Im Herbst diesen Jahres feiert die Sportschule der Bundeswehr in Warendorf wieder ein Jubiläum. Ein kleines zwar, aber immerhin. 35 Jahre ist es nun her, dass die Sportschule in der Stadt der Pferde ihrer Bestimmung übergeben wurde. Am 1. Oktober 1978 begann der erste Übungsleiterlehrgang. Nach langer Planung und einer vierjährigen Bauzeit wurde die Verlegung der Sportschule von Sonthofen nach Warendorf auf das ehemalige Gelände der Wehrkreis-Reit-und Fahrschule abgeschlossen.
Seitdem ist viel passiert. Bereits zum 25. Jubiläum im Jahr 2003 konnte die Sportschule der Bundeswehr eine beeindruckende Bilanz vorweisen. Ihre Bestimmung war und ist es immer noch, Übungsleiter und Fachsportleiter innerhalb der Bundeswehr auszubilden. In der breiten Öffentlichkeit aber wird die Sportschule ganz anders wahrgenommen: Nämlich durch die Erfolge, die die Sportsoldaten bei internationalen Meisterschaften und Olympischen Spielen erringen. Und davon gibt’s eine Menge.Eigentlich bräuchte an dieser Stelle ein Rückblick nur über die letzten zehn Jahre stehen. Denn die ersten 25 Jahre sind bereits eingehend durchleuchtet wurden und auch in einer Jubiläumsschrift festgehalten. Für die jüngeren Soldaten ist das vielleicht auch schon viel zu weit weg. Und außerdem: Nur allein in den letzten zehn Jahren hat sich in Warendorf viel getan. Trotzdem nochmal ein Blick zurück.
1936 wurde die heutige Sportschule als Kaserne erbaut. Damals war in der Wehrkreis-Reit- und Fahrschule Platz für 400 Pferde. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude bis 1959 als Landesfeuerwehrschule und als Kreiskrankenhaus genutzt. Zwischen 1959 und 1967 war an der Dr.-Rau-Alle das Instandsetzungsbataillon 120 beheimatet, danach folgte eine komplette Renovierung. Der Grundstein für die heutige Sportschule wurde am 15. November 1974 gelegt – vier Jahre später begann eine neue Ära. Die Sportschule der Bundeswehr zog um von Sonthofen nach Warendorf. Heute ist Sonthofen noch immer Außenstelle der Sportschule und wegen der Nähe zu den Bergen Schwerpunkt für den alpinen Wintersport.
In Warendorf indes ist allein in den vergangenen zehn Jahren viel passiert. Viele Renovierungsarbeiten wurden vorgenommen. So wurde die Schwimmhalle mit einem Alu-Becken und neuen Startblöcken auf den neuesten Stand gebracht. Honoriert wird das mit hochkarätigen Schwimmwettkämpfen innerhalb und außerhalb der Bundeswehr, wie dem jährlichen Pokalschwimmen der Schwimmabteilung der Warendorfer Sportunion. In jedem Jahr gibt es ein deutschlandweiten Vergleichskampf – herauskommen regelmäßig top Zeiten. Zuletzt wurden auch die beiden Sportstadien auf Vordermann gebracht. Jeweils neue Kunststoffbahnen bilden einen schnellen Untergrund, das Leichtathletik- und Fußballstadion wurde mit neuen Sitzen ausgestattet, neue Stromleitungen wurden verlegt und nebendran wurde aus dem Ascheplatz ein schicker Kunstrasen. Die integrativen CISM-Europameisterschaften der Leichtathletik Mitte September waren ein guter Anlass für die Renovierungsarbeiten.
„Baumaßnahmen haben wir jedes Jahr. Kleinigkeiten zwar, aber das Volumen ist immens“, sagt der Kommandeur der Sportschule in Warendorf, Oberst Bernd Grygiel. „Wir wollen die Standards auf dem aktuellen Stand halten“, ergänzt Hauptmann Rudolf Fell, der selbst fast neun Jahre am Standort in Warendorf Dienst tut. „Alle Sporthallen sind energetisch saniert“, erklärt Fell. Vor allem bei der Schwimmhalle habe man nach der Renovierung einen deutlich geringeren Energieverbrauch festgestellt, erklärt Bernd Grygiel. Zurzeit läuft die Renovierung der Leichtathletikhalle. Auch hier wird Wert auf eine energiefreundliche Bauweise gelegt. Während der rund 15-monatigen Bauzeit bekommt die Halle einen neuen Belag und ein echtes Highlight: Eine 200-Meter-Rundbahn führt die Sportler aus der Halle – alles mit Glas umkleidet. „Dann kann man die 1.000 Meter auch vom Wetter unabhängig laufen“, erklärt Bernd Grygiel. Im Herbst 2014 soll alles fertig sein. „Ich hoffe, dass wir das noch in meiner Zeit schaffen“, so Oberst Grygiel, dessen Dienstzeit in Warendorf 2014 endet.Dass auch die Reiterei in der Stadt des Pferdes nicht zu kurz kommen darf, versteht sich von selbst. Um die Reithalle zu entlasten, wird derzeit an einer neuen Voltigierhalle gearbeitet. Die soll noch 2013 fertiggestellt sein. Danach ist eine Sanierung der Stallungen geplant, um auch den Reitsport wieder mehr nach vorne zu bringen. 11 Reiterinnen und Reiter haben bis jetzt ihre sportliche Heimat in der Sportschule. Darunter Pia Münker, die Deutsche Meisterin der Vielseitigkeits-Junioren. Unter der Leitung von Andreas Ostholt soll die Gruppe auf 14 Sportler erhöht werden.
„Die Bundeswehr hat sich in den letzten zehn Jahren deutlich verändert“, sagt Hauptmann Fell. Damit einhergehend haben sich auch die Aufgaben der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf gewandelt. Einsatzorientierte Fitness rückt in den Vordergrund, ebenso die Sporttherapie für Versehrte. „Sie sollen so fit gemacht werden, dass sie nahezu 100 Prozent wieder dienstfähig sind“, umschreibt Oberst Grygiel das weitere Aufgabengebiet und hebt dabei die Arbeit des Sportmedizinischen Institutes hervor, das in den vergangenen Jahren nach modernsten Maßstäben renoviert wurde. Neu ist auch der Fachleiter für Gesundheitssport, der sich damit beschäftigt, körperliche Einschränkungen wie beispielsweise Adipositas, also starkes Übergewicht, frühzeitig zu erkennen und mit entsprechenden Maßnahmen entgegenzuwirken. Insgesamt werden pro Jahr rund 2.500 Übungsleiter und Fachsportleiter für die Truppe ausgebildet.Darüber hinaus kann die Sportschule in Warendorf jedes Jahr mit mindestens einem sportlichen Höhepunkt prahlen. „Wir haben in jedem Jahr eine Militär-Weltmeisterschaft hier“, sagt Oberst Grygiel. 2004 ging es beim Taekwondo um den Titel; ein Jahr später ermittelten die Fußballer den Militärweltmeister; Boxer, Volleyballer, Schwimmer und Rettungsschwimmer waren ebenfalls in Warendorf zu Gast. Zuletzt holten die deutschen Frauen den WM-Titel im Fußball. Bei dem Event 2012 zahlte sich auch die enge Zusammenarbeit zwischen der Sportschule, Kommunen und den Vereinen im Kreis Warendorf aus: Die Spiele fanden wie 2005 bei den Männern auf ausgewählten Plätzen statt – eine Maßnahme, die sich für jeden lohnte.
Die Sportschule der Bundeswehr ist aus Warendorf nicht mehr wegzudenken. „Das ist ein Nehmen und Geben“, sagt Oberst Bernd Grygiel zur Zusammenarbeit mit der Kommune, Organisationen und Vereinen. Jeder profitiert vom anderen. 2009 wurde die Verbundenheit ganz offizielle Partnerschaft zwischen der Sportschule und der Stadt Warendorf besiegelt. „Das gibt es nicht an jedem Standort!“, ist Bernd Grygiel stolz auf das, was er, seine Vorgänger als Kommandeure, vor allem aber das Team, das dahinter steht, in der Vergangenheit geleistet haben.
Text: René Penno
Fotos: René Penno, Sportschule Bw Warendorf
Quellen: Westfälische Nachrichten, Jubiläumsschrift „20 Jahr Sportschule der Bundeswehr“
Erfolge der Sportschule
Die Sportschule der Bundeswehr ist eine Erfolgsgeschichte. Gegründet wurde sie, um die Truppe fit zu halten und Übungsleiter und Fachbereichsleiter auszubilden. Die Förderung der Spitzensportler steht zwar an zweiter Stelle, ist aber nach außen hin das Markenzeichen der Sportschule. Und die Erfolge der Soldaten bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen sprechen für sich. Dokumentiert ist das im Verwaltungsgebäude der Sportschule in Warendorf. Fein säuberlich sortiert sind die Bilanzen der einzelnen Jahre und auch die Erfolge bei den Olympischen Spielen in den Gängen aufgehängt.
War es in den ersten Jahren nur ein kleiner Anteil, den die Sportsoldaten am Teilnehmerkontingent der Olympischen Spiele stellten, ist die Zahl bis in die jüngere Vergangenheit deutlich angestiegen. Ein Beispiel dafür, dass die Bundeswehr ein Förderer des Spitzensports ist. Durchschnittlich 30 Prozent stellte die Bundeswehr an Teilnehmern bei den Olympischen Sommerspielen von 2004 bis 2012. Der Anteil der Medaillengewinner ist sogar noch größer. Bei den Sommerspielen in London gab es 44 deutsche Medaillengewinner, 19 davon gehörten der Bundeswehr an. Das macht 43 Prozent aus.
Download der Tafeln als PDF: 2010 Winterspiele Vancouver 2008 Sommerspiele Peking 2006 Winterspiele Turin 2004 Sommerspiele Athen
Noch eindrucksvoller sind die Zahlen der Olympischen Winterspiele: In Turin 2006 stellte die Bundeswehr 45 Prozent der Teilnehmer. Das wirkte sich auch im Medaillenspiegel aus. 66 Prozent holten die Sportsoldaten. Vier Jahre später in Vancouver gingen die Zahlen zwar etwas zurück, aber noch immer konnte die Bundeswehr auch hier auf eine stolze Bilanz verweisen.