24h Nürburgring : Land-Motorsport siegt beim Eifelklassiker

Bei der 45. Auflage des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring erlebte die Audi-Mannschaft von Land Motorsport ein Wechselbad der Gefühle. Aus der ersten Reihe gestartet, lagen Kelvin van der Linde, Christopher Mies, Connor De Phillippi und Markus Winkelhock mit dem Audi R8 LMS mehr als 22 Stunden an der Spitze des 160 Autos umfassenden Teilnehmerfeldes, ehe es rund 90 Minuten vor Rennende zu Problemen am Ingolstädter GT3-Boliden kam. Nach einem Routinestopp rollte der Spitzenreiter plötzlich in langsamer Fahrt über die Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings und steuerte erneut die Boxengasse an. Zwar konnten die Techniker schnell Abhilfe schaffen, jedoch waren die Markenkollegen aus dem Hause WRT und der Rowe-BMW M6 GT3 zwischenzeitlich vorbei gezogen. Eine gute halbe Stunde vor Schluss kamen diese drei Fahrzeuge zu einem kurzen Tankstopp an die Boxen. Trotz der inzwischen aufgezogenen Regenwolken entschieden sich die drei Spitzenreiter erneut für Trockenreifen, die sogenannten Slicks. Eine Panne bei Land-Motorsport schien das Team um alle Chancen zu bringen: Kelvin van der Linde wurde die Weiterfahrt freigegeben, während der Wagen noch betankt wurde. Der Audi musste gestoppt und zurückgeschoben werden, um den Tankvorgang abzuschließen. Nun setzte das Team alles auf eine Karte und zog Regenreifen auf. Dass diese Entscheidung richtig war, merkten die Konkurrenten im östlichen Teil der Strecke sehr schnell, denn dort fiel inzwischen starker Regen. Während sie Mühe hatten, ihre Boliden auf der Piste zu halten, holte der Land-Audi schnell auf. Als man sich bei WRT und BMW vor der letzten Runde entschloss, ebenfalls Regenreifen aufzuziehen, war es schon zu spät. Van der Linde übernahm wieder die Führung und stellte für das Land-Team den ersten Sieg in einem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring sicher.  „Das war ein echter Hitchcock-Krimi. Ich bin erleichtert und riesig stolz auf meine Truppe, die nie aufgegeben und immer gesagt hat: Das Rennen ist erst bei der schwarz-weiß-karierten Flagge zu Ende. Jetzt wird nur noch gefeiert“, sagte Teamchef Wolfgang Land, dessen Mannschaft sich seit diesem Jahr der Werksunterstützung aus Ingolstadt erfreuen kann.

Nach dem technischen Problem am Land-Audi gingen zunächst Nico Müller, Marcel Fässler, Robin Frijns und Rene Rast aus dem WRT Team in Führung. In der letzten Runde musste sich das Quartett aber nicht nur dem Land-Audi, sondern auch noch der Rowe-Mannschaft geschlagen geben. Im Bereich Adenauer Forst zog Nicky Catsburg mit dem BMW M6 GT3 am WRT-Audi vorbei und sicherte sich und seinen Teamkollegen Markus Palttala, Alexander Sims sowie Richard Westbrook Platz zwei.

Hinter dem Schnitzer-BMW der DTM-Piloten Marco Wittmann, Tom Blomqvist, Augusto Farfus, die, von Martin Tomczyk unterstützt, Vierte wurden, erreichten die Titelverteidiger von Black Falcon als Fünfte das Ziel. Nach der Dominanz im Vorjahr hatten sich die Mercedes-Teams sicher mehr erwartet. Ebenfalls nicht ganz zufrieden war man bei Porsche. Dr. Frank-Steffen Walliser, Porsches Leiter Motorsport und GT-Fahrzeuge, gab unumwunden zu: „Der Abschluss in den Top Ten ist okay, aber nicht das, weshalb wir zum Nürburgring gereist sind.“ Insbesondere wenn man die Ergebnisse der ersten beiden VLN-Läufe betrachtet, in denen jeweils der Porsche 911 GT3 R von Manthey Racing zum Sieg fahren konnte, war der sechste Platz durch Frikadelli Racing nur ein schwacher Trost.

Pech hatte auch das Team des Amerikaners Jim Glickenhaus. Einer seiner SCG003C hatte ja schon während des Qualifikationsrennens bis zu seinem Ausfall geführt. Im Top-30-Qualifying fuhr der Amerikaner Jeff Westphal den gelben Boliden dann auf die Pole-Position und verteidigte diese Position am Start. Nach der Führung zu Rennbeginn fuhr ein Konkurrent in einer Tempo-60-Zone, die aufgrund eines vorangegangenen Unfalls temporär eingerichtet wurde, auf das Fahrzeug auf, was einen Reparaturstopp erforderlich machte. Das Team fiel so aus der Spitzengruppe heraus, bis ein Unfall am Sonntagmorgen das endgültige Aus zur Folge hatte.

Generell hatten die Mannschaften, die im sechsstündigen Qualifikationsrennen Ende April die Nase vorn hatten, im Hauptrennen mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die vor Monatsfrist siegreiche Phoenix-Mannschaft verlor ihren Audi R8 LMS bei Einbruch der Dunkelheit während eines Überrundungsmanövers, der Wagn drehte sich  und schlug in die Leitplanken ein. Nach einem langen Reparaturstopp kämpfte sich die Truppe um Dennis Busch, Nicolaj Møller Madsen, Mike Rockenfeller und Frank Stippler noch auf Rang 19 nach vorne.

Ein kleiner Trost für die Ingolstädter war das Renndebüt der beiden Audi R8 LMS GT4, die über die Distanz und auf den Plätzen 32 und 67 ins Ziel kamen.

Für die Zweit- und Drittplatzierten des Qualifikationsrennen, endete die Hatz zweimal rund um die Uhr jedoch vorzeitig. Der zweite WRT-Audi von Rene Rast, Frank Stippler, Frederic Vervisch und Nico Müller fiel schon nach knapp fünf Stunden einer Kollision zum Opfer, für den Falken Porsche um Martin Ragginger, Dirk Werner, Jörg Bergmeister sowie Laurens Vanthoor war das Rennen bereits nach knapp vier Stunden vorzeitig beendet.

Von den gestarteten 160 Fahrzeugen kamen 109 ins Ziel und boten den 205.000 Zuschauern bei größtenteils strahlendem Sonnenschein spannenden Sport, der unter anderem auch durch zwei Läufe der WTCC abgerundet wurde.

Text: Matthias Behrndt, Michael Behrndt

Fotos: Matthias Behrndt, Michael Behrndt

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