Deutsche Meisterschaft 2014 der Formation Latein in Ludwigsburg
Auch für die Lateinsektion gilt: Das Niveau ist wieder sehr hoch. Während man sich auf einer WM-Vorrunde doch gelegentlich langweilt (nicht nur wegen der großen Zahl an Teams), war die DM-Vorrunde unterhaltsam und spannend zugleich. Großen Anteil daran hatte der 1. TC Ludwigsburg selbst, dessen Lateinformation furios die Vorrunde am Nachmittag eröffnete und ganz sicher nicht wie ein abstiegsgefährdeter Aufsteiger auftrat. Der Lohn dafür war der zweite Durchgang am Abend und der mit Bochum geteilte fünfte Platz. Der zweite Aufsteiger, Backnang, sowie die TSG Quirinus Neuss überstanden die Vorrunde nicht.
Zum Finale war immer noch alles offen. Das Bremer B-Team war als einzige Mannschaft bislang fehlerfrei und mit jugendlicher Unbekümmertheit über das Parkett gefegt und hatte die anspruchsvolle „Final-Countdown“-Choreographie des A-Teams souverän präsentiert. Die FG Velbert/Krefeld hatte sich neue Kleider gegönnt, war aber bei der Choreographie „Opus“ geblieben. Es könnte dem Werk gut tun, wenn die engen Bilder etwas entzerrt und die große Fläche besser genutzt würde.
Die beiden Spitzenteams traten mit neuen Choreografien an. Die FG Aachen/Düsseldorf hatte sich von ihrem eher dramatischen „Prince of Persia“ endgültig verabschiedet und war ins leichtere Fach der Showstars gewechselt. Wie für eine Spitzenmannschaft üblich, stellte die Choreographie hohe Anforderungen an jeden einzelnen und wurde sehr gut präsentiert. Verspielte Passagen und technische Herausforderungen wechselten sich in gelungener Dosierung ab. Manchmal wurde das Showthema etwas zu wörtlich genommen. Die Einzelaktionen könnten Formationspuristen etwas stören, aber das Gesamtkonzept ist ausgesprochen publikumswirksam und wurde mit entsprechendem Beifall in Ludwigsburg honoriert.
West Side Story: Das Musical über die rivalisierenden Straßengangs taucht immer wieder in der Geschichte des Formationstanzens auf. 1990 war es das beherrschende, weil von drei Mannschaften gewählte Thema in Deutschland. Velbert beschränkte sich auf einen Auftritt beim Nations Cup (Einladungsturnier) kurz vor der Saison, während sich Düsseldorf und Bremerhaven mit ihren Versionen dem Wettbewerb auf der DM und in der Liga stellten. 1996 gab es die West Side Story „auf Standard“ vom Braunschweiger TSC, 2002 in einer einmaligen Inszenierung als Standard-Lateinshow von Braunschweig und Düsseldorf und 2014 zeigt das Bremer A-Team Jets und Sharks „á la Albanese“. Herausragendes Merkmal dieser Version ist die enorme Geschwindigkeit nicht der Choreographie, sondern jeder einzelnen Person. Die tänzerische Leistung der Paare, so ist die Philosophie, muss international konkurrenzfähig sein. Die Anforderungen an jeden einzelnen und an das Team sind außerordentlich hoch, aber Bremen hat das „Personal“ dafür. Trotzdem tat sich das Team diesmal ungewohnt schwer und wurde vielleicht zusätzlich dadurch beeinträchtigt, dass die Musik nicht so gefällig ins Ohr geht. Das Publikum hielt sich entsprechend zurück. Nach einem verpatzten Semifinale und nach einer vermutlich sehr deutlichen Ansprache in der Kabine zeigte die Mannschaft im Finale, was in ihr und ihrem neuen Programm wirklich drinsteckt.
Da Bremen A als erste Mannschaft ins Finale gestartet war, fand die Spannung sehr schnell ein Ende: Neunmal Platz eins führten zum überzeugenden zehnten Deutschen Meistertitel für Bremen. Alle Zweien gingen an die FG Aachen/Düsseldorf. Velbert mit sieben dritten Plätzen und das Bremer B-Team mit entsprechend sieben vierten Plätzen nahmen ebenfalls dieselbe Reihenfolge wie im Vorjahr ein.
Text: Deutscher Tanzsportverband e.V.
Fotos: Tom Wilczek