Silber, Bronze und drei siebte Plätze erkämpften die Judokas der Bundeswehr bei den Judo-Weltmeisterschaften in Astana (Kasachstan). Karl-Richard Frey aus Leverkusen gewann am Abschlusstag der Einzelwettkämpfe den Vizeweltmeistertitel in der Klasse bis 100 kg. In einem spannenden Finale unterlag er nach Bestrafungen gegen den Japaner Ryunosuke Haga. Bronze erkämpfte Dimitri Peters aus Hannover, ebenfalls in der 100-kg-Klasse. Sven Maresch aus Berlin (bis 81 kg), Aaron Hildebrand aus Duisburg (bis 90 kg) und Sven Heinle aus Fellbach (über 100 kg) kamen auf siebte Plätze.
Karl-Richard Frey startete in der zweiten Runde der Klasse bis 100 kg mit einem Sieg durch Yuko für Uchi-mata gegen Kyle Reyes aus Kanada. Im Achtelfinale besiegte der Leverkusener Benjamin Fletcher aus Großbritannien mit Ippon für Koshi-guruma. Im Viertelfinale lieferte sich der 24-jährige WM-Dritte von 2014 gegen Tuvshinbayar Naidan aus der Mongolei, Olympiasieger 2008 in Peking und 2012 Zweiter der Olympischen Spiele in London, fünf Minuten lang ein Duell auf Augenhöhe. Nach 45 Sekunden gelang dem Deutschen in der Golden-Score-Verlängerung die entscheidende Wazaari-Wertung durch Harai-goshi. Damit stand er im Halbfinale gegen Titelverteidiger Lukas Krpalek aus Tschechien. Beide lieferten sich einen offenen Schlagabtausch. In einer spannenden Begegnung gelang dem Leverkusener 27 Sekunden vor Kampfende ein Ura-nage, der den Sieg und den Einzug in das Finale brachte.
Im Finale traf er auf Ryunosuke Haga aus Japan, in diesem Jahr Sieger beim Grand-Prix in Düsseldorf. Der Endkampf war eine ausgeglichene Begegnung. Beide Kämpfer erhielten zunächst Shido für das Verhindern des Griffes. Danach ließ der Deutsche den Japaner ein wenig mehr kommen und erhielt eine weitere Shido-Bestrafung. Frey versuchte danach vergeblich, eine Technik durchzubringen und der Japaner brachte die Führung geschickt über die Zeit. Karl-Richard Frey gewann mit einer Weltklasse-Leistung an diesem Tag verdient den Vizeweltmeistertitel. „Das Ergebnis ist in Ordnung. Jetzt wo ich so nah dran war, den Titel zu gewinnen, ärgert es mich, dass es nicht geklappt hat“ kommentierte er das Finale.
Dimitri Peters besiegte in der zweiten Runde der Klasse bis 100 kg Gergo Fogasy aus Ungarn. Nach einer Wazaari-Wertung durch Soto-maki-komi beendete er die Begegnung nach zwei Minuten vorzeitig durch Juji-gatame. Gegen den kroatischen Meister Zlatko Kumric ging der 31-jährige Hannoveraner mit Wazaari-Wertung für Seoi-nage in Führung und auch hier konnte er die Entscheidung wiederum mit Armhebel erzielen. Das Viertelfinale gegen Ryunosuke Haga aus Japan verlief ausgeglichen. Die Entscheidung für den Japaner fiel am Ende durch 2:1 Shido-Bestrafungen. In der Trostrunde musste er gegen Chingiz Mamedov aus Kirgisistan zunächst eine Shido-Bestrafung hinnehmen, konnte die Begegnung aber nach knapp vier Minuten Kampfzeit mit Seoi-nage für sich entscheiden. Im Kampf um Bronze machte Dimitri Peters gegen Titelverteidiger Lukas Krpalek aus Tschechien von Anfang an Druck. Nach 2:09 Minuten sorgte der Hannoveraner für die Entscheidung, konterte den Ansatz des Tschechen, erhielt Ippon und gewann damit Bronze. „Ich bin heute gut in den Wettkampf reingekommen. Ich konnte das umsetzen, was ich in den letzten Trainingseinheiten geübt habe“ resümierte Peters den Wettkampftag in Astana.
Sven Maresch erwischte in Runde zwei der Klasse bis 81 kg einen Auftakt nach Maß und erzielte gegen Vladimir Zoloev aus Kirgistan zwei Wazaari-Wertungen durch Seoi-nage. Auch gegen Diogo Lima aus Portugal dominierte der Berliner und siegte nach fünf Minuten durch drei Shido-Bestrafungen für Lima. Im Achtelfinale ließ der 28-Jährige gegen den schwedischen Meister Robin Pacek nichts anbrennen, hatte stets die größeren Kampfanteile und siegte am Ende nach Bestrafungen. Im Viertelfinale gegen den Weltranglistenersten und Titelverteidiger Avtandili Tchrikishvili aus Georgien zeigte der Berliner wiederum eine starke Leistung. Beide lieferten sich einen offenen Schlagabtausch. Die Entscheidung fiel schließlich durch 2:1 Shido-Bestrafungen zugunsten des Georgiers. Ein Duell auf Augenhöhe war der Trostrundenkampf gegen Seungsu Lee aus Südkorea. Beide Kämpfer wurden zunächst zweimal gleichzeitig für das Verhindern des Griffes bestraft. Auch wenn Maresch immer wieder einige starke Aktionen zeigte, erhielt er am Ende eine dritte Shido-Bestrafung, die schließlich kampfentscheidend war. Sven Maresch belegte damit einen siebten Platz bei den Weltmeisterschaften.
Aaron Hildebrand musste in seinem Auftaktkampf in der ersten Runde der Klasse bis 90 kg gegen Celio Dias aus Portugal zunächst zwei Yuko-Wertungen durch Haltegriff und Gegendreher abgeben. Doch dann gelang ihm mit einem Ura-nage die entscheidende Wazaari-Wertung. Gegen Asley Gonzalez aus Kuba, Zweiter der Olympischen Spiele von London und Weltmeister von 2013, zeigte er eine starke Leistung und gewann nach vier Minuten Kampfzeit durch 2:1 Shido-Bestrafungen. Im Achtelfinale musste er gegen Otgonbaatar Lkhagvasuren aus der Mongolei, in diesem Jahr Sieger beim Grand-Prix in Ulaanbaatar, zunächst einen Rückstand mit Yuko-Wertung und drei Shido-Bestrafungen hinnehmen. Doch dann gelang ihm der entscheidende Uchi-mata, der mit Wazaari bewertet wurde und die Entscheidung zum Einzug in das Viertelfinale brachte. Hier machte der Duisburger erneut einen starken Kampf gegen Komronshokh Ustopiriyon aus Tadschikistan, in diesem Jahr Dritter der Asienmeisterschaften. Nach zwei Shido-Bestrafungen machte Hildebrand den Kampf, doch sein Kontrahent erhielt am Ende nur noch einen Shido, so dass die Begegnung hauchdünn verloren ging. In der Trostrunde fand er kein Mittel gegen den Weltranglistendritten Varlam Liparteliani aus Georgien, Vizeweltmeister von 2013 und WM-Dritter 2014. Nach rund zwei Minuten musste er sich im Haltegriff geschlagen geben und belegte damit ebenfalls einen siebten Platz.
Sven Heinle startete in der Klasse über 100 kg mit einem Sieg gegen den US-Amerikaner Akbarzhan Iminov, der zwei Shido-Bestrafungen erhielt. Gegen Faicel Jaballah aus Tunesien, in diesem Jahr Sieger beim Grand-Prix in Samsun, erzielte der Fellbacher eine Yuko-Wertung durch O-uchi-gari. Der Tunesier konnte zwar noch einmal ausgleichen, unterlag am Ende aber durch vier Shido-Bestrafungen. Im Achtelfinale dominierte der 23-jährige DJB-Starter gegen Pedro Pineda aus Venezuela, der drei Shido-Bestrafungen erhielt. Heinle gelang schließlich die entscheidende Ippon—Wertung durch O-uchi-gari. Das Viertelfinale gegen Adam Okruashvili aus Georgien ging vorzeitig durch Ura-nage verloren. In der Trostrunde lieferte er gegen Iakiv Khammo aus der Ukraine, EM-Dritter in diesem Jahr, zunächst einen ausgeglichenen Kampf, musste aber einen Yuko-Rückstand durch Seoi-nage hinnehmen. Am Ende unterlag er aber doch noch, als sein Angriff durch den Ukrainer mit einem Fußfeger gekontert wurde. Damit Platz sieben für Sven Heinle.
Miryam Roper traf in der zweiten Runde der Klasse bis 57 kg auf Irina Zabludina aus Russland. Direkt zu Beginn des Kampfes ging die Russin mit Yuko-Wertung in Führung. Danach machte die Leverkusenerin Druck und Zabludina erhielt drei Shido-Bestrafungen. Ein Yuko für Ko-soto-gake wurde ihr verwehrt und das Rauslaufen der Russin aus der Kampffläche Sekunden vor Schluss wurde „Mimi“ als Herausschieben angelastet. Eine unglückliche Niederlage und das vorzeitige Aus für die WM-Dritte von 2013.
Die EM-Dritte Szaundra Diedrich unterlag in der zweiten Runde der Klasse bis 70 kg nach nur 49 Sekunden gegen Maria Bernabeu aus Spanien, gegen die sie in diesem Jahr auch schon im Finale des Grand-Prix in Budapest verloren hatte. Beim Grand-Prix in Düsseldorf im Februar konnte die Kölnerin gegen die Spanierin noch gewinnen.
Jasmin Külbs begann in Runde zwei der Klasse über 78 kg mit einem vorzeitigen Sieg durch Ashi-guruma mit anschließendem Haltegriff gegen Saneayim Erkinbaeva aus Usbekistan. Im Achtelfinale traf die Kämpferin aus Zweibrücken auf Kanae Yamabe aus Japan, in diesem Jahr Siegerin beim Grand-Prix in Düsseldorf. Gegen die erwartet schwere Gegnerin musste sich die 23-jährige Deutsche mit 2:1 Shido geschlagen geben, was das vorzeitige Ausscheiden bedeutete.
Igor Wandtke traf in der zweiten Runde der Klasse bis 73 kg auf Changrim An aus Südkorea. Der Asienmeister setzte den Deutschen von Anfang an unter Druck, der Hannoveraner erhielt eine Shido-Bestrafung und musste sich vorzeitig durch einen überdrehten Seoi-nage geschlagen geben. Damit war der 24-jährige DJB-Starter frühzeitig ausgeschieden.
Alexander Wieczerzak traf in der Klasse bis 81 kg auf den Vize-Weltmeister von 2011, Srdjan Mrvaljevic aus Montenegro. Mit Seoi-nage erzielte der Wiesbadener die entscheidende Wazaari-Wertung und zog in die dritte Runde ein. Gegen Travis Stevens aus den USA, Fünfter der Olympischen Spiele von London, erzielte der 24-jährige Deutsche die Entscheidung durch eine Würgetechnik. Im Achtelfinale lieferte der DJB-Kämpfer gegen Vizeweltmeister Antoine Valois-Fortier aus Kanada eine starke Leistung, musste sich am Ende aber hauchdünn mit zwei zu eins Shido-Bestrafungen geschlagen geben.
Im Medaillenspiegel der Weltmeisterschaften belegte Japan mit sechs Gold-, vier Silber- und fünf Bronzemedaillen den ersten Platz vor Frankreich (2/2/2), Südkorea (2/0/3), Kasachstan und Slowenien (je 1/1/0). Für den Deutschen Judo-Bund (DJB) gab es eine Silbermedaille, zwei Bronzemedaillen, einen fünften Platz und fünf siebte Plätze.
DJB-Sportdirektor Mark Borchert zog nach den Einzelwettkämpfen ein Fazit: „Wir freuen uns sehr über die drei gewonnenen Medaillen und die weiteren vorderen Platzierungen. Insbesondere die Männer waren ganz stark. Von den neun Startern haben es sieben in die Top-Sieben geschafft.“
Das Frauenteam des DJB erkämpfte am Abschlusstag der Weltmeisterschaften in Astana beim Mannschaftswettbewerb eine Bronzemedaille. In einem spannenden „kleinen Finale“ gab es einen 3:2-Sieg gegen die Mongolei. Die deutschen Männer unterlagen nach einem hochklassigen Halbfinale gegen Japan, welches nur knapp mit 2:3 verloren ging, auch im Kampf um Bronze mit 1:4 gegen Georgien. Damit belegten sie einen fünften Platz.
Text: Erik Gruhn
Fotos: Reinhard Nimz