Holger Eisele aus Fischen am Ammersee erreicht 2. Platz beim Goldsteig Ultrarace 2015

Das Goldsteig Ultrarace ist eine Laufveranstaltung der besonderen, aber auch extremen Art. Das sind 661 Km NonStop mit 19.000 aufsteigenden hm die in maximal 192 Stunden zu absolvieren sind. Der Goldsteig ist der längste Wanderweg in Deutschland, ein Qualitätswanderweg, der durch die schönsten Ecken des Bayerischen Waldes führt. Das Goldsteig Ultrarace ist derzeit der längste Ultra-Lauf in Europa und führt mit Start in Marktredwitz durch den Oberpfälzer Wald und durch den Bayerischen Wald über Passau nach Neunburg vor dem Wald. Der höchste Punkt ist der Große Arber mit 1.456 mü.NN. Navigiert wird mit einem GPS -Handheld. Die Laufstrecke verläuft auf Wander- und Forstwegen und zum Teil auch auf Asphalt.

Vorbereitung

Nach einer intensiven Vorbereitung ging am 25.10.2015 um 12:15 Uhr der aus Fischen am Ammersee stammende Holger Eisele beim Goldsteig Ultrarace 2015 als einer von 42 der 70 gemeldeten Läufer an den Start. Bereits Ende 2014 hatte er sich entschieden, an diesem Lauf teilzunehmen, eine ganz neue Herausforderung sollte es werden. Hierbei ist weniger die Geschwindigkeit aus­schlaggebend. Es kommt auf die Ausdauer- und Regenerationsfähigkeiten an, denn die Uhr läuft auch bei Unterbrechungen und Pausen ständig weiter. Es gilt die eigenen physischen und psychischen Grenzen auszuloten, zu verschieben und zu überwinden. Im Rahmen seiner Vorbereitungen war er bereits beim Ultratrail Lamer Winkel, dem Zugspitz Supertrail und dem 101 Kilometer langen Eiger Ultratrail dabei. „Der Eiger war bisher mit 101 Kilometern und 6.700 Höhenmetern mein anspruchsvollstes Rennen gewesen. Das sollte so aber nicht bleiben.“

Planung ist Wichtig

„Ich habe mir bereits im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, wie ich mir den Lauf einteilen möchte, ohne dass meine Regenerationszeiten vernachlässigt werden. Sicherlich hätte ich im Gesamtergebnis schneller sein können, wenn ich weniger oder kürzere Unterbrechungen gehabt hätte. Das Risiko, nicht am Ziel anzukommen, wäre dann aber ebenfalls größer gewesen“.
Die endgültige Planung für die Renn­einteilung hatte Holger Eisele erst in der Woche vor dem Start abge­schlossen. Hierbei hat er die Treffpunkte zur Betreuung und die Übernachtungspunkte, wie auch die jeweilige Streckenlänge festgelegt. Er wollte von Anfang an immer zwischen 80 und 100 Kilometer pro Tag laufen und dann bis zum nächsten Morgen unterbrechen. Seine Ehefrau Gabi hatte ihn während des Rennens mit dem VW-Bus begleitet und ihn an den vorher festgelegten Punkten an der Strecke betreut. Übernachtet wurde ebenfalls im Fahrzeug.

Der Lauf

Bereits am ersten Tag war klar, dass die Konkurrenz auch nur mit Wasser kocht. Der Vorjahressieger Joel Casedemont war überraschenderweise weniger schnell als gedacht und so hat Holger Eisele bereits am ersten Checkpoint das Führungsduo aus Spanien überholt. Im Verlauf des Tages haben diese sich die Führung zurückgeholt, da sich Eisele kurz verlaufen hatte, als er sein GPS-Gerät nicht im Blick hatte. „Das war für mich nicht schlimm, da ich das Rennen am ersten Tag in keinster Weise dominieren wollte. Mein großes Ziel, über die Ziellinie laufen, weswegen mir die Position zu diesem Zeitpunkt egal war. Ein Rennen, das so lange ist wie dieses, wird nicht am ersten Tag entschieden. Ich bin einfach mein Wohlfühltempo gelaufen.“
Um 01:30 Uhr, nach knapp 90 Km hatte Eisele den ersten Übernachtungspunkt erreicht und sich dort mit seiner Frau getroffen. Nach einer Unterbrechung von ca. 7h ging es weiter. Die Führenden waren natürlich weit voraus, da sie sich in dieser Nacht weniger Schlaf gegönnt hatten. Bereits am Abend des dritten Tages lief Eisele wieder auf die beiden Führenden auf, da sie unter dem fehlenden Schlaf zu leiden hatten und ihr Lauftempo nicht halten konnten. Am folgenden Tag mogelte sich während der Nacht der spätere Gesamtsieger Laszlo Barta vorbei und übernahm die Führung, die er beibehalten sollte. Die beiden Spanier gaben am Ende des vierten Tages auf und brachen das Rennen ab. Davon ließ sich Eisele zu diesem Zeitpunkt noch nicht irritieren, er änderte nichts wesentliches an seiner Streckenplanung. „Der vierte Tag war der Schlimmste und vom Streckenverlauf der schwierigste, ich hatte schmerzende Achillessehnen und das Schienbein machte mir Schwierigkeiten, ich habe über´s aufgeben nachgedacht. Hätte meine Frau mich nicht motiviert weiter zu machen, hätte ich hier viel­leicht abgebrochen. Sie hat mich bei jeder Pause mit anderen Leckereien überrascht, so dass ich mich schon auf die nächste Pause gefreut habe.“
Am sechsten Tag war klar, dass der Führende nicht mehr einzuholen ist, es sei denn Holger Eisele hätte gänzlich auf seinen Schlaf und die Pausen verzichtet. Das wollte er aber nicht, da zu diesem Zeitpunkt noch mehr als 200 Kilometer vor ihm lagen. Am Ende des sechsten Tages dann die taktische Entscheidung, er lag auf Platz 2. Den wollte er sich dann nicht mehr nehmen lassen. Der drittplatzierte Italiener Massimo Scribano war ihm auf den Fersen und der Abstand betrug nach gut 500 Km nur 7 Kilometer. Aus diesem Grund hat Holger Eisele in dieser Nacht im Massenquartier geschlafen, um ihn abpassen zu können und rechtzeitig aus den Federn zu kommen. Um 04:15 ging es dann in St. Englmar auf die letzte Etappe. Es sollte mit über 20h ein langer Tag werden.
Noch 120 Kilometer bis ins Ziel. Im Verlauf des Tages wurde klar, dass der Drittplatzierte keine Gefahr mehr darstellen würde. Der Abstand vergrößerte sich auf 40 Kilometer. Trotzdem wollte Eisele den zweiten Platz nicht mehr in Gefahr bringen und behielt bis zum Schluss sein Tempo bei. Am 02.10.2015 um 4:51 lief er schließlich nach 160:36h, 10 Stunden schneller als die Vorjahressiegerzeit, glücklich über die Ziellinie in Neunburg vor dem Wald und wurde von seiner Frau begrüßt.
Die Siegertrophäen holten sich Laszlo Barta und Anna Örsi, beide aus Ungarn.

Für Holger Eisele war die Teilnahme am Goldsteig Ultrarace ein voller Erfolg. Sein Ziel, anzukommen, hatte er mehr als erreicht.

Text: Holger Eisele
Fotos: Gabi Eisele; Tom Hölzl

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