Bereits die Qualifikationsstrecke hatte es in sich und forderte den ein oder anderen Tribut sowohl beim deutschen Team als auch der internationalen Konkurrenz. Die gehangene Finalstrecke setzte jedoch noch einmal einen drauf und führte zu skeptischen Gesichtern bei der Streckenbegehung.
„Die Strecken hier, waren schon sehr schwer. Wir haben gestern noch gesagt, dass wir uns irgendwie da durchwurschteln“ musste Ricarda Funk zugeben.
Die Strecken hatte – zusammen mit einer Trainerkollegin aus Spanien – der Augsburger Sören Kaufmann gehangen, der für das deutsche Team unter anderem Sportsoldat Elena Apel und die beiden C1-Herren Sideris Tasiadis und Florian Breuer betreut. Er war jedoch auch bereits der Trainer des Leipzigers Franz Anton, der heute zwei ansprechende Läufe zeigte. „Vielleicht hatte ich deshalb einen kleinen Vorteil gegenüber den anderen“ gab der C1-Spezialist im Ziel zu. Im Halbfinale noch mit ein paar kleineren Fehlern unterwegs, musste er dann im Entscheidungslauf im Mittelfeld starten. So richtig konnte er sich nach seinem fehlerfreien Lauf deshalb noch nicht freuen. Zwar stand im Ziel die 1 auf der Anzeige, aber es kamen ja auch noch namhafte Mitstreiter. „Ich habe mit einer Zeit von 94 Sekunden als Siegzeit gerechnet. Da war ich mir bei meiner 96 einfach noch nicht sicher. Dass es dann am Ende doch gereicht hat, kam etwas überraschend, aber ich freue mich natürlich umso mehr.“
Sieben Jahre nach seiner ersten Weltcupmedaille, kommt nun also auch das erste Einzel-Gold in seine Sammlung – mit reichlich Parallelen. 2012 gewann Anton zusammen mit seinem Partner Sportsoldat Jan Benzien im C2 auch Gold, ebenfalls in Bratislava und auch damals schon war Sören Kaufmann der Streckendesigner.
Die zweite deutsche Medaille bescherte dem Team Ricarda Funk. Sie war im Halbfinale recht gut mit dem Kurs zurechtgekommen und zeigte die beste Laufzeit. „Die Strecke ließ sich am Ende dann doch ein bisschen einfacher fahren, als zuvor gedacht“ gab die Kajak-Spezialistin dann doch zu. Im Finale gab es jedoch hier und da ein paar Probleme. So stand für lange Zeit eine 50-Sekunden Strafe auf der Anzeigetafel, die bei der Zieleinfahrt jedoch durch Videokampfrichter revidiert wurde, sodass Ricarda Funk davon gar nichts mitbekam. „Ja, Tor 6 war schon ein bisschen eng, aber alles noch in Ordnung. Im Ziel war sie auch schon wieder korrigiert, sodass ich gleich wusste, dass ich dritte geworden bin.“ Zudem kam auch noch eine Zusatzdrehung am vorletzten Aufwärtstor. Funk sprang zu eng in das Kehrwasser und stand plötzlich oberhalb des Tores. „Es war kein optimaler Lauf im Finale, daher bin ich mit Bronze natürlich super zufrieden.“
Deutsches Team ohne weitere Medaillen beim zweiten Weltcup-Finaltag
Lena Stöcklin und Elena Apel im Canadier der Damen hatten in ihrem Halbfinale mit Problemen zu kämpfen und konnten sich dadurch nicht für die Finalrunde qualifizieren. Auch Sportsoldat Fabian Schweikert (K1-Herren) stand in den Aufwärtstoren im unteren Streckenteil zu früh, kassierte dadurch Strafsekunden und verlor wichtige Zeit.
Andrea Herzog und Sportsoldat Hannes Aigner waren damit die einzigen deutschen Boote in den Entscheidungsläufen. Herzog kam im Halbfinale als beste Starterin ins Ziel, trotz einiger Torstabberührungen. Im Finale jedoch spielte ihr die Strecke nicht so richtig in die Karten. Die ständig wechselnden Strömungsverhältnisse an manchen Stellen führten zu einer Zusatzdrehung und Strafsekunden. Am Ende landete die Leipzigerin, wie auch schon eine Woche zuvor in London, auf dem fünften Rang. Hannes Aigner fand im Halbfinale eine gute Linie und konnte sich damit ebenfalls als Schnellster den Einzug in das Finale sichern. Hier jedoch hatte er im oberen Teil mit Problemen zu kämpfen. Am Abwärtstor 5 kassierte der Augsburger eine 50-Sekunden Zeitstrafe, weil er dieses zu eng nahm. „Mit dem Finallauf kann ich eigentlich zufrieden sein, bis auf die eine Stelle. Da war ich zu eng und musste rückwärts drehen. Mit so einer hohen Zeitstrafe wird man dann einfach durchgereicht.“ Dennoch zeigte sich Aigner mit seinem Wochenende sehr zufrieden. „Es waren schwere Strecken, die ich ganz gut gemeistert habe. Fehler können da passieren. In der Summe kann ich mit meiner Leistung aber schon zufrieden sein.“
Ricarda Funk und Franz Anton.
Für die Topfahrer des Deutschen Kanu-Verbandes steht nun erstmal eine längere Wettkampfpause an. Neben ein wenig Urlaub sind weitere Trainingslehrgänge auf der diesjährigen WM-Strecke in Seu d’Urgell (Spanien) und Markkleeberg geplant. Dort findet Ende August der Heimweltcup statt, bei dem es dann auch wieder um wichtige Punkte für die nationale Olympiaqualifikation geht.
Ergebnisse Weltcup 2 von 5 in Bratislava:
Herren, Canadier-Einer: Herren, Canadier-Einer: 1. Franz Anton (GER) 96,02 (0), 2. Matej Benus (SVK) 96,32 (0), 3. Luka Bozic (SLO) 97,32 (0), in Qualifikation ausgeschieden: 46. Soeren Loos (GER)
Damen, Kajak-Einer: 1. Corinna Kuhnle (AUT) 99,71 (2), 2. Luuka Jones (NZL) 100,65 (0), 3. Ricarda Funk (GER) 102,05 (2), in Qualifikation ausgeschieden: 41. Elena Apel, 46. Anna Faber
Damen, Canadier-Einer: 1. Claire Jacquet (FRA) 112,15 (4), 2. Monica Doria (AND) 112,32 (6), 3. Ana Satila (BRA) 113,80 (4), 5. Andrea Herzog (GER) 122,20 (6), Halbfinale: 12. Lena Stoecklin (GER) 126,71 (4), 29. Elena Apel (GER) 279,55 (156)
Herren, Kajak-Einer: 1. Andrej Malek (SVK) 88,54 (0), 2. Michal Pasiut (POL) 88,66 (0), 3. Boris Neveu (FRA) 90,13 (0), 8. Hannes Aigner (GER) 143,93 (50), Halbfinale: 35. Fabian Schweikert (GER) 160,80 (52), in Qualifikation ausgeschieden: 57. Tim Maxeiner (GER)
Text und Fotos: Philipp Reichenbach