Licht und Schatten im Langstreckenpokal

Sieben von zehn geplanten Rennen der VLN-Langstrecken-Meisterschaft 2015 auf dem Nürburgring sind gelaufen und schon jetzt lässt sich feststellen, dass Fahrer und Teams, vor allen Dingen aber die Organisatoren auf eine schwierige Saison mit Höhen und Tiefen zurückblicken.

Nachdem es beim Saisonauftakt des Langstreckenpokals im Bereich des Streckenabschnitts Flugplatz zu einem schweren Unfall gekommen war, wurde in einer gemeinsamen Sitzung von Vertretern des Nürburgrings, der Automobilhersteller, von Profirennfahrern und Breitensportlern, der Veranstalter sowie DMSB-Sicherheits- und Technikexperten Sofortmaßnahmen beschlossen, um einen Rennbetrieb weiterhin sicherzustellen. Zu diesen Maßnahmen gehört unter anderem auch ein Tempolimit an neuralgischen Stellen der Nürburgring-Nordschleife. Nun passen Tempolimits und Rennstrecken überhaupt nicht zusammen, gerade deshalb wurde diese Regelung heftig diskutiert und ist noch immer umstritten.

Das Ende dieser Tempo-Limit-Zonen scheint nun jedoch beschlossene Sache zu sein. Zur Erhöhung der passiven Sicherheit sind zusätzliche Leitplanken und FIA-Schutzzäune vorgesehen, etwa an der Döttinger Höhe zur noch besseren Absicherung der angrenzenden Bundesstraße. Am Streckenabschnitt Flugplatz ist die Erneuerung der Fahrbahn geplant. Die Baumaßnahmen sollen im November beginnen, der Abschluss von sieben der 16 vorgesehenen Maßnahmen soll bis zum Saisonauftakt 2016 erfolgt sein.

In der laufenden Saison bleiben die Tempolimits jedoch ein Bestandteil der Sicherheitsmaßnahmen und werden weiterhin für Kopfschütteln bei Teams und Zuschauern sorgen, wenn das Trainings- oder Rennergebnis aufgrund von festgestellten Tempovergehen wieder einmal korrigiert werden muss. Da das Tempolimit bei 250 km/h liegt, sind jedoch nur die stärkeren Klassen betroffen und in diesen herrscht, auch in der Saison 2015, durch das Balance-of-Performance-System ein enger Konkurrenzkampf.

Während sich beim zweiten Lauf des Jahres Christopher Mies und Nico Müller im WRT-Audi R8 LMS in die Siegerliste eintragen durften, gingen die weiteren Gesamtsiege an Porsche, BMW, Ford sowie Mercedes.

Mit Frauenpower glänzte dabei nicht nur das Frikadelli-Racing-Team um Nordschleifen-Expertin Sabine Schmitz, die zusammen mit Klaus Abbelen und Patrick Huisman den dritten Lauf für sich entschieden, sondern auch die Mannschaft von Walkenhorst Motorsport. Beim Premierensieg des BMW Z4 GT3 im vierten Rennen griff neben Felipe Fernándes Laser und Jesse Krohn auch Michela Cerruti ins Lenkrad.

Beim fünften Lauf setzte sich wieder die Erfahrung durch und Routinier Uwe Alzen konnte gemeinsam mit Dominik Schwager den zweiten Gesamtsieg für den Ford GT, aus dem Rennstall seines Bruders Jürgen, bejubeln.

Die Markenvielfalt an der Spitze der Langstreckenrennen stellten Klaus Graf und Christian Hohenadel vom ROWE Racing Team in Rennen sechs unter Beweis, als sie mit ihrem SLS GT3 den ersten Mercedes-Triumph des Jahres einfuhren. Bis dahin war es in der Saison 2015 noch keinem Team gelungen, mehr als ein Gesamtsieg zu erringen.

Erst das 6-Stunden-Rennen brachte den zweiten Erfolg für den Mercedes SLS AMG GT3. Die Black Falcon Mannschaft gewann mit Hubert Haupt, Abdulaziz Bin Turki Al Faisal, Adam Christodoulou und Yelmer Buurman auf einem Mercedes SLS GT3 Flügeltürer aus dem Hause AMG, dessen Nachfolgemodell, der Mercedes AMG GT3, im Rahmen der Langstreckenmeisterschaft bereits getestet wird. Nach einer eindrucksvollen Kraftprobe, demonstriert durch die Pole Position beim vierten Lauf, verhinderte ein defektes Radlager einen ähnlichen Erfolg im Rennen. Während der neue Mercedes erst im nächsten Jahr von Kundenteams eingesetzt werden soll, ist der zweite GT3-Neuling im Feld, der Lexus RC F GT3, schon regelmäßig durch Lexus Racing und Farnbacher Racing in den Starterlisten vertreten. Dominik  und Mario Farnbacher holten mit dem japanischen Sportwagen bereits einen zweiten Rang beim Barbarossapreis sowie die Pole Position zum 6-Stunden-Rennen. Ein technischer Defekt verhinderte dann aber die erneute Zielankunft.

Auch für Hauptfeldwebel Mario Merten brachte die bisherige Saison Licht und Schatten. In dieser Saison startet der Nürburger regelmäßig auf zwei Fahrzeugen in unterschiedlichen Klassen. Während er im BMW M235i Cup gemeinsam mit seinem Teamkollegen Ralf Schall noch eine realistische Meisterschaftschance hat, läuft es im Opel Astra OPC Cup in diesem Jahr gar nicht rund. Hier teilt er sich das Cockpit mit Marc Legel und Jürgen Nett. Nachdem sich das Trio beim zweiten Lauf noch über Rang zwei freuen konnte, ereilte die Mannschaft beim nächsten Lauf gleich zwei Reifenschäden. Wieder lag der Astra in seiner Klasse an aussichtsreicher Position, als eingangs der Mercedesarena ein Vorderreifen platzte. Nach einer langsamen Runde an die Box konnte das Team die Fahrt zwar fortsetzen, nach einem erneuten Reifenschaden mit nachfolgendem Leitplankenkontakt war das Rennen für die Startnummer 350 vorzeitig beendet.

Auch zwei Wochen später, bei der Adenauer ADAC Worldpeace Trophy, blieb das Trio nicht von Reifenschäden verschont. Duplizität der Ereignisse: Dieses Mal rettete Merten den Astra an die Box und übergab an Jürgen Nett, doch ein zweiter Reifenschaden sorgte wiederum für einen Unfall und das vorzeitige Ende des Rennens.

Da man sich nach den Reifenschäden und Unfällen aus Sicherheitsgründen gegen einen Start beim fünften Lauf entschied, müssen Merten/Nett/Legel auch die Hoffnungen auf den Titelgewinn im Opel Astra OPC-Cup aufgeben. Auch das Grenzlandrennen brachte keine besseren Ergebnisse für den Westfalen-Opel. Bereits im Training trat ein Defekt an der Servolenkung auf, der eine gute Startposition verhinderte. In der kurzen Zeit bis zum Rennen versuchte das Münsteraner Team Bonk alles, um den Start zu ermöglichen. Als sich die Reparatur jedoch als nicht erfolgreich erwies, zog man den Astra erneut aus Sicherheitsgründen zurück.

Während Merten mit dem Opel eine schwierige Saison erlebt, erweist sich wenigstens der BMW als zuverlässig und erfolgreich. Beim vierten Lauf des Jahres erreichten die beiden BMW M235i von Bonk Motorsport einen überzeugenden Doppelerfolg. Hinter Merten und Schall holten Jens Moetefindt und Alexander Mies den zweiten Platz in der Klasse Cup 5.

Ganz ohne Probleme kam aber auch der BMW nicht über die Saison. Beim fünften Lauf der Saison, Merten/Schall lagen aussichtsreich im Rennen, gab es bei einem Tankstopp Schwierigkeiten mit der Zapfsäule. Das Team verlor rund 30 Sekunden und jede Chance auf den Sieg. Am Ende konnte das Duo mit Platz zwei noch Schadensbegrenzung betreiben.

Beim folgenden Grenzlandrennen war das Duo stets in Schlagdistanz zur Spitze, konnte als Vierter am Ende aber nicht auf dem Siegerpodest mitfeiern. Trotzdem gab es Grund zur Freude, da die bisherigen Tabellenführer des Cups patzten und punktelos blieben. Somit übernahmen Merten und Schall die Meisterschaftsführung im M235i-Cup. Mit einem weiteren zweiten Platz beim Opel 6-Stunden-ADAC-Ruhr-Pokal-Rennen, liegen Merten und Schall noch immer aussichtsreich im Rennen um den M235i Racing Cup.

In der Gesamtwertung der Langstreckenmeisterschaft führen die Titelträger der Saison 2013, die Gebrüder Dirk und Tim Groneck mit dem Renault Clio des Ravenol Teams. Mit sechs Klassensiegen und noch ohne Berücksichtigung der Streichresultate – die beiden schlechtesten Ergebnisse der Saison gehen nicht in die Wertung – liegen die Gronecks mit 56,51 Punkten in Front. Der Rückstand von Stefan van Campenhoudt beträgt nur 0,77 Punkte. Für einen spannenden Endspurt bei den verbleibenden drei Läufen im Oktober ist also gesorgt. Für die Teilnehmer und Fans wird es ein heißer Herbst, wenn am 3. Oktober der Start zum 55. ADAC Reinoldus-Langstreckenrennen freigegeben wird.

Text und Fotos: Matthias Behrndt

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