Bei den World Games in den USA haben die Rettungssportler der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) die Konkurrenz dominiert. Insgesamt 14 Medaillen sammelten die ebenso vielen Athleten in den zwei Wettkampftagen im Juli. Die 19-jährige Sportsoldatin Nina Holt stach mit viermal Gold, einmal Bronze und einem Rekord in der Staffel besonders hervor.
Für die Wettbewerbe im Rettungsschwimmen am 10. und 11. Juli hatte die DLRG folgende Sportler an den Start gebracht: die in Warendorf stationierten Sportsoldaten Alica Gebhardt (DLRG Bad Oldesloe), Nina Holt (DLRG Harsewinkel), Undine Lauerwald (DLRG Halle-Saalekreis), Arne Möller (DLRG Hagen im Bremischen), Vivian Zander (aus Magdeburg) und Valentina Toti (DLRG Bad Windsheim). Außerdem die ehemaligen Sportsoldaten Tim Brang und Jan Malkowski (für die DLRG Schloß Holte-Stukenbrock), Kevin Lehr (DLRG Luckenwalde), Fabian Thorwesten, Fabian Ende sowie Joshua Perling (alle DLRG Halle-Saalekreis) und Danny Wieck (DLRG Pohlheim). Einziges Teammitglied ohne Vergangenheit in der Sportfördergruppe Rettungsschwimmen der Bundeswehr war Kerstin Lange (DLRG Schwerte), die seit 2015 in der Nationalmannschaft ist und bereits bei den World Games 2017 erfolgreich war.
Direkt zum Auftakt schwamm Nina Holt über 200 Meter Hindernisschwimmen zur ersten Goldmedaille für die deutschen Rettungsschwimmer: „Das habe ich tatsächlich nicht erwartet“, sagte die 19-Jährige bescheiden. „Zwischendurch hatte ich ein bisschen Angst, dass mich im Endspurt doch noch jemand überholt. Doch bei der letzten Bahn dachte ich nur ‚durchziehen!‘ und habe es dann ja geschafft.“ Mit ihrer Zeit von 2:05,51 Minuten holte die Athletin aus Erkelenz (Nordrhein) nicht nur den Sieg, sondern unterbot ihren bisherigen deutschen Rekord um rund fünf Sekunden!
Kurz darauf schwamm Holt zusammen mit Valentina Toti, Undine Lauerwald und Kerstin Lange in der viermal 50 Meter Hindernisschwimmen zwar nur auf Rang vier. Das Frauenquartett setzte mit ihrer Zeit von 1:51,14 Minuten jedoch eine weitere neuen deutsche Bestzeit. In der anschließenden Disziplin 100 Meter Retten mit Flossen stellte Undine Lauerwald ihr Können unter Beweis: Nach 52,62 Sekunden schlug sie vor der Spanierin Antia Garcia Silva und Teamkollegin Nina Holt als erste am Brett an. Damit sicherte sich die für die DLRG Halle-Saalekreis aktive Sportlerin neben der zweiten Goldmedaille für ihr Team auch einen neuen World-Games-Rekord.
Bei den Männern überzeugte Jan Malkowski in seiner Paradedisziplin über 100 Meter Retten mit Flossen (46,37 Sekunden) und vergoldete sich damit den geplanten Abschluss seiner Karriere als Rettungssportler. Teamkollege Tim Brang schwamm hier auf Rang drei. „Es ist schon ein bisschen schade, weil ich physisch eigentlich in Topform bin. Leider hat es mit der Puppenaufnahme und auf dem Rückweg nicht ganz so gut geklappt, aber ich denke, bei den World Games kann man sich auch über Bronze freuen“, so der amtierende Doppeleuropameister im Einzel.
Medaillenregen auch an Tag Zwei
Wie bereits am Vortag war es erneut Nina Holt, die zum Wettkampfbeginn des zweiten Tages für Aufmerksamkeit sorgte. In der Disziplin 50 Meter Retten einer Puppe schlug die junge Ausnahme-Athletin nach 33,77 Sekunden als erste an, sicherte sich damit einen weiteren Veranstaltungsrekord und die erste Goldmedaille des Tages fürs Team Deutschland. Teamkollegin Kerstin Lange folgte nach der Italienerin Helene Giovanelli als Dritte. Die Männer der DLRG Delegation legten wenig später nach. Danny Wieck ließ in seiner Paradedisziplin die starke Konkurrenz aus Italien hinter sich und schwamm souverän zur Goldmedaille (28,96 Sekunden). Joshua Perling schnappte sich Bronze. Beide sorgten so für den perfekten Abschluss ihrer Karrieren.
Viel Zeit zum Verschnaufen blieb nicht – auch nicht für die mitfiebernden Zuschauer. Im viermal 25 Meter Retten einer Puppe setzten sich die deutschen Frauen gegen die Weltrekordhalterinnen aus Frankreich durch und holten die nächste Goldmedaille (1:21,21 Minuten). Spätestens jetzt wirkte der Moment auf dem obersten Treppchen für Nina Holt, die das erste Mal an den Weltspielen teilnahm, fast wie Gewohnheit. Gewohnt erfolgreich ging es tatsächlich weiter. An ihren bestehenden Weltrekord kamen die Männer zwar nicht heran, dominierten das Feld in einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen Polen aber deutlich. Am Ende zeigte die Uhr 1:05,22 Minuten und damit in Richtung nächste Goldmedaille.
Einen kleinen Dämpfer erhielt der Medaillenrausch dann aber doch: Über 100 Meter Retten mit Flossen bestätigte die Italienerin Federica Volpina ihre Weltklasse. Undine Lauerwald hatte etwas Pech mit der Puppe und schied aus. Vivian Zander erreichte immerhin den vierten Platz im starken Teilnehmerfeld. Auch bei den Männern ereilte Kevin Lehr das gleiche Schicksal wie Lauerwald. Teamkollege Tim Brang behielt jedoch die Nerven und zündete im Becken noch einmal den Turbo. Mit 50,48 Sekunden schnappte er sich Gold. „Mein Ziel nach gestern war klar, da konnte ich mich ja nicht so richtig belohnen. Das habe ich dann heute nachgeholt“, so der Europameister, der mit Bronze am Vortag nicht ganz glücklich war.
Frauenstaffel mit neuem Weltrekord
Der Höhepunkt des Tages ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Zum Abschluss galt es, in der spektakulären und technisch anspruchsvollen viermal 50 Meter Gurtretterstaffel noch einmal alles zu geben. Die deutschen Frauen um Nina Holt, Kerstin Lange, Vivian Zander und Undine Lauerwald gingen hier zusammen mit Italien als Favoriten ins Rennen und sorgten für einen Paukenschlag: Sie schwammen nicht nur dank überragender Taktik zu Gold, sie pulverisierten außerdem regelrecht ihren eigenen bis dato geltenden Weltrekord. Die neue Bestmarke steht nun um fast zwei Sekunden reduziert bei 1:35,82 Minuten. „Der Weltrekord ist das Highlight für uns. Wir haben ein kleines bisschen damit gerechnet, auch wenn man das so nicht sagen würde, aber es war schon ein Träumchen“, freute sich Holt mit einem Augenzwinkern.
Fast schon ernüchternd, weil spätestens jetzt erfolgsverwöhnt, war da der anschließende Lauf der Männer. Danny Wieck, Fabian Thorwesten, Fabian Ende und Jan Malkowski setzten den bronzenen Schlusspunkt des Tages (1:27,48 Minuten), nachdem das Team Ungarn einen uneinholbaren Schlussspurt hinlegte. Für den in Berlin lebenden Malkowski war es die letzte Teilnahme an den Weltspielen: „Ich bin nach unserer Gurtretterstaffel zwar etwas enttäuscht, hatte mir da mehr erhofft. Das ist schade, aber es war hier trotzdem ein großartiger Wettkampf mit einem großartigen Team.“
Bei den alle vier Jahre stattfindenden World Games traten diesmal rund 3.600 Athleten in 34 nichtolympischen Sportarten an. An den Wettkämpfen im Rettungsschwimmen in Birmingham nahmen über 80 Rettungssportler aus neun Nationen teil, um in fünf Einzel- und drei Staffeldisziplinen um Medaillen zu wettstreiten. Dem früheren Weltklasse-Rettungssportler Marcel Hassemeier (unter anderem viermal Gold bei den World Games 2013) aus Warendorf wurde eine besondere Ehre zuteil: Er war als Ehrengast vom World Games Verband eingeladen und gehörte zu den Flaggenträgern bei der Eröffnung. Danny Wieck war bei seinen dritten Spielen stolzer Fahnenträger für das Team Deutschland. Alle Wettbewerbe der Rettungsschwimmer in Birmingham hatte Sport1 live im Fernsehen übertragen. Die frühere, erfolgreiche Rettungssportlerin Stephanie Kasperski agierte beim Sender als Co-Moderatorin.
Text: DLRG
Fotos: Denis Foemer