Fallschirm WM Mondial 2016

Auch für die „Klassiker“ war die Mondial der Höhepunkt der Saison. An den Start gingen Lukas Tschech bei den Junioren, Evangelina Warich, Gerda Klostermann und Sandra Wollmann bei den Frauen und Marco Pflüger, Wolfgang Lehner, Elischa Weber, Sebastian Lutz und Stefan Wiesner bei den Männern. Begleitet wurden sie vom Bundestrainer Torsten Kunke. Aufgrund der bisherigen Saisonleistungen rechneten sich vor allem die Männer Medaillen in den verschiedenen Kategorien aus.

Zwei Tage vor Wettbewerbsbeginn erfolgte die Anreise, jedoch verhinderte Regen und Wind die geplanten Trainingssprünge. Lediglich der halbe Sonntag verblieb um ein bisschen Luftgefühl zu erlangen. Das Zielgelände lag am Ende der Startbahn und versprach berechenbare Bedingungen. Der Stilplatz lag außerhalb auf einem anderen Sprungplatz. Dieser musste jedoch wegen Überflutung der Landebahn geschlossen werden und so setzte der Veranstalter die Stiler direkt am Platz ab. Durch die vielen Regentage vor Beginn der Mondial wollten natürlich alle Nationen noch einen Trainingssprung absolvieren und so gab es bei der Anmeldung bzw. am Manifest lange Schlangen. Ebenfalls war Geduld bei der Anmeldung gefragt. Es wurden tatsächlich alle Papiere, Lizenzen und Gurtzeuge nachgeprüft und erst nach diversen Verzichtserklärungen konnten die Deutschen in die Luft. Am, für Amerikaner geschichtsträchtigen, 11. September erfolgte die Eröffnung auf einem Schulgelände in Ottawa. Ca. 800 Sportler aus 39 Nationen marschierten ins Stadion. Selbst Kuba war vertreten. Natürlich nicht die Hauptstadt von Kanada, sondern Ottawa Illinois. Aber nicht nur Ottawa sorgte für Verwirrung bei den Beamten bei der Einreise. Wenn man dann versuchte zu erklären, das Hotel befindet sich in Peru in der Nähe der Ortschaft Marsaille ganz dicht bei Norway, waren weitere Nachfragen vorprogrammiert. Der Delegationsleiter Jürgen Barth hatte sich langfristig und mit viel Weitsicht für ein Hotel in Peru (ca. 20 min vom Sprungplatz entfernt) und für genügend Mietautos entschieden. Beides sorgte dafür, dass die gesamte Delegation in einem Hotel untergebracht und vor allem flexibel war. Wie sich im Verlauf des Wettkampfes herausstellen sollte, ein klarer Vorteil.

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Am Montag, den 12.09. ging es nun endlich los. Die Männer begannen mit Ziel und legten gleich richtig los. Die Frauen und Junioren begannen mit Stil, allerdings mussten sie erneut das Landegebiet wechseln. Der Veranstalter entschied sich für die Verlegung, damit es keine Beeinträchtigungen mit anderen Freifalldisziplinen am Sprungplatz gab. Völlig problemlos und mit nur wenigen Re-jumps konnten alle Runden absolviert werden. Mark Jones als ehemaliges Mitglied der Golden Knights stand souverän an der Kamera und hielt alle Springer fest im Visier.

Der vermeintlich leichte Zielsprungplatz entpuppte sich bereits am ersten Tag als anspruchsvoller als gedacht. Die starken Höhenwinde und die umlaufenden Bodenwinde verlangten oft das ganze Können aller Teilnehmer. Am zweiten Tag wechselte der Veranstalter die Disziplinen und die Männer konnten eine hervorragende Stilunde vom Himmel zaubern. Elischa Weber setzte sich gleich auf Rang zwei fest, aber auch die anderen Stilwelt- und Vizeweltmeister der Mannschaft hielten Tuchfühlung nach vorn. Bei den Damen machte oft der starke Wind einen Strich durch die Rechnung und zwang sie zu vielen Unterbrechungen. Der Veranstalter wechselte daraufhin erneut die Disziplinen und so ging das Wechselspiel die folgenden Tage weiter. Das gute Wetter und vor allem der Abschluss der anderen Disziplinen sorgte für eine rasche Durchführung des Wettkampfes.

Leider verloren die Deutschen Männer ihre gute Ausgangsposition im Zielspringen und mussten sich erneut als Jäger auf die führenden Slowenen beweisen. Dafür zeigten sie auch in den weiteren Stilrunden sehr gute Leistungen. Als einzige Nation brachten sie vier Starter ins Halbfinale, von denen es drei ins Finale schafften. Mit minimalem Vorsprung ging Elischa Weber in die letzte Runde. Jedoch konnte der alte und auch neue Weltmeister Libor Jarusek seine ganze Klasse ausspielen und verwies Elischa auf den Silberrang. So kurz vor dem Gewinn der ersten Goldmedaille bei den Männern konnte sich Elischa nicht gleich über die Silber freuen, aber mit ein bisschen Abstand kam der Stolz über das erreichte zurück. Auch der Altmeister und Seriensieger des vergangen Jahrzehnts Marco Pflüger, war mit Rang fünf nicht unzufrieden. Stefan Wiesner mit Platz neun lag ebenfalls unter den Top Ten und rechnete sich gute Chancen in der Kombinationswertung aus.

Alle Wettkämpfer waren über die zügige Durchführung sehr erfreut mussten dann, wie bei jeder WM der Klassiker, sich in Geduld üben. Die starken Höhenwinde kamen immer früher zum Boden und zwangen die Teilnehmer am selbigen zu bleiben. Leider mussten die deutschen Herren bei anspruchsvollen Bedingungen Lehrgeld bezahlen und so blieb Marco und Sebastian nichts anderes übrig, als das Maximalergebnis in Kauf zu nehmen. Auch die Damen und Junioren kämpften mit den Bedingungen. Neben der hohen Anzahl an 16ern viel die geringe Anzahl an „Nullern“ auf. Völlig unbeeindruckt schien Stefan Wiesner, der sich unter die Top drei festsetzte. Der Samstag sollte dann die Entscheidung bringen. Da nur noch die „Klassiker“ nicht den Wettkampf beendet hatten, ging es nun Schlag auf Schlag. Die achte Runde der Männer und Frauen brachten die neuen Weltmeister im Mannschaftsziel. Gold ging an Slowenien vor Russland und China. Auf Platz sechs beendete das deutsche Männerquintett die WM mit nur wenigen Zentimetern Rückstand zu Bronze. Bei den Frauen gab es ein gewohntes Bild. China vor Russland und Weißrussland hieß das Endergebnis.

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Für das Halbfinale qualifizierten sich neben Evi Warich und Lukas Tschech auch die Männer Elischa Weber und Stefan Wiesner. Aber auch hier waren die Bedingungen nicht auf der Seite der Deutschen. Proteste gegen die Wertung wurden von der Jury abgelehnt und so musste Elischa das Maximalergebnis akzeptieren und damit seine Ambitionen auf eine Kombinationsmedaille begraben. Evi und Lukas kämpften um jeden Zentimeter, konnten sich jedoch ebenfalls nicht für das Finale qualifizieren. Einzig Stefan zog souverän in das Finale ein und lag gerade einmal einen Zentimeter hinter dem Führenden. In der zehnten Runde fiel die Entscheidung über die Vergabe der Einzelmedaillen. Bei den Frauen lagen sowohl um Gold als auch Bronze jeweils zwei Sportler gleichauf. Bei den Männern behielt der Führenden Uros Ban die Nerven und sicherte sich erstmals den Weltmeistertitel im Einzelzielspringen. Stefan tat es im gleich und beendete den Wettkampf ebenfalls mit einer Null. Lohn war die völlig verdiente Silbermedaille. Um Bronze kämpften drei Sportler, die zusammen mit den Frauen und den Junioren zu weiteren Stechsprüngen antraten. Als alle Stechsprünge absolviert und Medaillengewinner feststanden, begann das große Rechnen für die Mannschaftskombination. Wie schon während des ganzen Wettkampfes, gab es sehr spät und teilweise fehlerhaft Ergebnislisten. Dies führte zu Verwirrungen und unterschiedlichen Endergebnissen. Die eingesetzte Software vom Veranstalter bestand ihre Feuertaufe nicht und so musste der Chefschiedsrichter Günter Berendt den Unmut der Trainer und Sportler entgegennehmen. Endlich nach über vierstündiger Verzögerung stand das Ergebnis fest. Stefan Wiesner konnte sich über eine weitere Medaille freuen. Weltmeister in der Einzelkombination wurde Dimitri Maximov aus Russland, vor Jiri Gegnuc aus Tschechien, gefolgt von Stefan auf dem Bronzerang. Die deutschen Männer konnten sich ebenfalls über Bronze in der Mannschaftskombination freuen. Erneuter Gewinner war Russland vor Tschechien. Bei den Frauen ging ebenfalls der Titel nach Russland. Bei den Junioren dominierten die Sportler aus dem Reich der Mitte und konnten fünf von sechs Entscheidungen für sich entscheiden.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die Klassiker mit vier Medaillen (zweimal Silber, zweimal Bronze) ihren Platz in der Weltspitze nachweisen konnten. Auch die Damen und Lukas als Junior zeigten ansprechende Leistungen, die bei künftigen Welt- und Europameisterschaften noch bessere Ergebnisse erwarten lassen. Neben vielen positiven Dingen, fielen aber auch technische Probleme des Veranstalters (z.B. fehlende oder fehlerhafte Ergebnislisten, Zweifel an der Zielmesstechnik, sehr kurze Endanflüge beim Zeilspringen), Verzögerung des Wettkampfes durch Tandemspringen und nicht zuletzt die hohen Kosten für die Teilnehmer ins Auge.

Text: Torsten Kunke

Fotos: Sportfördergruppe Bw Altenstadt

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