Brillante Petrissa Solja bringt die Nummer 1 der Welt im Viertelfinale schwer in Bedrängnis

Die mit 500.000 Dollar dotierten ITTF Finals in Zhengzhou waren für Deutschlands Asse im Viertelfinale beendet. Als letzte DTTB-Vertreterin unterlag Oberstabsgefreiter Petrissa Solja beim Kampf um den Einzug in das Halbfinale der Weltranglistenersten Chen Meng (China) nur knapp in sechs Sätzen. Cheng Meng, vor zwei Wochen Siegerin beim World Cup der Damen, gewann später auch das Einzelfinale und geriet während des Turniers nur gegen Solja in Gefahr. Deutschlands Herren, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska, waren im Achtelfinale ausgeschieden. Der Titel bei den Herren ging an Weltmeister Ma Long (China).

Petrissa Solja: „Habe gesehen, dass ich gegen jeden eine Chance habe“

Solja begann im Zhengzhou Olympic Sports Center mit einem Feuerwerk präziser Schläge und Platzierungen, die der Weltranglisten-20. gegen die Nummer eins der Welt eine 9:1- und 10:4-Führung verschafften. Doch die 26 Jahre alte Chinesin machte Punkt für Punkt wett, so dass sich die gleichaltrige Deutsche im ersten Satz bei 10:8 für ihre Auszeit entschied. Mit Erfolg: Chen verkürzte zwar anschließend noch zum 9:10, doch Solja nutzt mit einem Vorhandtopspin ihren sechsten Satzball zum Gewinn des ersten Durchgangs. In Satz zwei versucht es die World-Cup-Siegerin mit dem gleichen Rezept: Nachdem sich Chen Meng nie richtig absetzen kann, will ihr Trainer Ma Lin mit einer Auszeit bei 10:9 den möglichen Ausgleich vorbereiten, allerdings vergeblich. Solja bleibt unbeeindruckt und zaubert drei Punkte in Folge zur 2:0-Satzführung aus ihrem filigranen Schlagrepertoire. Die anschließenden vier Sätze rücken am Ende zwar mit 11:5, 11:5, 11:8 und 11:6 wieder die Kräfteverhältnisse gemäß Weltrangliste zurecht. In Durchgang fünf allerdings verpasst die brillant aufspielende Langstädterin beim Stand von 8:8 und eigenem Aufschlag nur knapp die Chance zu einer 3:2-Satzführung gegen die aktuell beste Spielerin der Welt.

Petrissa Solja: „Danke an die Bundeswehr und an meinen Verein“

Die zweifache WM-Bronzemedaillengewinnerin im Mixed hatte gestern bereits beim 4:2-Erfolg über die Weltranglistenneunte Feng Tianwei (Singapur) geglänzt und war von der nochmaligen Steigerung gegen die Weltranglistenerste aus China selbst überrascht: „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung. Ich kann fast gar nicht glauben, dass ich so knapp gegen sie gespielt habe. Bei 2:2 hatte ich noch eine gute Chance, aber ich kann mir keinen Vorwurf machen. Gegen sie muss ich jeden Satz, jeden Ball auf höchstem Niveau spielen. Solja, Ende November noch beim Showturnier für das 2021 die Word Tour ablösende neue Veranstaltungsformat World Table Tennis (WTT) in Macau an den Start geht, ergänzt: „Ich habe gesehen, dass ich gegen jeden eine Chance habe und das gibt mir Motivation. Ich freue mich zudem ungemein, dass ich an den Veranstaltungen in China teilnehmen darf. Dies haben mir die Bundeswehr mit der Freistellung von einem lange geplanten Lehrgang und mein Verein TSV Langstadt 1909 ermöglicht. Dafür ein dickes Dankeschön!“

Ovtcharov unterliegt knapp Lin Yun-Ju

Das Herren-Viertelfinale der ITTF Finals findet ohne deutsche Beteiligung statt. Nach dem gestrigen Aus von Patrick Franziska gegen Chinas Weltmeister Ma Long erwischte es heute im Achtelfinale auch Dimitrij Ovtcharov, der dem Weltranglistensiebten Lin Yun-Ju (Taiwan) knapp mit 2:4 unterlag. Bis zum Schluss stand das Duell der Vereinskollegen des mehrfachen russischen Champions-League-Siegers Fakel Orenburg auf des Messers Schneide. Vorentscheidend beim 11:8, 3:11, 11:4, 9:11, 6:11 und 10:12 war der verbissen umkämpfte vierte Satz. Im klar gewonnenen dritten Durchgang und im vierten Satz bis zur 7:5-Führung schien Deutschlands Weltranglistenelfter mit druckvollem, aggressivem Spiel seinen Satzvorsprung zunächst verdient auf 3:1 ausbauen zu können. Doch vier Punkte in Folge für Taiwans 19 Jahre Tischtennis-Juwel und der nicht genutzte Vorteil des eigenen Aufschlags bei 9:9 kosteten den 13 Jahre älteren Ovtcharov den Satzgewinn. Für den asiatischen Linkshänder, der nun im Viertelfinale auf den Weltranglistenzweiten Xu Xin (China) trifft, war es der vierte Sieg im fünften Vergleich mit dem World-Cup-Sieger von 2017. Vor einer Woche beim World Cup hatte sich Lin mit dem gleichen Ergebnis gegen Patrick Franziska durchgesetzt.

Die Enttäuschung über die knappe Niederlage war Dimitrij Ovtcharov deutlich anzumerken: „Leider habe ich im vierten Satz nach Führung am Ende ein, zwei Konzentrationsfehler gehabt. Das führe ich darauf zurück, dass ich lange keine Wettkämpfe gespielt habe. Der vierte Satz war eigentlich meiner, und mit einer 3:1-Führung sieht das Spiel sicherlich ganz anders aus. Es war sehr eng heute, aber dafür kann ich mir nicht viel kaufen.“ Ovtcharov nimmt aber auch Positives mit aus dem Match: „Es war heute auf jeden Fall besser als letzte Woche. Ich denke, dass ich phasenweise spielerisch sehr gut und sogar besser war als er, das hat ihn auch verunsichert. Wenn ich etwas mehr Wettkämpfe habe und ein wenig besser meinen Rhythmus finde, dann ist das ein Zeichen, dass ich mit den Besten auf einem Niveau bin, und das freut mich.“

Jörg Roßkopf: „Hochklassiges Match absolut auf Augenhöhe“

Bundestrainer Jörg Roßkopf haderte wie Ovtcharov zwar mit dem Ergebnis, die Leistung seines Schützlings ordnete der ehemalige Doppel-Weltmeister aber als deutliche Steigerung gegenüber der Vorwoche beim World Cup ein: „Das war ganz fraglos das beste Spiel, das Dima in diesen beiden Wochen in China gezeigt hat. Es war ein sehr hochklassiges Match, absolut auf Augenhöhe. Der Gewinn des vierten Satzes nach Führung wäre natürlich enorm wichtig gewesen. Schade, ich hätte Dima heute Abend gerne noch gegen Xu Xin gesehen. Aber um solch gefährliche Leute wie die Nummer fünf der Welt zu schlagen, brauchen wir noch mehr Fokus und damit weniger Schwankungen im Spiel.“

Roßkopf ist froh, dass er Ovtcharov und den Weltranglisten-16. Patrick Franziska nach mehr als halbjähriger Pandemiepause wieder in internationalen Top-Wettkämpfen beobachten konnte: „Patrick hat gestern Lehrgeld bezahlt gegen Ma Long. Aber das hilft ihm, denn gegen den Weltmeister hat er genau gesehen, was noch fehlt, um noch weiter nach vorne in die absolute Spitze vorzudringen. Dima hat sich von Woche zu Woche gesteigert, das ist erfreulich. Ich hoffe, in der ersten Jahreshälfte gibt es das eine oder andere Turniere mehr. Es war doch deutlich bei allen zu sehen, nicht nur bei unseren Spielern, dass die Wettkampfpraxis fehlt und dadurch viele Schwankungen vorhanden sind. Für uns war es sehr wichtig, bei World Cup und ITTF-Finals am Start gewesen zu sein. Es gab viele Weltranglistenpunkte und wir haben damit unsere Mannschaftsposition als Nummer zwei in der Welt gefestigt.“

DIE ERGEBNISSE DER ITTF FINALS (AUSZUG)


Finale Damen

Chen Meng CHN – Wang Manyu CHN 4:1 (9,-11,128,5)
Viertelfinale Damen

Petrissa Solja GER – Chen Meng CHN 2:4 (9,10,-5,-5,-8,-6)
Achtelfinale Damen
Petrissa Solja GER – Feng Tianwei SGP 4:2 (8,-8,-9,5,7,9)

Finale Herren

Ma Long CHN – Fan Zhendong CHN 4:1 (11,7,10,-9,8)
Achtelfinale Herren

Patrick Franziska GER – Ma Long CHN 0:4 (-10,-1,-6,-4)
Dimitrij Ovtcharov GER – Lin Yun-Ju TPE 2:4 (8,-3,4,-9,-6,-10)

Text: DTTB

Fotos: ITTF

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