Boxer aus der Truppe für die Truppe – die Geschichte wird weitergeschrieben

Aufgeben kommt im Wortschatz eines deutschen Soldaten nicht vor. Schon gar nicht in dem des Hauptfeldwebels Marcus Abramowski.

Abramowski, 37, verheiratet, ein Kind, dreifacher deutscher Meister (DM), fünffacher Vize-DM und siebenfacher Berliner Champion ist der verantwortliche Manager des Bundesstützpunkts Boxen in Deutschlands Hauptstadt.

Nur wenig ist über den Macher bekannt. Den großen Auftritt überlässt er anderen, am liebsten seinen Athleten, die zu den Besten der nationalen Faustkämpferriege gehören. Berlin ist einer der hochdekorierten Bundesstützpunkte des deutschen Boxsportverbands. Nach Abramowskis Bekunden sind solche Leistungen nur durch klare Strukturen, bestes Training und exzellentes Teamwork möglich.

Doch das ist dem Soldaten nicht genug. Seit 2015 arbeitet er an der nachhaltigen Etablierung des Faustkampfes in der Marine, der Luftwaffe und dem Heer.

Das Ziel: Aufnahme des Boxsports in den Ausbildungsplan für alle Soldaten. In anderen Ländern ist dies geübte Praxis. In England beispielsweise, dort ist Boxen ein fester Bestandteil des Ausbildungsprozesses. Die Chancen gleichzuziehen, sind seit Beginn der Umstrukturierung der Streitkräfte hoch.

Man hat den Mehrwert des Faustkampfs für die Mission der Bundeswehr erkannt. Boxer sind psychisch stabile Persönlichkeiten, die eine hohe körperliche Leistungsfähigkeit aufweisen und im Zweikampf bestehen. So martialisch es sich anhört, um ihren Auftrag sachlich zu erfüllen, ist dies für die Bundeswehr unabdingbar.

Seine bisherigen Erfolge erreichte Abramowski in kleinen Schritten. Für Größere fehlte es bis jetzt an Geld.

Er will mit talentierten Soldaten an den Militär-Box-Weltmeisterschaften sowie den Military-World-Games, nach Olympia die zweitgrößte Sportveranstaltung der Erde, teilnehmen.

Noch ist es Fiktion, aber Abramowski ist dafür bekannt, leidenschaftlich für seinen Sport zu brennen und sich wie ein Pitbull in seine Ziele zu verbeißen.

Er weiß, dass alle Streitkräfte nur ihre Topathleten zu diesen prestigeträchtigen Turnieren entsenden. In Deutschland wären es die Spitzenboxerinnen und -Boxer, die den Sportfördergruppen Bruchsal und Frankfurt/Oder zugeordnet sind.

Hieran wird sich zukünftig nichts ändern. Aber er weiß auch, dass die Mehrzahl der Gewichtsklassen wegen den oft zeitgleich durchgeführten Deutschen-, Europa- und Weltmeisterschaften sowie internationalen Turnieren nicht von ihnen besetzt werden. Genau in diese Lücken sollen die Truppensoldaten stoßen.

Die nächste Militär-WM wird voraussichtlich Ende November bzw. Anfang Dezember 2023 in Kolumbien stattfinden. Somit bleiben Abramowski zwölf Monate, um die Leistungsstärksten zu identifizieren.

Sichtungslehrgänge, wie 2016 in Warendorf und Altenstadt sollen weiter ausgebaut werden, denn die Analyse dieser Fortbildungen hat ihnen einen hohen Wirkungsgrad, das Verhältnis von Nutzen zu Aufwand, bestätigt. Seit diesem Jahr werden die Lehrgänge durch Einladungsturniere flankiert. Davon verspricht sich Abramowski eine weitere Optimierung des Wirkungsgrads und er kann den Soldaten eine Plattform anbieten, auf der sie das Erlernte im Zweikampf umsetzen, sowie sich einem breiteren Publikum präsentieren können. Zuschauer sind im Übrigen bei den Veranstaltungen gerne gesehen!

Die nächste steht bereits fest. Für Mai hat Abramowski ein Round-Robin-Turnier eingeplant, und zwar mit Finnland, Estland, Litauen, Polen Frankreich, Irland, Holland und dem Gastgeber Deutschland. Hier können die Athleten beweisen, dass sie das Zeug für eine Militär-WM oder den Games haben.

Ein ähnliches Turnier hatte der Hauptfeldwebel im Juni durchgeführt, auf dem neben der Bundesrepublik drei weitere Nationen starteten. Er nannte es den 1. CISM Boxing Cup, wobei CISM für „Conseil International du Sport Militaire,“ dem weltweiten Militärsport-Verband steht.
Der Erfolg der Deutschen war ausbaufähig, das Gelernte unbezahlbar. Um nicht wieder unter „ferner liefen“ eingestuft zu werden, plant Abramowski, als Vorbereitung für den 2. CISM Boxing Cup im April 23 ein viertägiges Sichtungsturnier durchzuführen.

Die Besten werden dann im Mai beim 2. CISM Boxing Cup für die Bundeswehr antreten und bei gutem Turniererfolg sowie ein wenig Glück auf der Shortlist für die Militär-Box-Weltmeisterschaften in Bogotá/Kolumbien stehen.

Wie will Abramowski mögliche Bewerber erreichen? Trotz der vorangeschrittenen Digitalisierung in der Bundeswehr ist der ansonsten fortschrittliche Berliner „Old School“ unterwegs. Er setzt auf die in der Truppe immer noch bestens funktionierende „Mund-zu-Mund-Propaganda“, auf Facebook, auf Instagram und die Internetportale in- und außerhalb der Bundeswehr.

Am wichtigsten sind für ihn aber immer noch die spezifischen Printmedien, allen voran das Boxsport- und das Bundeswehr Sport-Magazin.

Über diese Kanäle will Abramowski die in Frage kommenden Soldaten ermutigen, sich für das Sichtungsturnier im April in Warendorf anzumelden. Bei 180.000 aktiven Soldaten sollte das Reservoir an potenziellen Kandidaten riesig sein. Aus Erfahrung weiß er, dass die sportlichen Skills der Bewerber unterschiedlich sein werden. Eingaben von Anfängern mit keinem, bis zu denen, mit über 100 Fights werden auf seinen Tisch liegen.

Um allen eine Chance zu geben, wird er die Teilnehmer in drei Klassen einteilen:

  1. Kämpfer, die bisher nicht im Ring standen, werden zum Sparringsboxen eingeladen,
  2. dann wird es die Kategorie von einem bis einschließlich neun Fights geben und zuletzt,
  3. die offene Klasse von zehn und mehr Gefechten.

Soldaten, die bereit sind, diese Herausforderungen anzunehmen und, mit ein wenig Glück, die Chance erhalten werden, Deutschland bei den nächsten Militär-WM in Kolumbien zu vertreten, melden sich bei Hauptfeldwebel Marcus Abramowski unter: m.abramowski@boxverband.de.

Text: Wolfgang Wycisk

Fotos: FMZ SportSBw

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