Das große Rechnen – Endspurt in der Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring

Acht von zehn Läufe der Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring liegen bereits hinter den Fahrern und ihren Teams, langsam wird es in Sachen Titelentscheidung wieder spannend. Weil nur die besten acht Resultate eines Jahres gewertet werden, sagt der derzeitige Tabellenstand noch wenig aus. Zudem ist der Meisterschaftstand unter Vorbehalt, da ein Protest nach dem 7. Lauf noch zur Verhandlung aussteht. Somit ist die Wertung des 6-Stunden-Rennens in einer  Klasse noch nicht berücksichtigt.

Die vorläufigen Tabellenführer mit derzeit 67,4 Punkten sind Elmar Jurek und Jannik Olivo. In ihrem Renault Clio hatten sie bisher nur einen Ausfall, aber bereits sechs Klassensiege in der stark besetzten Cup3-Klasse (Renault Clio Cup-Klasse bis 2.000ccm Hubraum) zu verzeichnen. Hauptfeldwebel Mario Merten liegt mit seinen Teamgefährten Wolf Silvester und Emin Akata nach einer durchaus erfolgreichen Saison nur auf Rang 20, aber noch immer ist eine Platzierung unter den Top Ten möglich. Hoffnung auf den Meistertitel besteht dagegen kaum noch.

Zu Beginn der Saison war das Trio mit einem rund 340 PS starken BMW M3 in der Klasse V6 gestartet. Hier gehen seriennahe Fahrzeuge mit einem Hubraum zwischen 3.000 und 3.500ccm an den Start. Teamchef Michael Bonk: „Mit 15 Startern ist das eine potentielle Meisterklasse, da es viele Punkte gibt.“

Pech verhinderte einen Sieg im ersten Rennen. Das Team Merten/Silvester/Akata lag an der Spitze der Klasse V6, als das Rennen nach fast drei Stunden aufgrund der Witterungsbedingungen abgebrochen werden musste. War der Start noch bei trockener Strecke erfolgt, setzte nach 90 Renn-Minuten ein immer stärker werdender Sprühregen ein, der den Fahrern mehr und mehr zu schaffen machte. Als dann noch dichter Nebel aufzog, brach die Rennleitung das Rennen aus Sicherheitsgründen ab. Als die rote Flagge gezeigt wurde, lagen die drei bereits in Führung, aber bei einem Rennabbruch wird der Stand der vorletzten Runde gewertet und da lagen sie noch mit fünf Sekunden Rückstand auf Rang zwei.

Auch im zweiten Lauf musste sich Merten mit Platz zwei begnügen. Markus Schmickler und Weidenbrück waren mit ihrem BMW Z4 insbesondere auf der langen Geraden an der Döttinger Höhe schneller und zumindest an diesem Tag nicht zu schlagen. Das dritte Saisonrennen war für Merten/Silvester/Akata gelaufen, noch ehe es begonnen hatte. Gegen Ende des Zeittrainings hatte die Kupplung gestreikt, deren Wechsel bis zum Start des Rennens nicht abgeschlossen werden konnte. Mit zwanzig Minuten Verspätung ging das Team ins Rennen, mehr als Rang zwölf war so leider nicht drin.

Nach dem tollen Klassensieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring (das Bw-Sportmagazin berichtete) setzte Bonk Motorsport für die Crew um Hauptfeldwebel Merten wieder den BMW Z4 ein, mit dem man sich 2010 die Meisterschaft gesichert hatte.

Im neuen Design kehrte der Wagen im vierten Lauf zurück, da die Klasse SP3 mittlerweile wieder zahlreiche Starter aufzuweisen hatte. Bei den SP-Klassen handelt es sich um reinrassige Rennwagen, wobei das Hubraumlimit in der Klasse SP3 bei 2.000ccm liegt.

Da sich die zu erreichenden Punkte nach der Anzahl der Konkurrenten in der jeweiligen Klasse richtet, versuchen die Teams natürlich, sich in den gut besetzten Klassen zu behaupten. Merten hatte beim ersten Einsatz im „alten“ Auto Pech, ein Hebel am Gasgestänge brach. Der Nürburger reparierte den Schaden notdürftig an der Strecke, bevor die Mannschaft in der Box richtig Hand anlegen konnte. So reichte es am Ende wieder „nur“ zu Rang zwei.

In den nächsten beiden Rennen siegte der Westfalen-Z4 überlegen, aber Teamchef Michael Bonk sah die Erfolge realistisch: „Die drei haben wirklich einen guten Job gemacht. Schade, dass der Zug in Sachen Meisterschaft eigentlich schon abgefahren ist.“

Das 6-Stunden-Rennen Anfang August bestätigte Bonks realistische Einschätzung.  Zwischen Qualifying und Rennen mussten die Mechaniker das Getriebe am Westfalen-BMW tauschen. Wieder konnte der Wagen nicht zeitgerecht in die Startaufstellung gefahren werden und musste dem Feld aus der Box hinterher jagen. Schon nach 39 Minuten war das Rennen dann zu Ende: Ein Bauteil am Motor war gebrochen.

Der achte Lauf brachte dann wieder einen überzeugenden Klassensieg, wenn auch mit Problemen: „Wir sind eigentlich mit dem falschen Getriebe gefahren, das nicht so gut mit dem Motor harmonierte. Die Fahrer hatten zum Schluss nur noch die Gänge zwei, vier und fünf und zur Verfügung“, so Teamchef Bonk.  Trotzdem war ihnen der Klassensieg nicht mehr zu nehmen.

Um seine persönlichen Meisterschaftschancen optimal zu nutzen, war Mario Merten im achten Rennen noch in einem zweiten Team am Start. Am Steuer eines BMW M3 GT4 fuhr er zusammen mit Henry Walkenhorst und Ralf Oeverhaus in der Klasse SP10 auf einen zweiten Platz.

So herrscht vor dem nächsten Rennen am 29. September und dem Finallauf am 27. Oktober Spannung, wie das Championat in diesem Jahr ausgehen wird. Mit dem einen Ausfall und einem zwölften Platz haben Merten/Silvester/Akata ihre Streichresultate eigentlich schon eingefahren. Ihnen helfen nur noch zwei weitere Siege, um sich in der Tabelle noch deutlich zu verbessern. Sie müssen also zunächst ordentlich Gas geben und das Rechnen anderen überlassen.

Während Mario Merten sich, nicht zuletzt aus dienstlichen Gründen, auf die Einsätze auf dem Nürburgring konzentriert, waren Wolf Silvester und Emin Akata zusammen mit dem Bonk Motorsport Team auch beim 24-Stunden-Rennen in Barcelona am Start. Die Münsteraner Mannschaft setzte dort auf ihre Corvette C6 und einen der BMW M3 GT4. Mit der Corvette wurde das Team Vierter in der Gesamtwertung und holte einen Klassensieg. Der BMW erreichte Ziel als Zwölfter und war Zweiter in seiner Klasse.

Ende September wird Mario Merten das Team wieder unterstützen und gemeinsam mit Silvester und Akata um Klassensiege auf dem Nürburgring kämpfen.

 

Text & Fotos: Matthias Behrndt, Michael Behrndt

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