Eine fantastische Bob-Saison geht für ihr Team mit dem Weltcupfinale Ende Februar am Fuße des Watzmanns zu Ende. Sportsoldat Maximilian Arndt, der Viererbob-Weltmeister von 2013 und 2015 stand bei jedem Weltcup auf dem Podest. Nur bei einem Rennen – bei den Weltmeisterschaften in Innsbruck-Igls – klappte das für das Team Arndt nicht.
War der Gesamtweltcupsieg dann die Revanche für den zweimaligen Viererbob-Weltmeister, der bei der WM nur Siebter wurde?
Christoph Langen: „Nein, das ist es leider nicht. Es ist schade, dass der Gesamtweltcup und auch die Europameisterschaften bei uns keinen Stellenwert haben. Leider zählt nur die Weltmeisterschaft. Das finde ich nicht gut, denn eigentlich zeichnet der Gesamtweltcupsieg den Piloten aus, der die ganze Saison konstant vorne gefahren ist. Für mich wäre das höher anzusetzen, weil es nicht nur ein Rennen ist. Es wird der Pilot prämiert, der auf allen Bahnen der Welt schnell sein kann und nicht nur auf einer Bahn. Und das sind bei uns sicher alle vier Weltklasse-Piloten, wenn sie gesund und fit über die Saison kommen.“
Sie haben die Europameisterschaften angesprochen. Was würden Sie da verändern?
Christoph Langen: „Der Bobsport lebt von Europa und nicht von Nordamerika oder Asien. Alle Sponsoren kommen aus Europa und dort gibt es auch die meisten Fernsehzeiten. Für mich sollte der Stellenwert von Europameisterschaften wieder höher angesiedelt werden. Diese Titelkämpfe sollten nicht einfach so im Weltcup mitgefahren werden. Das ist schade.“
Die deutschen Teams müssten gute Chancen für die nächsten Weltmeisterschaften und auch die Olympischen Winterspiele in Korea in zwei Jahren haben. Johannes Lochner, Francesco Friedrich, Nico Walther und Max Arndt zählen sie doch sicher zu den Favoriten, oder?
Christoph Langen: „Ja, aber es wird nicht leicht Medaillen zu gewinnen. Die Konkurrenz ist sehr stark und wird im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2018 in PyeongChang noch weiter aufrüsten, sei es im Bereich des Materials aber vor allem auch bei den Anschiebern. In Sochi, wo nächstes Jahr die Weltmeisterschaften stattfinden werden, kann mal viel Zeit verlieren, vor allem in den Druckkurven und bei den Aufwärtspassagen der Strecke. Das ist leider auch eine Materialgeschichte. Man wird es bei den US-Amerikanern, den Russen, Schweizern, dem Österreicher Maier und dem Koreaner Won sehen. Deren Schlitten sind prädestiniert für Bahnen wie Sochi. Wenn wir uns materialtechnisch bis dahin nicht weiter entwickeln können, dann fürchte ich dass sie dort bessere Tendenzen haben als wir.“
Wie sieht es bei den Frauen im Zweierbob aus. Die aktuelle Weltmeisterinnen kommen mit Anja Schneiderheinze und Annika Drazek ja aus Deutschland. Sehen Sie uns hier in den kommenden Jahren in der Weltspitze?
Christoph Langen: „Unsere Frauen sind derzeit fahrtechnisch auf einem ähnlichen Niveau. Die Pilotinnen, die über den Sommer athletisch Gas geben, werden in Zukunft im Weltcup dabei sein und auch unsere Kandidatinnen für die Olympischen Winterspiele in zwei Jahren sein. Doch auch bei den Frauen schläft die Konkurrenz nicht. Wir werden in den nächsten zwei Jahren mit den US-Amerikanerinnen, der Olympiasiegerin Kaillie Humphries aus Kanada und der Österreicherin Christina Hengster rechnen müssen.“
Was muss bei unseren Bobteams passieren, dass wir in Richtung PyeongChang 2016 auf Medaillenkurs bleiben?
Christoph Langen: „Unsere Pilotinnen und Piloten werden auf vier deutschen Bahnen hervorragend ausgebildet. Wichtig ist aber auch, dass wir uns neue Bahnen erarbeiten. So wie es bei der Sportsoldatin aus Potsdam Mariama Jamanka diesen Winter war, ist es nicht schlecht. Die Nachwuchs-Pilotin im Weltcup musste sich vier neue Bahnen innerhalb kürzester Zeit erarbeiten. Das ist ein riesen Vorteil, wenn man das kann. Ich hoffe, dass der DOSB sportfachlich erkennt, wie wichtig neue Bahnen sind und uns dann auch Lehrgänge in Whistler oder Lake Placid genehmigt. Bei den Männern wissen wir schon die vier Piloten, die für die nächsten Olympischen Spiele in Frage kommen. Bei den Frauen werden es die sein, die sich am Start am besten entwickeln. Ich halte neben der Weltklasse-Startleistung die schnelle Erarbeitung von neuen Bahnen für besonders wichtig für einen Erfolg bei den nächsten Olympischen Winterspielen im Jahr 2018.“
Vielen Dank für das Gespräch an Bob-Cheftrainer Christoph Langen!
Text und Foto: BSD