Der EnBW Turn-Weltcup/DTB-Pokal in Stuttgart feierte vom 30. November bis 02. Dezember seinen 30. Geburtstag. Die Jubiläums-Ausgabe in der Porsche Arena versprach bereits vorab dank eines Top-Starterfeldes eine großartige Veranstaltung zu werden. Die erstklassigen Leistungen der Männer und Frauen wurden den Erwartungen voll gerecht.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer in der bestens gefüllten Porsche Arena begrüßten am Sonntag jeden Turner mit großem Applaus, doch bei dem in Stuttgart trainierenden Sportsoldaten Marcel Nguyen wurde das Publikum nochmals lauter. Zunächst lag der Stabsgefreite nach einer durchwachsenen Übung am Boden nur auf Platz sechs. Aber wie in London bei den Olympischen Spielen machte Nguyen sich daran, das starke Starterfeld von hinten aufzurollen.
Mit einer gelungenen Vorstellung an seinem Paradegerät Barren turnte der zweifache Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele sich weiter nach vorne und belegte vor dem letzten Gerät mit knappem Rückstand auf Daniel Purvis Platz zwei. „Ich hatte schon gedacht, es ist wie in London und es wird ein Jahr des zweiten Platzes“, so Nguyen. Es schien, als führe kein Weg am Briten Purvis vorbei, aber Nguyen zeigte am Reck eine starke Übung, die der Brite nicht schlagen konnte. So feierte der Unterhachinger seinen ersten Weltcup-Sieg.
Seitz auf Rang zwei
Bereits am Tag zuvor zeigten die deutschen Turnerinnen Elisabeth Seitz und Kim Bui beim Weltcup der Frauen einen guten Wettkampf. „Unsere beiden Mädels haben hervorragend gekämpft“ lobt Ulla Koch, Cheftrainerin der Frauen, im Anschluss. Die Olympia-Sechste Seitz turnte fehlerfrei und begeisterte damit die Zuschauerinnen und Zuschauer in der Arena. Die 19-jährige Schülerin bewies, warum sie zurzeit ganz klar die Nummer eins im DTB-Team ist. Geschlagen geben musste sie sich nur der Amerikanerin Elizabeth Price. Kim Bui konnte vor heimischem Publikum ebenfalls überzeugen und belegte am Ende hinter der Schweizerin Giulia Steingruber den tollen vierten Platz.
Teamwettbewerb
Wie im vergangenen Jahr wurde parallel zum Weltcup ein Teamwettbewerb ausgetragen. Bei den Frauen erreichte das Quartett Deutschland eins den dritten Platz. Das zweite Team mit der Sportsoldatin Marie-Sophie Hindermann belegte zum Abschluss mit ihrer Riege Rang vier. Die 21-jährige ist zurzeit die einzige Turnerin der Nationalmannschaft die der Sportfördergruppe angehört. Bei den Männern hingegen gehören zahlreiche Turner der Bundeswehr an. Zum Zeitpunkt des Wettkampfes befand sich Olympia-Teilnehmer Sebastian Krimmer als auch Brian Gladow, Thomas Taranu und Philipp Sorrer bei einem Feldwebelanwärterlehrgang und Matthias Fahrig absolvierte einen Übungsleiterlehrgang der Bundeswehr. Daher konnten sie im Team der Männer beim DTB-Pokal nicht eingesetzt werden.
Philipp Boy verabschiedet sich
Exakt vor einem Jahr, beim Turn-Weltcup 2011 in Stuttgart stürzte Philipp Boy schwer am Reck. Danach fand der zweifache Vize-Weltmeister nie wieder zu alter Stärke zurück. Er bereitete sich intensiv auf die Olympischen Spiele in London vor, doch auch von dort kehrte er ohne Medaille zurück. Im Rahmen des Turn-Weltcups in Stuttgart 2012 verkündete der ehemalige Bundeswehrsoldat bei einer Pressekonferenz nun seinen endgültigen Rücktritt vom Leistungssport. Am Sonntag bereiteten seine Teamkameraden ihm in der Porsche Arena einen bewegend Abschied.
Text und Foto: Deutscher Turner-Bund (DTB)