszubilden. Speed Badminton kann aufgrund der relativ einfachen Laufwege und der einfacheren Schlagtechnik durchaus in einem Workshop vermittelt werden. Speed Badminton könnte in der  ZDv 3/10 ergänzt werden oder sogar Badminton ablösen. Auch in der Sportausbildung sollte man sich dem Neuen nicht verschließen. In keiner anderen Rückschlagsportart können so schnell Erfolgserlebnisse erbracht und gleichzeitig Koordinations- und das Reaktionsvermögen des Soldaten verbessert werden. Auch unter dem finanziellen Aspekt ist für den Dienstherrn Speed Badminton attraktiv. Die Anschaffung und die laufenden Kosten sind so gering das jeder Standort über ein Schulset verfügen könnte. Eine Resonanz von höherer Stelle ist mir noch nicht bekannt, ich denke durch die eigentlich nur positiven Aspekte werden die Sportlehrer Truppe bzw. die Sportschule in Warendorf Speed Badminton in ihr Programm aufnehmen.

Bundeswehr Sportmagazin: Und wie oft trainieren Sie in der Woche, um Topergebnisse wie dieses Jahr abzuliefern zu können? Nutzen Sie dabei auch die Dienstzeit, die ja für Soldaten ohnehin regelmäßige sportliche Aktivitäten vorschreibt?

Jürgen Brüchner: Bei der Vorbereitung zur Deutschen Meisterschaft war das Trainingspensum 4-5x Woche. Natürlich nutze ich auch die Dienstzeit zum Training. Wie Sie schon sagten ist Sport für jeden Soldaten Pflicht, sodass die sportliche Leistungsfähigkeit gesteigert wird. Es ist kein Widerspruch den aktiven Sport mit dem Dienstsport zu verbinden, wenn es die Rahmenbedingungen erlauben. Weiterhin vermittle ich auch meine Kenntnisse über Speed Badminton an Interessierte, sodass alle Seiten davon profitieren.

Bundeswehr Sportmagazin: Können Sie Anfängern in der Truppe mal einige wertvolle Trainingkniffe verraten, um rasche kleine Erfolgserlebnisse zu verzeichnen?  Und wo gibt’s eigentlich das Equipment zu kaufen?

Jürgen Brüchner: Wichtig ist nur von Anfang an den Schläger richtig (wie ein Hammer) zu halten und nicht wie mit einer Bratpfanne zu versuchen den Ball zu treffen. Alles andere ergibt sich aus dem Spiel heraus und wird nach jedem Spiel kontinuierlich besser. Das Equipment kann über www.speedminton.de als Schulset, inklusive Workshop, oder auch als Familienset beschafft werden. Des Weiteren gibt es bereits gut sortierte Sportgeschäfte, welche die Ausrüstung führen.

Bundeswehr Sportmagazin: Ist die 1. Deutsche Bundeswehr Speed Badminton-Meisterschaft noch eine große Illusion oder sehen Sie in zwei, drei Jahren aus berechtigten Gründen bereits Licht am Ende des Tunnels?

Jürgen Brüchner: Wir sind da mit unserem Partner der Freizeitbetreuung, der EAS und KAS, schon ein Stück weiter. An den Standorten Hammelburg, Trollenhagen, Koblenz und Berlin wurden bereits Workshop-Leiter ausgebildet um Speed Badminton auch in den Kasernen salonfähig zu machen. Geplant sind dann 2012 die 1. KAS/EAS Speed Badminton Meisterschaften der Bundswehr.

Bundeswehr Sportmagazin: Ich wünsche Ihnen für die Zukunft Ihrer rasanten Sportart alles Gute – vor allem raschen Zulauf.

 

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  1. Sehr geehrtes Redaktionsteam,
    als Eventmanager im Team Freizeit der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e. V. möchte ich folgende getroffene Aussage richtigstellen:
    Die erste KAS/EAS-Speed-Badminton-Meisterschaft in Kooperation mit Speedminton GmbH findet nicht vom 16,-19. Juli 2012 statt. Neuer Termin ist der 24.-27. September 2012 auf dem Sportgelände Spok, Nordendstrasse 56 in Berlin. Die Ausschreibung wird Ende April veröffentlicht. Für Fragen stehe ich gerne per Mail oder mobil unter 0151-16336859 zur Verfügung.

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