Die deutschen Herren haben sich in einem dramatischen Spiel um Platz drei bei den Olympischen Spielen in Rio die Bronzemedaille geholt – nach Bronze 2004 und Gold 2008 und 2012 die vierte olympische Medaille in Folge! In einem einseitigen Spiel, das die DHB-Herren in allen Belangen dominierten, mussten sie trotzdem einen 0:1-Rückstand durch Mats Grambusch ausgleichen, so dass das Spiel im Penaltyschießen entschieden wurde. Und da zeigte Keeper Nicolas Jacobi seine ganze Klasse. Während alle Deutschen trafen, hielt er zwei Penaltys, so dass Moritz Fürste in seinem letzten Spiel in der Nationalmannschaft als letzter Schütze gar nicht mehr antreten musste.
Bundestrainer Valentin Altenburg: „Diese Medaille bedeutet uns jetzt alles! Ehrlich gesagt, zwischendurch auch schon mal nichts! Wir hatten zwischendrin das Gefühl, wir haben es verbockt und waren wahnsinnig enttäuscht! Die Jungs haben einen riesen Job gemacht, sich zurückzubringen und wieder aufzurichten! Wir sind hierhergekommen, um etwas zu gewinnen und etwas mitzunehmen. Darauf haben wir uns heute eingeschworen, und es war unglaublich beeindruckend von der ersten Minute an, wie man das auf dem Platz auch gesehen hat. Das waren keine leeren Worte! Da hat jeder für jeden gekämpft und auch die, die schon mal Gold gewonnen haben, haben genauso alles gegeben, wie die, die das erste Mal hier sind!“
Die Deutschen hatten sich viel vorgenommen, das merkte man, so hatte Mats Grambusch schon nach dem ersten längeren Angriff eine gute Schusschance, verfehlte den Ball aber direkt vor Tor (2.). Auf der anderen Seite hatte dann aber auch Mirco Pruijser schon in der 3. Minute eine Chance, als er aus der Drehung links neben das Tor schlug. Doch die größte Chance erarbeitete Hauptgefreiter Niklas Wellen, als er über die rechte Grundlinie komplett durchgegangen war, aber sein Rückpass Florian Fuchs so eben nicht erreichte (4.).
Das deutsche Team auf jeden Fall mit mehr Ballbesitz und auch mehr vom Spiel, mehr Chancen in diesem ersten Viertel. Dann wurde Fuchs genial in den Kreis freigespielt, ließ Stockmann aussteigen, aber konnte dann den Ball nicht mehr am letzten Verteidiger vorbeibringen. Stockmann hatte den Deutschen aber auch an den Beinen getroffen, ein Vorteil war das nicht, es hätte Siebenmeter geben müssen! Dann hätte auch noch Wellen in einem letzten Konter vielleicht eher den Blick für Rühr haben müssen, als es selbst aus vollem Speed per Handgelenkschlenzer zu versuchen.
Das DHB-Team blieb bestimmend und machte Druck auf tiefstehende Niederländer. Fuchs wurde in der 23. Minute von Baart gefoult, es gab die dritte Ecke. Bei der 90-Grad-Variante schlenzte Fürste jedoch Oruz ab – auch die gute Chance nicht genutzt. Herzbruch hatte nach starkem Konterlauf von Wellen die nächste gute Chance! Das Führungstor wäre überfällig und längst verdient gewesen. Denn auch hinten war es bislang eine einwandfreie Leistung!
Croon dann mit einer unfairen Aktion – schlenzte Müller an der Mittellinie aus einem Meter voll auf die Hand. Zum Glück konnte der Kölner weiterspielen. Erneut Herzbruch mit einer grandiosen Aktion, als er über links auf der Linie durchlief und nur auf Kosten einer Ecke gestoppt werden konnte. Aber erneut keine Belohnung, denn der Schlenzer von Unteroffizier Tom Grambuschs ging über das Tor (28.). Mit ganz viel Glück überstanden die Niederländer ein starkes Powerplay des DHB-Teams in der Schlussphase. Das 0:0 zur Pause war mehr als schmeichelhaft für den Europameister, der in allen Belangen unterlegen war.
Das deutsche Team machte da weiter, wo es aufgehört hatte – es berannte den holländischen Kreis. Doch dann nutzten die Niederländer ihre erste Torchance zur Führung. Croon ging über der Linie durch und tunnelte Jacobi auch noch, weil er selbst den Ball gar nicht voll traf – unverdienter ging es eigentlich nicht (35.).
Die Holländer zum Teil mit Befreiungsschlägen und -schlenzern. Und dann nutzte Martin Häner nach Ballverlagerung den entstehenden Raum großartig, ging in den Kreis und schon an Stockmann vorbei Richtung Tor, wo Mats Grambusch den Ball noch einmal berührte. Endlich stand es 1:1 (41.).
Es ging mit dem Stand von 1:1 ins letzte Viertel – gefühlt verdient gewesen wäre ein 3:0 oder 4:0. Doch so blieb es spannend.
Holland in dieser Phase erstmals etwas druckvoller. Doch die Deutschen danach wieder dominant. In der 54. Minute nahm das DHB-Team den Videobeweis für eine Ecke nach Fußspiel. Und sie bekamen Recht. Doch Fürstes Schlenzer wurde abgelaufen. Die Deutschen blieben aber am Kreis. Kurz danach setzte sich Hauke links im Kreis durch, aber in der Mitte fälschte ein Holländer den Ball noch raus. Doch Herzbruch holte die nächste Ecke (55.). Erneut parierte Stockmann. Und dann bekam Butt den Ball frei am linken Pfosten, hatte alle Zeit, aber Stockmann hielt Weltklasse.
Ein Ballverlust von Häner am Kreis brachte nochmal Gefahr. Verga verpasste direkt vor Jacobi eine gute Chance (57.). Nach Konter Deutschland auch Konter Holland – es ging hin und her. Jacobi hielt gegen Bakker stark (59.). Holland presste jetzt. Die Deutschen mussten alles aufbieten! Auf jeder Seite geriet ein Pass nochmal zu hoch auf dem Weg in den Kreis und wurde abgepfiffen. Somit blieb es beim 1:1 – das Penaltyschießen musste entscheiden!
Penaltyschießen
Billie Bakker scheiterte an Jacobi und sein Nachschuss ging nicht innerhalb der acht Sekunden über die Linie. Tobias Hauke brachte das DHB-Team mit 2:1 in Führung. Robbert Kempermann machte es clever, konnte in letzter Sekunde treffen. 2:2. Mats Grambusch vollendete völlig cool zum 3:2. Hertzberger traf mit der Rückhand stark zum 3:3. Timm Herzbruch traf ebenfalls völlig unbeeindruckt zum 4:3. Seve van Ass überwand Jacobi zum 4:4. Linus Butt traf erst im Nachschuss zum 5:4. Sander de Wijn musste treffen, scheiterte aber an Jacobi. Und somit holte Deutschland Bronze.
Text: DHB Fotos: DHA/Deutsche Hockey-Agentur