Bodybuilding ist kein Sport, Bodybuilding ist ein Lebensstil

Bodybuilder 

Bodybuilding hat nicht überall den besten Ruf. Es wird oft behauptet, die Sportler leben ungesund, nähmen medikamente zur Unterstützung. Bodybuilding ist kein Sport, sagen die Aktiven, es ist eine Lebenseinstellung.

Dirk ist Berufssoldat und Offizier der Marine beim Flottenkommando in Glücksburg. Seine Frau Sylvana ist Beamtin der Bundeswehrverwaltung und derzeit im BwDLZ Flensburg tätig. Beide sind seit fast zehn Jahren verheiratet und haben einen gemeinsamen 8jährigen Sohn. Ihre Leidenschaft: Bodybuilding. Sie treten den Vorurteilen entgegen.

Dirk betreibt den Kraftsport bereits seit seinem 16. Lebensjahr, während Sylvana erst vor ca. acht Jahren in kleinen Schritten zu dieser Sportart fand. Inzwischen kann sie auf erfolgreiche Wettkampfsaisons in den Jahren 2008, 2009 und 2011 – zuletzt mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft in der Bodyklasse – und Dirk auf eine hervorragende erste Saison in 2010 mit dem Vizetitel in der Athletikklasse over 40 sowie den Norddeutschen Meistertitel in der Athletikklasse II zurückblicken. Im Bodybuilding gibt es ähnlich wie beim Boxen verschiedene Verbände. „Wir haben uns für den NAC (National Athletik Comitee), den zweitgrößten Verband in Deutschland entschieden, da dies der einzige Verband ist, der regelmäßig auch Wettkämpfe in der Nähe unseres Wohnortes durchführt“, erzählt Dirk. Auf Möglichkeiten der Sportförderung kann das Ehepaar nicht zurückgreifen, da Bodybuilding ein nicht vom DOSB anerkannter Sport ist. Dennoch hat Dirk zumindest die Chance, in der Dienststelle innerhalb der Dienstzeit im üblichen Rahmen zu trainieren, während Sylvana ihr komplettes Training in ihrer Freizeit absolviert.

Welcher Aufwand ist nötig um Bodybuilding auf Leistungssportniveau durchzuführen? 

Da wäre zunächst einmal das Training. In einer „Off-season“ – so bezeichnet der Bodybuilder den Zeitraum, in dem es ihm hauptsächlich um den Aufbau von Muskelmasse geht – trainieren beide vier mal in der Woche an den Gewichten, zusätzlich dazu wird das Herzkreislaufsystem noch drei Mal in der Woche durch Ausdauereinheiten gesund erhalten. Da beide voll berufstätig sind und auch der Sohn nicht zu kurz kommen darf, erfordert bereits diese noch sehr ruhige Phase des Jahres ein hohes Maß an Organisationsgeschick. Die Ernährung spielt dabei noch eine untergeordnete Rolle. „Wir essen zwar sehr proteinreich und achten auf ein gesundes Verhältnis der Makronährstoffe, doch kann und darf es hier und da auch mal den einen oder anderen Ausrutscher geben. Dann ist auch mal eine Pizza oder der Besuch eines amerikanischen Schnellrestaurants erlaubt“, schmunzelt Sylvana. Die direkte Wettkampfvorbereitung startet in der Regel ca. vier Monate vor dem ersten Wettkampf.

In diesem Jahr starten die Beiden erstmals gemeinsam. Das wird zeitlich, logistisch und nervlich eine noch größere Herausforderung als bisher. 2012 ist der erste Wettkampf – die Internationale Norddeutsche Meisterschaft des NAC – am 05. Mai. „Am 02. Januar begann damit unsere Vorbereitung“, erzählen sie. Zunächst wurde die Ernährung angepasst und optimiert, Makronährstoffe und kcal präzise berechnet. Dies geschieht zukünftig noch mehrfach, denn die kcal – Zufuhr muss nach und nach gesenkt werden um kontinuierlich Fett abzubauen. Dieses Prinzip gilt für beide, während sie von der Ernährungsart unterschiedliche Strategien verfolgen, was den Aufenthalt in der Küche potenziert. „Unser Essen bereiten wir für den nächsten Tag vor und nehmen alles, was wir brauchen mit zum Dienst oder auch auf Dienstreisen“. Im Training verfolgt ebenfalls jeder eigene Ansätze. Grundsätzlich wird in dieser Phase die Intensität nochmals angezogen. Das Training wird hinsichtlich der trainierten Übungen und Wiederholungszahlen in den Übungen sehr variabel gehalten. So sollen die Muskeln aus allen Winkeln und mit verschiedensten Anforderungen  belastet werden um die Details der Muskulatur herauszuarbeiten. „Im Großen und Ganzen haben wir fünf Krafttrainingseinheiten in der Woche und dazu fast täglich noch Cardioeinheiten“ beschriebt Dirk die Trainingseinheiten. Wobei diese die„Schrauben“ sind, an denen gegen Ende zur Fettverbrennung noch gedreht werden kann.

Zeitintensiv

Damit liegt der Zeitansatz des Trainings zwischen aucht und 14 Stunden in der Woche. Eine Vorbereitung zu 100 Prozent durchzuplanen funktioniert dennoch nicht immer. Dienstlich kommt da schon einmal der ein oder andere Lehrgang, oder eine Dienstreise dazwischen. Hier ist dann Improvisationstalent gefragt. Bei längeren Abwesenheiten kümmern wir uns um Trainingsmöglichkeiten vor Ort – wie z.B. private Fitnessstudios oder Fitnessräume in BwLiegenschaften.“ Und laufen kann man ja eigentlich überall. Schwieriger ist da allerdings die saubere Ernährung. Die Gemeinschaftsverpflegung ist kaum bodybuildingtauglich und bei offiziellen Essen kann man auch schlecht alles auf dem Teller lassen.

„Da müssen wir schon manchmal echt erfinderisch sein. Im Restaurant funktioniert es auch oft, wenn man sich einfach gegrilltes Fleisch bestellt und etwas Salat dazu.“

In der Wettkampfvorbereitung stellen Dirk und Sylvana ihr gesamtes Leben um, und auch außerhalb in der Off-season stimmen sie viele Aktivitäten auf den Sport ab. Daher kann man wohl sagen, dass Bodybuilding nicht einfach nur ein Sport ist. Wenn man wirklich und dauerhaft etwas erreichen möchte, muss man sich stets als Athlet fühlen und denken sowie sich entsprechend benehmen. „Dennoch leben wir nicht wie Asketen; Konzertbesuche, Geburtstagsfeiern und ähnliche Feste mit Freunden und Bekannten sind gern wahrgenommene Abwechselungen, auch wenn wir manchmal halt unser Essen selbst mitbringen und damit für den Gastgeben gewöhnungsbedürftig aber günstige Gäste sind“, sagen beide Sportler, die auf ihren Homepages über Pläne und Fortschritte  informieren. Dort kann man ihnen auch kontaktiert Fragen zum Bodybuilding stellen. Der Kameradenkreis hat sich mittlerweile mit dem Hobby abgefunden und akzeptieren die begleitenden „Erscheinungen“. „Wenngleich es nicht alle toll finden und es durchaus unterschiedliche Meinungen über das Körperbild, welches wir favorisieren, gibt, respektieren dennoch die Meisten die Leistung an Biss und Disziplin, die wir in einer Vorbereitung aufbringen“ freut sich Dirk, für den es – genau wie für Sylvana – jedes Mal ein Sieg über den eigenen Schweinehund ist, den es zu überwinden gilt.

 

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  1. Stand meiner Wettkampfvorbereitung in Woche 13 | Sylvana Bomholt | 1. April 2012

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