Sport im Einsatz

SportkreislaufDer Sport in den Einsatzkontingenten der Bundeswehr gewinnt mit zunehmender Einsatzdichte und -intensität immer mehr an Bedeutung. Um auch in diesem Bereich für die Zukunft gut gerüstet zu sein, wurde eigens für dieses Tätigkeitsfeld eine neue Stelle am Einsatzführungskommando der Bundeswehr (EinsFüKdoBw) geschaffen. Seit 1. August begleitet diese der Diplom-Sportwissenschaftler Keven England.

Als Sportdezernent am EinsFüKdoBw ist er der Experte für die sportlichen Belange der Soldaten/innen vor, während und nach den Einsätzen. Seine Tätigkeitsfelder umfassen die Federführung in der Er- und Bearbeitung konzeptioneller Grundlagen für Sport und körperliche Leistungsfähigkeit (KLF) im Einsatz. Dies dient dem zielgerichteten Erhalt, der Steigerung, sowie der Wiederherstellung der Einsatzfähigkeit und -bereitschaft. Sein zweites großes Tätigkeitsfeld ist die Beratung und Unterstützung aller deutschen Einsatzkontingente bei der Planung, Organisation und Durchführung von Maßnahmen im Bereich Sport und KLF. Dies sowohl in der Vorbereitung, Durchführung als auch Nachbereitung von Einsätzen. Die enge Zusammenarbeit mit nationalen Dienststellen innerhalb, als auch internationalen Dienststellen außerhalb der Bundeswehr gehören genauso dazu wie die Zusammenarbeit mit externen Institutionen im Sachgebiet. Um diese Tätigkeitsfelder abdecken zu können, bedarf es einer engen Koordination mit den neben Herrn England agierenden Sportdezernenten der Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe, Marine und Zentralen Sanitätsdienst.

Organisation des Sports in der Bundeswehr
Organisation des Sports in der Bundeswehr

Herr England verweist dafür auf die im März überarbeitete Weisung für „individuelle Grundfertigkeiten (IGF) und körperliche Leistungsfähigkeit (KLF)“. Der Sport soll mit Herausgabe der Weisung eine neue zukunftsorientierte Wende vollziehen. Demnach kann man das „sportliche Leben eines Soldaten“ in vier Phasen unterteilen. Diese sind Sport im Grundbetrieb, in der Einsatzvorbereitung, im Einsatz und in der Einsatznachbereitung.

„Sport-Lebenszyklus“ der Soldaten
„Sport-Lebenszyklus“ der Soldaten

In der ersten Phase sollen die Soldaten/innen die „Basis-Fitness“ erlangen. Dieses Ziel erreichen sie u.a. durch das Training zum Ablegen des Basis Fitness Tests (BFT), des Deutschen Sportabzeichens (DSA), als auch aneignen der IGF. Die allgemeine Sportausbildung spielt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle und lässt den Soldaten/innen viel Freiraum einer individuellen Gestaltung.
Im nächsten Schritt gilt es, die „Basis-Fitness“ in eine höherwertige und fertigkeitsorientierte „Soldaten-Grundfitness“ umzuwandeln, um im letzten Schritt die Grundlagen für eine streitkräftegemeinsame „Funktions- und Einsatzfitness“ zu schaffen. Die tätigkeitsbezogene „Funktions- und Einsatz-Fitness“ richtet sich an den besonderen körperlichen Anforderungen eines Dienstpostens und den unterschiedlichen Bedingungen des Einsatzlandes, sowie den dort auszuführenden Tätigkeiten aus.

Basis der Einsatzfähigkeit der Soldaten
Basis der Einsatzfähigkeit der Soldaten

Herr England vertritt die Meinung, dass in diesem Bereich der allgemeinen Sportausbildung ein Umdenken von Nöten ist. Mit Verweis auf das Schaubild in Abbildung 1 kann man diesen „Sport-Lebenszyklus“ der Soldaten/innen auch mit dem eines Wettkampfsportlers vergleichen. Demnach ist der Grundbetrieb das Basistraining eines Athleten. Hier erlernt er alle Grundtechniken, um in einem Wettkampf zu bestehen. Der „Wettkampf“ steht dabei bildlich für den Einsatz. In der Wettkampfvorbereitung durchläuft der Athlet mehrere Vorbereitungswettkämpfe, was an dieser Stelle mit der Einsatzvorbereitung verglichen werden könnte. Die Vorbereitungswettkämpfe geben gleichzeitig darüber Auskunft, inwieweit der Athlet von seiner „Wettkampf Performance“ entfernt ist. Dabei geht es aus Sicht des Soldaten/der Soldatinnen vor allem darum, die allgemeine „Basis-Fitness“ und „Soldaten-Grundfitness“ in eine „Funktions-Fitness“ umzuwandeln. In der dritten Phase befindet sich der Soldat/die Soldatin in seiner/ihrer ganz persönlichen Hochleistungsphase, in unserem Fall also vergleichbar mit dem Einsatz. Jetzt muss der Athlet seine Leistungsfähigkeit abrufen können, um so Höchstleitungen am Wettkampftag zu realisieren. Der Soldat/Die Soldatin ist nun seinerseits/ihrerseits aufgefordert, über einen „Wettkampfzeitraum“ von mindestens vier Monaten (normale Einsatzdauer) körperliche Höchstleistungen abrufen zu können. Diese Anforderungen gibt es im „normalen“ Wettkampfsport nicht. Diese Aussage ist für Herrn England das Schlüsselargument und unterstreicht die Wichtigkeit einer effizienten und effektiven Vorbereitung aus sportfachlicher Sicht. Die „Cool Down Phase“ betrachtet Herr England als die Zeit unmittelbar nach einem Einsatz. Lässt ein Athlet diese Phase aus, ist er nicht in der Lage seine Regeneration erfolgreich zu gestalten, um so erneut den nächsten Wettkampfzyklus angehen zu können. Gleiches gilt selbstverständlich auch für Soldaten/innen.
Verbunden mit diesem Konzept ist das Zusammenspiel der physischen, psychischen und sozialen Entwicklung der Soldaten/innen (Abb. 3). Es stellt den wesentlichen Grundstein für den Aufbau einer ganzheitlichen Gesundheit, Robustheit und somit der Einsatzfähigkeit der Soldaten dar.


Kurzsteckvorstellung Keven England

England-Keven02Keven England diente in der Zeit von Juli 2000 bis März 2013 als Offizier in den Streitkräften. Nach der Ausbildung zum Truppenoffizier studierte er von Oktober 2004 bis April 2008 an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg Sportwissenschaften. Nach Abschluss des Studiums zum Diplom-Sportwissenschaftler absolvierte er seinen ersten Auslandseinsatz von Oktober 2008 bis März 2009 im QRF-Verband in Afghanistan. Den zweiten Einsatz bestritt er von September 2010 bis März 2011 im Rahmen des Ausbildungs- und Schutzbataillon (Task Force Mazar-é Sharif) am Observation Post North (OP North). Im letzten Jahr seiner Dienstzeit nahm er den Posten eines Hörsaalleiters an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München wahr. Herr England studierte in Form eines Fernstudiums von April 2011 bis Juli 2013 im MBA Studiengang „International Management mit Schwerpunkt Consulting and Leadership“ an der Universität der Bundeswehr München, welche diesen Studiengang in Kooperation mit der Reutlinger European School of Business anbietet.
Zu seinen Hobbies zählt er neben seiner alpinen Affinität das Skifahren in allen Disziplinen, das Wildwasserkajaken, sowie funktionale Trainings wie beispielsweise „Deepwork“ oder „Cross Fit“. Ganz nach seinem Motto: „top performance allows no compromises“ ist Sport seiner Auffassung nach „viel mehr als Laufen und Eisen verbiegen“. „Die Sportwissenschaft hat speziell im Bereich der Trainingslehre in den letzten 15 Jahren große Sprünge gemacht“. Sein Ziel ist es, diese Erkenntnisse in die Truppe einzubinden und den Soldaten zugänglich zu machen. Er sieht die Zukunft des Sports in den Streitkräften in Trainingskonzepten, die den funktionellen Anforderungen der Soldaten gerecht werden, erlebnisreich sind und ständig zu Höchstleistungen anspornen. Seine Konzepte sollen daher athletisch-militärisch orientiert, sowie anstrengend und tätigkeitsorientiert in der Durchführung sein!

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