Die 22-jährige Europameisterin Ricarda Funk erringt beim Weltcup-Finale in Augsburg Platz eins. Ihre Teamkolleginnen Melanie Pfeifer und Jasmin Schornberg sind auf die Plätze acht und neun gekommen. Der fünfte Weltcup, der gerade in Augsburg stattgefunden hat, war der letzte Wettkampf der Saison – die nächsten Weltcups starten wieder im neuen Jahr. Ende September geht es dann für die Sportler zur Weltmeisterschaft in die USA. Alle drei Slalom-Kanutinnen sind Sportsoldaten der Sportfördergruppe Neubiberg, die zum Landeskommando Bayern gehört.
Bereits in frühen Kindertagen haben Jasmin und Ricarda angefangen, sich für den Kanusport zu begeistern. Aus der Leidenschaft wurde schließlich Leistungssport: „Kanusport ist nicht vergleichbar mit anderen Sportarten, das Wasser ist nicht berechenbar, und auf jeder Strecke steht man vor neuen Herausforderungen“, erklärt Ricarda. Neben dem Sport und dem intensiven Training von zwei bis vier Einheiten am Tag müssen die beiden ihr Studium der Medienkommunikation bewältigen. „Die Uni Augsburg unterstützt uns sehr gut, wir haben zum Beispiel die Möglichkeit, die Seminare so auszuwählen, dass sie optimal in den Trainingsplan passen“, sagt Jasmin, „vieles können wir aber auch online von Zuhause erledigen.“
Training und Uni erfordern daher ein gutes Zeitmanagement und eiserne Disziplin. Doch wie sieht er aus, der Tagesablauf einer Spitzensportlerin? Nach dem Aufstehen wird schnell gefrühstückt, dann beginnt schon die erste Trainingseinheit. Anschließend geht´s an die Uni, und dann ist das Mittagessen angesagt. Von dort begibt sich die Spitzensportlerin in den Kraftraum und sitzt kurze Zeit später wieder im Boot zu zweiten Trainingseinheit. „Mein Tagesablauf ist inzwischen Routine, die natürlich zuweilen sehr fordernd ist, aber ich bleib dran, sonst kann ich keine Erfolge erzielen“, erklärt Ricarda. Die Trainingsanlage mit dem Eiskanal in Augsburg bietet den beiden Sportlerinnen neben umfangreichen Möglichkeiten auch kurze Wege, um den mannigfaltigen Anforderungen gerecht zu werden. Trotzdem verlangt der Tagesablauf einiges an Einbußen. „Die Zeit für Familie und Freunde kommt häufig viel zu kurz“, gesteht Ricarda.
In insgesamt 15 Sportfördergruppen deutschlandweit fördert die Bundeswehr über 740 Spitzensportler. Das Fördersystem mit den Sportsoldaten ist ein fester Bestandteil des deutschen Leistungssports. Die Förderplätze werden in Abstimmung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund vergeben. „Ziel ist, Deutschland bei den internationalen Wettkämpfen nach außen zu vertreten und mit der Förderung eine Chancengleichheit gegenüber Sportlern anderer Staaten zu gewährleisten, in denen Sportler eine große Unterstützung erfahren“, erklärt der Leiter der Sportfördergruppe in Neubiberg, Stabsfeldwebel Maximilian Küblböck. Die Sportfördergruppe betreut neben dem Kanu-Slalom auch noch Sportarten wie Curling, Eishockey, Ski-Cross oder Snowboard, um nur ein paar zu nennen.
Sportsoldaten haben die gleichen militärischen Pflichten wie andere Soldaten, dazu zählen regelmäßiges Marschieren, Erhalt der Schießfertigkeiten und verschiedene Laufbahnlehrgänge. Vom regulären Dienst sind sie allerdings freigestellt, um dem Training nachzugehen. Zur Förderung gehört auch das monatliche Soldatengehalt, um den Lebensunterhalt sicher zu stellen. Der entscheidende Punkt: Für viele besteht durch die Sportförderung erst die Möglichkeit, die Sportart als Leistungssport betreiben. So auch bei den beiden Kanutinnen. Der Vorteil für die Sportler, ein Sportsoldat zu sein liegt auf der Hand. „Nach dem Abi stand ich vor der Entscheidung, ob ich Spitzensport betreiben möchte oder ob es weiterhin ein Hobby sein soll“, so Ricarda. „Die Entscheidung war für mich klar, ich will nach oben, und die Bundeswehr ermöglicht mir das, wofür ich sehr dankbar bin.“
Text/Fotos: Matthias Täuber/ Timo Borkenhagen
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