EM Kleinkaliber in Bologna – Türen nach Tokio bleiben geschlossen

Eine weitere große Gelegenheit ist ungenutzt verstrichen. Während die Pistolenschützen auch bei den Kleinkaliber-Europameisterschaften im italienischen Bologna auf der Erfolgswelle schwammen, erfüllten sich die Hoffnungen im Gewehrlager nicht. Das Team hat noch immer nur einen von vier möglichen Quotenstartplätzen für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.

Beruhigend ist das Ergebnis nicht, aber für Panikmache und Alarmzustände ist es denn auch viel zu früh. Denn mit den Luftdruck-Europameisterschaften und dem Qualifikationsturnier im nächsten Jahr in Pilsen verbleiben immer noch zwei gute und aussichtsreiche Gelegenheiten, um die noch bestehenden Lücken im Aufgebot für Tokio zu füllen. Allerdings rechnet Sportdirektor Heiner Gabelmann insgesamt um ein „sieben bis acht Sportler“ kleineres Aufgebot des Deutschen Schützenbundes für Tokio im Vergleich zu Rio 2016.

Mit Riesenvorsprung zu Gold

Insbesondere Olympiasieger Christian Reitz und die Olympiazweite Monika Karsch brannten ein Feuerwerk ihrer Schießkunst ab. Schon nach der Qualifikation stand Karsch‘ erster Titel fest: Das Team mit Doreen Vennekamp und Michelle Skeries gewann souverän mit zehn Ringen Vorsprung den Titel mit der Sportpistole. Vennekamp und Karsch hatten die Qualifikation als Erste und Dritte mit den Weltklasseergebnissen von 591 und 590 Ringen beendet.

Karsch war von Beginn an da im Finale und gewann mit vier Ringen Vorsprung. Die WM-Dritte Doreen Vennekamp, wie Karsch Sportsoldatin, lag auch lange auf Medaillenkurs, ehe sie zwei Zweierserien ablieferte und so nur „undankbare“ Vierte wurde. Karsch meinte: „Ich bin so, so glücklich, ich kann es gar nicht fassen. Es hat eine sehr große Bedeutung für mich, dass ich den Titel verteidigen konnte.“

Mit zwei Mal Gold gab sich die Regensburgerin jedoch nicht zufrieden. Bereits die Qualifikation im Mixed mit der Standardpistole hatte sie gemeinsam mit Christian Reitz dominiert. Das zweite deutsche Duo Oliver Geis und Doreen Vennekamp wurde Dritter. Im Finale hatte das Spitzenduo exakt 9,6 Ringe Vorsprung. Die Sportsoldaten Geis und Vennekamp mussten sich mit 375,5 Ringen und Platz sechs zufrieden geben.

Silber noch gerettet

Christian Reitz setzte ein Jahr vor Tokio auch in seiner Spezialdisziplin Schnellfeuerpistole abermals ein Zeichen an die Konkurrenz. Nur der Italiener Riccardo Mazzetti war selbst für Reitz nicht mehr einzuholen. In der Qualifikation hatte sich ein wahres Drama abgespielt. European-Games-Sieger Oliver Geis lag klar auf Finalkurs, ehe ihm in der ersten Vier-Sekunden-Serie eine 42 unterlief. Damit war das Finale quasi „futsch“, aber es ging noch ums Team mit Mathias Putzmann als Drittem. Geis fing sich wieder und rettete der Mannschaft noch die Silbermedaille.

Zum Abschluss der EM schlugen die deutschen Pistolenschützen nochmals doppelt zu: Das Team Geis, Putzmann und Reitz gewann Team-Silber mit der Zentralfeuerpistole. Reitz holte zudem noch Bronze im Einzel. Zudem sicherte sich Christian Reitz mit der Standardpistole mit 570 Ringen Bronze im Einzel. Auch das Team holte Bronze.

Beer wieder denkbar knapp vorbei

Jolyn Beer ist in dieser Saison vom Pech nahezu verfolgt. Die Sportsoldatin schoss in der Qualifikation des Dreistellungskampfes einmal wieder hervorragend, wie schon so häufig in diesem Jahr, und wieder wurde sie nicht belohnt, wieder verfehlte sie den angestrebten Quotenplatz, diesmal sogar denkbar knapp das Finale. Nach neun 9,9 Wertungen reichte es jedoch nur zu Platz neun. Exakt ein Ring fehlte Beer zum Endkampf, in dem sie dann gegen zwei andere Kandidatinnen um zwei Quotenplätze für Tokio 2020 geschossen hätte. „Klar ist die Enttäuschung auf jeden Fall groß, weil ich mich so gern für eine weitere tolle Saison belohnt hätte.“ Bundestrainer Claus-Dieter Roth zeigte sich mit seinen drei Starterinnen zufrieden, neben Beer waren es noch Eva Rösken (1171 Ringe, Platz 20) und Denise Palberg (1165, 31. Platz). Die gute Teamleistung wurde noch mit Bronze belohnt.“

Im nichtolympischen Liegendkampf fand vor allem Rösken von Beginn an in den Wettkampf und lief mit 624,9 Ringen auf Platz zwei ein. Beer lag lange auf Silberkurs, ehe ihre letzte Serie (102,8) sie auf Platz vier zurückwarf. Gemeinsam mit Denise Palberg gewann das Team zudem Bronze.

Maximilian Dallinger schoss liegend einen ausgezeichneten Wettkampf, den er mit 627,0 Ringen mit deutlichem Vorsprung auf Platz zwei beendete – es war seine erste EM-Einzelmedaille bei den Herren. Nach Platz zwei und vier im Einzel war die Erwartungshaltung für das Duo Dallinger/Beer im Liegendkampf-Mixed entsprechend hoch. Zunächst qualifizierte sich das Duo mit 416,7 Ringen als Vierter, den es mit 205,3 Ringen hielt. Den Schub aus den Liegendkämpfen wollte Dallinger für den wichtigsten EM-Wettkampf, das olympische 3×40, nutzen. Doch der Start missriet, im Kniendanschlag startete er mit einer 94er-Serie.

Text und Fotos: Harald Strier

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