Die diesjährigen Divisionsskimeisterschaften präsentierten nicht nur ausdauerstarke Infanteriealpinisten beim zähen Skiwettkampf, sondern auch Hightech für die Truppe. Demnächst erhält das Deutsche Heer 60 weitere Infanteriesysteme Gladius. Das weltweit einzigartige System „Infanterist der Zukunft“ verlangt neben versiertem taktischen und kognitiv-haptischem Können, auch hohe körperliche Fitness von den Einsatzkräften ab.
Für deutsche Infanteriekräfte ist die in den Neunzigern geborene NATO-Vision vom universellen Kämpfer nun Gegenwart. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts als deutsches Forschungsprojekt „Infanterist der Zukunft“ initiiert, verfügt das Deutsche Heer seit März über 60 weitere Infanteriegruppensysteme der hochmodernen Sonderausstattung „Gladius“. Unter dem Label des römischen Kurzschwerts realisiert die Düsseldorfer Waffenschmiede Rheinmetall damit ein Auftragsvolumen von 84 Millionen Euro. Mit der in zwei Losen gestaffelten Auslieferung der neuartigen Kampfsysteme, die im Sommer 2013 ihren Abschluss findet, wird die Bundeswehr dann insgesamt 900 Soldaten ausstatten können. Gladius, das von Militärexperten als weltweit einzigartig bezeichnet wird, verkörpert eine vollkommene Neuentwicklung auf dem Gebiet nachhaltiger Infanterieausrüstungen und ist aufgrund seiner offenen Systemarchitektur ausbau- und zukunftsfähig konfektioniert.
Weltweites Novum
Die offizielle Übergabe, von einer detailreichen, ebenso theoretischen wie praktischen Systemvorführung orchestriert, fand Anfang März vor Oberbayerns imposanter Voralpenkulisse noch während des Skimeisterschaften der 10. Panzerdivision im Chiemgau-Stadion statt. „Mit Gladius ist es erstmals gelungen, modulare Bekleidungs-, Schutz- und Tragesysteme, schlagkräftige wie präzise Infanteriewaffen, optronische Aufklärungstechnik und modernste Informations- und Kommunikationssysteme zu einem generischen Gesamtsystem zu vereinen“, so der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Bruno Kasdorf zum Berliner Sportjournalisten Volker Schubert. Die außergewöhnliche Kombination aus Ergonomie, Gewichtsreduzierung und Miniaturisierung sei der Schlüssel zum Erfolg gewesen. Damit verfügten die Soldaten über das Beste, das die Industrienation Deutschland zu bieten hätte. Gladius, für die zehn Soldaten zählende Infanteriegruppe ausgelegt, wird die Sicherheit des einzelnen Kämpfers und die Durchsetzungsfähigkeit der Gruppe im Einsatz signifikant erhöhen, wie Kasdorf weiter unterstrich.
Universelle Systemarchitektur
Die Stärken des Kampfsystems entfalten sich besonders bei der vernetzten Operationsführung. Denn jeder Soldat verfügt neben dem Gruppenfunk über ein Helmdisplay. Vor das Auge geklappt, spielt das Okular taktische Minisymbole in die weiterhin nahezu uneingeschränkte Sicht auf die reale Umwelt ein. Der Infanterist erkennt darin beispielsweise seine GPS-Position, die seiner Kameraden und potentiellen Feind. Die Mensch-Maschine-Schnittstelle erlaubt es zudem eigene Lagebeobachtungen mit einem Joystick-ähnlichen Bediengerät in das Gruppensystem einzuspeisen. Gleich ob asymmetrischer Feind oder konventionelles Gefecht, von Gladius verspricht sich Heeresgeneral Kasdorf zukünftig „überlegene Führungsfähigkeit und hohe Wirksamkeit im Einsatz“. So entfaltet Gladius sein Potential ebenso im schwierigen wie im bebauten Gelände, bietet volle Nachtkampffähigkeit bei Dunkelheit und schlechter Sicht und überzeugt durch seine flexible Einsatzbekleidung, die Missionen in fast allen Wetterlagen und Klimazonen erlaubt. Insgesamt stünde Gladius für einen Quantensprung „von der Postkutsche zum ICE“, so General Kasdorfs erwartungsvolles Fazit.
Text und Fotos: Volker Schubert
Dieser Artikel erscheint voraussichtlich auch gedruckt in Ausgabe 02/2013 des Bundeswehr Sport-Magazins.
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