Glänzend ausgerichtete NATO Schachmeisterschaft 2016 in England

Vom 22. bis 26.08.2016 wurde die 27. NATO Schachmeisterschaft im beschaulichen Shrivenham in England ausgetragen. Hier trafen sich 98 Teilnehmer aus 16 NATO Nationen zu der seit 1989 alljährlich stattfindenden Meisterschaft. Diese wird als Einzelturnier in sieben Runden mit Mannschaftswertung ausgetragen. Je Nation können bis zu acht Spieler antreten, die in der Mannschaft ihrer Nation bzw. in NATO- oder Veteranen-Teams zum Einsatz kommen.
Seitens der Organisation wurde für beste Spielbedingungen gesorgt. Selbst bestehende Vorurteile gegen englisches Essen und Wetter wurden in keiner Weise bestätigt. Im Gegenteil: Auch hier gab es seitens der Teilnehmer ausnahmslos positive Stimmen.
Zu den sportlichen Aspekten: Die Mannschaftswertung konnte in den vergangenen Jahren viermal hintereinander durch das deutsche Bundeswehrteam gewonnen werden. In diesem Jahr mussten jedoch zwei starke Spieler ersetzt werden, insbesondere Leutnant Lorenz Drabke, die deutsche Nummer eins. Darüber hinaus sagte einer der acht Spieler des Teams die Meisterschaft aus dienstlichen Gründen kurzfristig ab, so dass nur mit sieben Spielern angetreten werden konnte. Die deutsche Mannschaft ging folglich mit gemischten Gefühlen an den Start, aber auch in diesem Punkt gab es eine positive Überraschung.

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Deutsches Bundeswehr-Schachteam (v.l.n.r.): StHptm Karl Koopmeiners, Lt Ewald Fichtner, TRDir Christian Marquardt, ArbN Ulrich Bohn, TRDir Hans-Christoph Andersen, StFw Mark Helbig, StFw Marko Sauer.

In der Mannschaftswertung hatte sich das deutsche Team nach der Vorschlussrunde einen Vorsprung von einem halben Punkt auf Polen und einem ganzen Zähler auf Dänemark erkämpft. In der letzten Runde drehte das polnische Team jedoch mächtig auf. Insbesondere an einem Brett mit direkter polnisch-deutscher Begegnung gab es eine letztlich entscheidende Niederlage für Deutschland. Am Ende lagen beide Mannschaften in der Punktwertung zwar gleichauf, aber die Feinwertung sprach deutlich für das polnische Team. Somit gewann Polen – dank einer sehr geschlossenen Teamleistung – erstmals in der Geschichte der NATO Meisterschaft die Mannschaftswertung. In der Einzelwertung zog der Däne Finn Pederson von Anfang an mit 5 Punkten aus den ersten fünf Runden an allen anderen vorbei. Die Nummer eins des deutschen Teams, Stabsfeldwebel Mark Helbig, hatte bereits früh einen halben Punkt abgegeben. In der direkten Begegnung in Runde sechs musste er sich trotz deutlich besserer Stellung letztlich mit einem Remis gegen Pedersen zufrieden geben. Beide gewannen auch ihre Partien in der Schlussrunde, so dass Pedersen mit 6,5 aus 7 das Turnier überzeugend mit einer ELO-Performance von über 2.600 gewann. Mark Helbig erreichte mit 6 aus 7 einen sehr guten zweiten Platz. Neben der Leistung von Stabsfeldwebel Mark Helbig ist der Schlussspurt von Stabsfeldwebel Marko Sauer hervor zu heben, der erstmalig eine NATO Meisterschaft mitspielte. Die vier letzten Runden konnte er alle für sich entscheiden und erreichte somit einen guten 13. Platz.

Wie jedes Jahr wurde das Turnier nicht nur dazu genutzt, im Schachsport die Klingen zu kreuzen, sondern auch um sich mit den Teilnehmern der anderen NATO Nationen auszutauschen. Gelegenheit hierzu gab es beispielsweise bei dem Besuch des Schloss Windsor sowie beim abschließenden Bankett mit Siegerehrung. An dieser nahm auch die Schachlegende, der Internationale Großmeister Raymond Keene, teil, der u. a. Anekdoten aus seiner Schachkarriere zum Besten gab.
Im Rahmen des Banketts wurde der Staffelstab der NATO Schachmeisterschaft, ein bronzenes Wikingerschiff, an Ungarn weitergeben. Dort finden im kommenden Jahr die 28. Meisterschaften in Budapest statt. Die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V. (KAS) als Unterstützer für den Schachsport in der Bundeswehr wird auch dann wieder versuchen, ein starkes Team zu entsenden.

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Den zweiten Platz in der Einzelwertung erzielte StFw Mark Helbig.

Alle Informationen zu Paarungen und Platzierungen können auf der Internetseite www.natochess.com bzw. den dort verlinkten Seiten eingesehen werden.

Die Platzierungen der deutschen Spieler im Einzelnen:
StFw Mark Helbig, BAPersBw IV 3.1.4.2 (6 Punkte / 2. Platz)
TRDir Hans-Christoph Andersen, BMVg P I 1 (5 Punkte / 10. Platz)
StFw Marko Sauer, KdoH ZA/Contr (5 / 13.)
ArbN Ulrich Bohn, BAAINBw I 3.3 (4,5 / 15.),
TRDir Christian Marquardt, BMVg AIN II 6 (4,5 / 19.)
Lt Ewald Fichtner, UniBw München (3,5 / 45.)
StHptm Karl Koopmeiners (Mannschaftskapitän), KdoSKB Plg Org (3,5 / 54.)

Die Platzierung der NATO Mannschaften im Einzelnen:
1. Platz: Polen (20,5 Punkte)
2. Platz: Deutschland (20,5 Punkte)
3. Platz: Dänemark (20 Punkte)
4. Platz: Vereinigte Staaten von Amerika (17,5 Punkte)
5. Platz: Niederlande (16,5 Punkte)
6. Platz: Ungarn (16 Punkte)
7. Platz: Rumänien (15,5, Punkte) 8. Platz: Großbritannien (15,5 Punkte)
9. Platz: Belgien (15 Punkte)
10. Platz: NATO Team 2 (15 Punkte)
11. Platz: Slowenien (14 Punkte)
12. Platz: NATO Team 1 (14 Punkte)
13. Platz: Veteranen Team (13,5 Punkte)
14. Platz: Lettland (13,5 Punkte)
15. Platz: Litauen (11 Punkte)
16. Platz: Kanada (11 Punkte)
17. Platz: Estland (10 Punkte)
18. Platz: Frankreich (8,5 Punkte)
19. Platz: Luxemburg (2,5 Punkte

Text: Ulrich Bohn / Katharina Miksa

Fotos: Karl Koopmeiners

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