Die deutsche Militär-Auswahl hat es geschafft: sie ist Weltmeister!
In einem Spiel, das bis zur letzten Sekunde spannend war, besiegte Deutschland den Finalgegner aus Südkorea mit 1:0 Über 1.200 Zuschauer im Neumühlenstadion von Beelen, darunter die DFB-Direktorin für Frauen und Mädchenfußball, Steffi Jones, verfolgten die Partie, in der Deutschland überwiegend den Ton angab, aber auch beste Chancen zur vorzeitigen Entscheidung vergab und sich gegen nie aufsteckende Südkoreanerinnen am Ende ein wenig zum Weltmeister-Titel zittern musste. Das Finale begann mit zehnminütiger Verspätung. Zum Einen lag dies am Zuschauerandrang, zum Anderen an der besonderen Art, wie CISM-Flagge, die beiden Nationalflaggen Deutschlands und Südkoreas sowie der Spielball ins Stadion gelangten: die Luftlandebrigade 31 setzte über dem Gelände vier Fallschirmspringer ab, die die benötigten Gegenstände auf dem Spielfeld absetzen sollten. Zwei der Springer erreichten punktgenau den Mittelkreis, ein weiterer landete wenige Meter neben der Anlage, nur den vierten trieb es ein wenig ab, aber auch er war noch vor dem Anpfiff im Stadion. Schon mal ein gutes Omen. Auch der Schirmherr der 8. CISM Militär-WM Frauenfußball, der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung, Thomas Kossendey, der aufgrund beruflicher Verpflichtungen verhindert war, fieberte von Berlin aus mit der deutschen Mannschaft mit. In einem Schreiben vor dem Spiel gratulierte Kossendey dem gesamten Team zum Finaleinzug und wünschte viel Glück für das Endspiel.
Führungstreffer in der ersten Hälfte
Bei schwülem Wetter und periodisch einsetzenden Regenschauern waren beide Teams zunächst darauf bedacht, auf dem rutschigen Rasen nicht schon zu Beginn kapitale Fehler zu machen.
Daher verwunderte es sich nicht, dass die ersten zaghaften Torannäherungen auf beiden Seiten in Form von Distanzschüssen zu verzeichnen waren. Für Südkorea verfehlte Young A Yoo das deutsche Tor, auf der anderen Seite setzte Stefanie Börold einen Hammer aus über 25 Metern an die Außenkante des Tornetzes. Dank einer überragenden Lena Goeßling, die mit ihrer Zweikampfstärke im Mittelfeld immer wieder die Bälle eroberte und Räume für ihre Mitspielerinnen schaffte, bekam die deutsche Mannschaft langsam einen besseren Zugriff auf das Spiel. Und die erste richtige Chance saß dann auch gleich: In der 27. Minute wurde der Ball nach einer schönen Kombination im Mittelfeld in den freien Raum auf Conny Pohlers gespielt, die sich in dieser Situation von ihrer Gegenspielerin frei gelaufen hatte. Pohlers behielt die Nerven und überlupfte die südkoreanische Torhüterin Seu Ri Kim zum etwas schmeichelhaften Führungstreffer für Deutschland.
Südkorea versuchte, möglichst umgehend zu antworten, aber Young A Yoo fand bei einem Schrägschuss im Strafraum ihre Meisterin in Lisa Weiß; Deutschlands Keeperin konnte mit einem blitzsauberen Reflex klären. Bis zur Pause blieben die Spielanteile verteilt, wobei beide Teams nicht zimperlich miteinander umgingen, sodass das Spiel des Öfteren wegen Freistößen
und Behandlungen verletzter Spielerinnen unterbrochen war und der Spielfluss ein wenig verloren ging.
Steffi Jones lobt Turnier
Weltmeisterin Steffi Jones, die in der Halbzeitpause zu Radio- und Fernsehinterviews gebeten wurde, äußerte sich sehr positiv über den organisatorischen Rahmen des Endspiels und über die gesamte Veranstaltung. „Es ist wichtig für Bundesliga und Nationalmannschaft, dass unsere Spielerinnen in dieser Mannschaft ein solches Turnier spielen können“, erklärte Jones, die ansonsten vor dem Spiel und während der Pause nahezu ununterbrochen von Autogrammjägern umringt war.
Deutschland vergibt Großchancen
In der zweiten Hälfte war die deutsche Mannschaft bemüht, schnell eine Vorentscheidung herbei zu führen und drückte mächtig aufs Tempo. Die koreanische Hintermannschaft geriet ins Schwimmen, aber es war für die Zuschauer zum Haareraufen, welche Chancen die Deutschen nun liegen ließen: zweimal Conny Pohlers frei vor dem Tor, einmal über links bedient von Jasmin Hommel, einmal über rechts von Adriane Gründig – beide Schüsse übers Tor. Gründig selbst verfehlte den Ball freistehend nach einer Hereingabe von Stefanie Börold. Und auch Vanessa Skradde machte es nicht besser und traf, ziemlich allein gelassen im koreanischen Strafraum, nicht zum erlösenden 2:0. Binnen einer Viertelstunde vergab man diese vier Großchancen, und dem Beobachter schwante, dass nun das große Zittern beginnen würde.
Impressionen der WM als Diashow
Zittern bis zum Schluss
Die Koreanerinnen, die konditionell in besserer Verfassung zu sein schienen als ihre Gegner, warfen in der letzten Viertelstunde alles nach vorne, immer wieder angetrieben von ihrer Spielführerin Do Young Han, während das deutsche Team nur noch eine eher antiquierte Form des „Kick and Rush“ praktizierte: Lange Bälle nach vorne auf die langsam vereinsamende Conny Pohlers. Hinten fighteten die Spielerinnen um jeden Zentimeter, und die Abwehr um die aufmerksame Innenverteidigung mit Marlene Kowalik und Jenny Napieraj ließ auch keine Großchancen der Koreanerinnen mehr zu, die sich daraufhin auf Distanzschüsse verlegten. Aber weder Young A Yoo noch zweimal Jung In Kim konnten das Tor von Lisa Weiß in den Schlussminuten noch in Gefahr bringen. So brachte die deutsche Mannschaft den Sieg über die
Zeit, und als die Schiedsrichterin die Partie nach vierminütiger Nachspielzeit beendete, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Glückwunsch, Deutschland!
Text: SportSBw/FMZ/Carsten Koslowski