Europameister, Olympiasieger und jetzt Weltmeister Laura Ludwig & Kira Walkenhorst haben es vollbracht und das historische Triple aus den drei größten Titeln perfekt gemacht. Im Finale der Beach-WM von Wien bezwangen sie die US-Girls April Ross/Lauren Fendrick 2:1 (19-21, 21-13, 15-9) und machten sich mit dem Gewinn der letzten Trophäe, die ihnen noch fehlte, zum erfolgreichsten deutschen Beach-Volleyball Duo aller Zeiten und endgültig unsterblich. Dabei war wenige Tage zuvor der WM-Start nicht einmal sicher. Stabsgefreiter Walkenhorst hatte eine Schulterentzündung und begann erst in der Woche vor WM-Beginn mit Angriffen. Einen Spiel-Rhythmus hatte das Ausnahme-Team über den Sommer nicht aufbauen können, da zuvor Ludwig nach einer Schulter-Operation pausieren musste. Von Spiel zu Spiel, von Schlag zu Schlag wuchs das Selbstvertrauen und die Gewissheit, dass auch in Wien etwas möglich ist. „Ich bin sehr erleichtert und überrascht, dass wir es geschafft haben. Es war nicht leicht und jedes Spiel hätte das letzte sein können, weil der Körper nicht mehr mitmacht oder die Leistung einfach nicht ausreicht, weil die Vorbereitung nicht optimal war. Es war eine sehr starke mentale Leistung, die wir gezeigt haben“, brachte es Walkenhorst nach dem Finale auf den Punkt. Auch den Gegnerinnen merkte man den Respekt vor den Olympiasiegerinnen an, je weiter diese kamen. Im Halbfinale gegen die brasilianischen Weltranglisten-1. Larissa/Talita zerbrachen diese an der spielerischen Klasse und der unglaublichen Willenskraft von Ludwig/Walkenhorst, die in der Neu-Auflage des olympischen Halbfinales ihr bestes Spiel zeigten und in zwei Sätzen gewannen. „Wir sind wahnsinnig froh, dass wir es auf den Punkt geschafft haben, und wir profitieren natürlich von Jürgens (Chef-Trainer Jürgen Wagner) Erfahrung und der tollen medizinischen Betreuung. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen“, wusste die Sportsoldatin Walkenhorst, bei wem sie sich zu bedanken hatte.
Das Finale war finalwürdig
Das Spiel war absolut eines Finales würdig. Die Außenseiterinnen aus den USA entfachten mit dem Aufschlag mächtig Druck auf die Olympiasiegerinnen, die zu Beginn nervös wirkten. Die eigenen Aufschläge waren fehlerhaft, das Zuspiel oftmals zu ungenau. Zudem zeigten die US-Girls kaum Schwächen und punkteten stabil aus der Annahme (5-8 und 8-11). Aber Ludwig & Walkenhorst schlugen (natürlich) zurück, steigerten sich und eroberten nach einem Walkenhorst-Block erstmals die Führung (16-15). Nun schien alles auf den deutschen Erfolg hinzusteuern, doch die Amerikanerinnen schlugen mit ihrem stärksten Mittel, dem Aufschlag, zurück. Zunächst sorgte ein Annahmefehler der deutschen Blockerin für den Führungswechsel, ein Ass in die Mitte brachte die Gegner mit 1:0 nach Sätzen in Führung. „Wir haben im ersten Satz nicht unseren besten Beach-Volleyball gespielt, aber wir wollten auf jeden Fall zeigen, was wir als Ludwig/Walkenhorst drauf haben“, so Ludwig.
„Deutschland, Deutschland“-Rufe hallten durch das weite Rund des Stadions, die Unterstützung für Ludwig & Walkenhorst war unbeschreiblich, „ich hatte im dritten Satz eine Dauer-Gänsehaut, die Stimmung war phantastisch“, sagte die deutsche Blondine hinterher und Ross meinte auf der Pressekonferenz: „Laura und Kira waren neben den Österreichern das zweite Heimteam hier.“ Und die Stimmung pushte die Olympiasiegerinnen, die sich nun mehr auf ihre Aufschlagstärke und die Block-Abwehr verlassen konnten. Zwei Aufschlag-Winner von Ludwig sorgten für das frühe 7-3, dann blockte Walkenhorst zum 10-4. Und spätestens als Ludwig ihren ersten „Laser“ setzte, mit einer direkten Abwehr punktete, war der zweite Satz gelaufen.
Die große Frage war nun, wie verkraften die US-Girls die Klatsche im zweiten Satz. Die Antwort gab es schnell: Ross servierte gleich zu Beginn ein Ass auf die Seitenlinie und brachte die Favoriten damit in Zugzwang (1-3). Und die reagierten wie Champions! Beim 3-5 gelangen dem DVV-Duo vier Punkte in Serie, weil Ludwig in der Crunch Time zur Höchstform auflief und mit Aufschlag aus der Abwehr punktete. Zwar glichen Ross/Fendrick nochmals aus (7-7), die nächste Tempoverschärfung konnten sie jedoch nicht mehr kontern. Es gab kein Durchkommen mehr gegen das deutsche Top-Team, die Aufschläge machten so viel Druck, dass in der Folge kaum ein Ball auf einfachem Weg den deutschen Sand berührte. Über 11-7 und 14-9 holten sich die Olympiasiegerinnen Matchbälle en masse, ein Walkenhorst-Aufschlag bereitete die Krönung vor, die die Blockspielerin mit einem harten Angriff selbst vollzog. „Wir sind überglücklich, dass wir Weltmeister geworden sind, es fühlt sich noch nicht unrealistisch an. Jetzt sind wir Olympiasieger, Europameister und Weltmeister, es ist unfassbar“, sagte Walkenhorst.
Auch Laboureur/Sude überzeugen
Das zweite deutsche Weltklasse-Duo, die Weltranglisten-2. Stabsunteroffizier (FA) Chantal Laboureur/ Stabsunteroffizier (FA) Julia Sude, spielte ebenfalls eine starke WM. Ohne jeglichen Satzverlust spielte sich das National-Duo in das Viertelfinale, in dem es leider die schwächste Turnierleistung bot und so den Kanadierinnen Sarah Pavan/Melissa Humana-Paredes in zwei Sätzen unterlag. Laboureur sagte: „Platz fünf hatten wir uns als Minimalziel vorgenommen. Jetzt sind wir noch enttäuscht, aber ich glaube in ein paar Tagen können wir uns darüber freuen. Wir sind Fünftbester auf der ganzen Welt, da können wir auch ein bisschen stolz drauf sein.“
Text: DVV
Fotos: FIVB