Die Spezialkräfte der Marine

Die Kampfschwimmer der Bundeswehr sind im Kommando Spezialkräfte der Marine (KSM) in Eckernförde stationiert. Sie sind die älteste Spezialeinheit der Bundeswehr.
Wie das KSM aufgebaut ist und was überhaupt der Auftrag der Kampfschwimmer ist, erfahren Sie in diesem Artikel.

Das Kommando Spezialkräfte der Marine stellt innerhalb der Streitkräfte mit den Kampfschwimmern und ihren besonderen Führungs- und Unterstützungselementen Spezialkräfte zur Erfüllung von besonderen Aufgaben weltweit, aber insbesondere im maritimen Umfeld, bereit.
Das reicht von einer Abstellung von Einzelpersonal in beratender Tätigkeit bis zur Entsendung einer SOMTG, die durchhaltefähig weltweit in allen Klimazonen eingesetzt werden kann. Eine SOMTG ist eine Special Operations Maritime Task Group, also eine Einsatzgruppe maritimer Spezialkräfte, welche neben den Einsatzkräften auch besonders befähigte Unterstützungskräfte wie Sanitäter, Hubschrauber oder Boote umfassen kann.
Zu den Aufgaben der Kampfschwimmer gehören unter anderem Aufklärungsaufträge, Rettungsoperationen, Beiträge zur Lösung Geisellagen im Ausland, Festsetzen von Zielpersonen, Opposed Boarding Operationen (Durchsuchen von Schiffen gegen Widerstand) aber auch Beratung und Ausbildung von Sicherheitskräften Verbündeter Nationen (Military Assistance).
Diese Aufträge lassen sich grundsätzlich in drei Einsatzarten einteilen:
Special Reconnaissance – Spezialaufklärung – Einsätze zur Gewinnung von spezifischen, klar definierten und zeitkritischen Informationen mit strategischer und operativer Bedeutung.
Beispiele für maritime Spezialaufklärung sind: Das Aufklären von Hafenanlagen. Die Kampfschwimmer dringen dazu tauchend und vom Gegner unbemerkt in Häfen ein. Das Erkunden von Vorstränden, bei dem sie Informationen über die Beschaffenheit der Stände und des Küstenabschnitts sammeln. Oder die Aufklärung im Hinterland in dem sie sich tauchend oder schwimmend an die Küste annähern, das Hinterland erkunden, um mögliche Gefahren zu entdecken oder Fotos von Objekten oder Zielpersonen zu machen.

Direct Action – Direkter Einsatz – Kollateralschäden vermeidende, offensive, zielgerichtete, räumlich und zeitlich eng umschriebene Einsätze, um Personen festzusetzen oder zu befreien, Material bzw. Einrichtungen in Besitz zu nehmen, zu zerstören oder zu beschädigen.
Direkte Einsätze richten sich gegen Hochwertziele. Beispielsweise um Einzelpersonen wie Kriegsverbrecher oder Terroristen – die mit ihren Sprengsätzen deutsche Soldaten bedrohen – festzunehmen. Ebenfalls richten sie sich gegen Objekte oder Einrichtungen. An Land sind dies Gebäude, auf See sind das Schiffe oder Bohrinseln, die mit einem Verfahren namens Visit Board Search and Seizure (VBSS/ Zugriffe auf Schiffe und Bohrinseln) in Besitz genommen werden. VBSS ist eines der Verfahren, für das die Kampfschwimmer besonders befähigt sind, da sie Über-, Unterwasser oder aus der Luft operieren können.

Military Assistance – Unterstützungseinsatz in Aufnahmestaaten – Militärische Einsätze zur mittelbaren bzw. unmittelbaren Unterstützung, zur Verbesserung der inneren/ äußeren Sicherheit und Stabilität von Staaten. Dies bedeutet beispielsweise Training oder Beratung der Militär- oder Polizeieinheiten befreundeter Staaten. Dieses Training kann im In- oder Ausland stattfinden.
Um diese verschiedenen Einsatzarten zu beherrschen, sind Kampfschwimmer triphibisch ausgebildete Marinesoldaten. Ihr Einsatzraum umfasst also die See, die Luft und das Land.
Kampfschwimmer sind ausgebildet, sich Über- und Unterwasser (mit Booten, schwimmend oder tauchend), durch die Luft (mit Luftfahrzeugen oder Fallschirmen) oder an Land (mit Fahrzeugen oder zu Fuß) in ihren Einsatzraum zu bewegen. Aufgrund der hohen Anforderungen sind sie personell besonders sorgfältig ausgewählt, speziell ausgebildet und gegliedert. Sie nutzen spezielle Ausrüstung für die Aufgabenerfüllung und Auftragsdurchführung. Ihre Ausbildung dauert drei Jahre und beinhaltet neben dem militärischen Tauchen, bei dem sie unter anderem lernen aus U-Booten auszutauchen und sich unerkannt auch über große Distanz an ihr Ziel zu bewegen, selbstverständlich auch das „Arbeiten“ an Land. Dazu zählen Schießtaktiken, Überlebenslehrgänge und die Fallschirmsprungausbildung. Um sich Zugang zu verschlossenen Gebäuden zu verschaffen, oder besonders wichtige Einrichtungen zu zerstören, bekommen sie eine umfassende Sprengausbildung. Sie lernen das Bedienen einer Großzahl von Handfeuerwaffen der Bundeswehr, aber auch des Gegners. Um sich im Einsatz sicher mit Geländewagen, gepanzerten Radfahrzeugen und Quads bewegen zu können, erhalten sie eine spezielle Fahrausbildung, für Land- und Wasserfahrzeuge. Jeder fertig ausgebildete Kampfschwimmerunteroffizier durchläuft in der Kampfschwimmerkompanie zusätzlich eine Spezialisierungsausbildung, wie zum Beispiel: Rettungssanitäter, Scharfschütze, Fernmeldespezialist, Spreng- und Zugangstechniker oder in der Lenkung von Präzisionsmunition (FAC Forward Air Controller).

Ausgebildete Kampfschwimmeroffiziere werden nach ihrer Ausbildung in der Regel als Teamführer eines Kampfschwimmereinsatzteams eingesetzt.
Aufgrund dieses breiten Fähigkeits- und Einsatzspektrums trainieren die Kampfschwimmer ständig im In- und Ausland. Dies ist notwendig, um mit den spezifischen Einsatzarten und Einsatzverfahren jeder Zeit und in nur wenigen Stunden für Einsätze der Bundeswehr bereitzustehen. Um innerhalb kurzer Vorwarnzeit mit zum Zusammenwirken befähigten Kräften reagieren zu können, verfügen die Kampfschwimmer über eigene Führungs- und Unterstützungselemente sowie Kräfte zur direkten taktischen Unterstützung. Diese direkte taktische Unterstützung besteht aus einer eigenen Bootseinheit, dem Spezialoperationen Bootsteam (SBT). Das SBT rekrutiert sich aus speziell ausgesuchten, ausgebildeten und ausgerüsteten Unteroffizieren mit und ohne Portepee der Verwendungsreihen 11 (Decksdienst),42 (Schiffsantriebstechnik), 21 (Fernmeldedienst), 26 (Navigationsdienst) und 76 (Marinesicherungsdienst). Ihre Boote sind u.a. Jet angetriebene Festrumpf- Schlauchboote, soge- nannte Rigid Hull Inflatable Boats (RHIB), die sich durch ihren geringen Tiefgang, hohe Geschwindigkeit, Feuerkraft und Manövrierbarkeit auszeichnen.
Neben dem SBT verfügt das KSM über eine eigene Sanitätsgruppe, um eine bestmögliche sanitätsdienstliche Versorgung im Einsatz und bei Übungen sicherzustellen.
Darüber hinaus sind im Stab des KSM folgende Führungsgrundgebiete vertreten:
• Personalführung (Abt S1)
• Militärische Sicherheit (Abt S2)
• Planung und Organisation (Abt S3)
• Logistik und Materialnachschub (Abt S4)
• Funk und Fernmelde (Abt S6)
Zusätzlich zu den bekannten Führungsgrundgebieten verfügt das KSM über eine Gruppe Weiterentwicklung sowie verschiedenen Technikern für die Instandsetzung von Fahrzeugen, Waffen, Tauchgeräte und Fallschirmsystemen.
Darüber hinaus besitzt das Kommando Spezialkräfte der Marine einen eigenen Personalwerbetrupp.
Dieser führt gezielt deutschlandweit Nachwuchswerbung für Kampfschwimmer durch.
Um den gewonnen Nachwuchs und das im KSM befindliche Personal entsprechend auf ihre besonderen Aufgaben vorzubereiten, findet sich in dem Kommando eine eigene Ausbildungseinrichtung wieder. Neben der Kampfschwimmerausbildung findet dort auch eine erweiterte Einsatzausbildung sowie die Task Group Ausbildung statt.

Die Marine verfügt mit dem KSM über einen leistungsstarken Spezialkräfteverband, der auch in Zeiten asymmetrischer Bedrohung und hybrider Kriegsführung weltweit gewinnbringend eingesetzt werden kann.

Text: Konrad Wolf / Personalwerbetrupp KSM

Fotos: Bundeswehr / Andrea Bienert / Martin Sollberg

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