Felix Spiegl: Kein Erbarmen mit dem Jungspund

Mit zarten sechs Lenzen hatte sich Obergefreiter Felix Spiegl in München (der Vater betrieb Inlineskating) erstmals Shorttrack-Kufen angeschnallt. „Das war im offenen Ostpark-Stadion“, erinnert er sich. Dass daraus eine Passion mit olympischen Ambitionen werden sollte, Sappradi, Bursch! Heute lebt der 19-jährige Bayer im deutschen ST-Eldorado Dresden, wo er beim Heim-Weltcup über 1.000 m zwei Hoffnungsläufe gegen sehr arrivierte Konkurrenz gewann. Am letzten Tag trifft er auf der Sprintstrecke auf die Elite.

Vor Jahresfrist war der Münchner noch bei den Junioren unterwegs. Jetzt hat er sich relativ schnell bei den „Großen“ etabliert. „Die Leitungsdichte ist enorm, das taktische Verständnis mehr ausgeprägt. Und alles geht so schnell.“ Eine eiskalte Challenge für Jungspunde. „Aber vor allem die Asiaten verfügen über starke jüngere Läufer“, sein Eindruck.

Bei Felix Spiegl entwickelte sich manches im Turbo-Tempo. Im Sommer 2014 gab die Münchner Trainingsgruppe ziemlich den Geist auf. Also Umzug in den Stützpunkt Dresden, zur Nationalmannschaft, zusammen mit den Obergefreiten Jonas und Leon Kaufmann-Ludwig. Drei Läufer mit weißblauen Genen, die beim Oktoberfest natürlich ihre traditionelle Tracht anlegen, mitten in Dresden. Das klappt in der gemeinsamen Vier-Zimmer-WG. „Jonas und Leon kochen besser, ich mache dann den Abwasch“ erläutert Felix die Aufteilung in der Küche. Zünftige Brotzeiten allerdings sind selten, darauf freut sich das Trio bei Stippvisiten in die Heimat.

Felix berichtet von Münchner Accessoires und Bildern in seinem Zimmer. Allerdings keine FC-Bayern-Wimpel, er hält mehr zu den Sechz’gern. Die Schule hatte er mit einem Premium-Abitur (1,6) beendet, aber statt Studium entschied er sich fürs Eis. Auch dank der Bundeswehr. Im April beginnt er seinen Unteroffizierslehrgang: acht Wochen in Hannover. So abgesichert, kann er sich danach weiter auf Short Track konzentrieren. „Und zwar ohne Wenn und Aber“, bekennt er energisch. Die „berufliche Perspektive“ liegt jetzt eher in der Ferne. Zunächst fokussiert er sich auf 2018. Um gleichzeitig zu betonen, welch‘ langer Weg vor den deutschen Kurvenflitzern liege. Ob es wirklich einmal „ganz nach oben“ reicht, in die Liga der überragenden Koreaner, Kanadier, Chinesen, steht in den Sternen. Aber ausreizen möchte Felix Spiegl alle Möglichkeiten.

Der kleine Hype auf seinen Sport, dank Anna Seidel, kommt gelegen. „Drei Pressekonferenzen in kürzester Zeit“ unterstreichen das mediale Interesse. Die große FAZ druckte eine Weltcup-Vorschau mit Anna im Mittelpunkt. Das ZDF ist auf den Spuren der 17-jährigen Dresdnerin. Davon profitieren auch die anderen. Das tut gut. Obgleich den jungen Mann von der Isar bei seiner Weltcup-Premiere an der Elbe zunächst der Allerwerteste schmerzt. Zweimal beim Ellbogenfight unsanft auf dem Eis gelandet, in die Bande gekracht. Wie gesagt: kein Erbarmen mit den Jungspunden.

Text und Foto: DESG

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