Praktikum bei den Kampfschwimmern

bereit zum Seeschwimmen

Es ist Dienstagnachmittag 15:30 in Eckernförde an der Ostsee. Jan (18 aus Koblenz) zieht langsam seine Taucherflossen aus und klettert aus dem Wasser. Die Beine schmerzen. Er ist froh, nach zwei Kilometern Schwimmen endlich am Strand angekommen zu sein.

Jan hat zusammen mit weiteren 18 jungen Männern den Traum, Kampfschwimmer zu werden. Zu einer Spezialeinheit dazuzugehören. Tauchen, Fallschirmspringen, Kajakfahren und mit Schneemobilen an anspruchsvollen militärischen Operationen teilnehmen. Kampfschwimmer können weltweit in allen Klimazonen eingesetzt werden. Meistens arbeiten sie nachts. Dabei nutzen sie den Schutz der Dunkelheit und setzen auf das Überraschungsmoment. Sie können eingesetzt werden, um im Ernstfall Geiseln von einem entführten Schiff zu befreien. Aber auch aus einem Versteck heraus ein Terroristen-Camp zu beobachten, gehört zu ihren Aufgaben. Abgerundet wird das Ganze durch den Auftrag, Sicherheitskräfte befreundeter Nationen auszubilden. Es gibt keine andere Einheit in der Bundeswehr, die das taktische Tauchen, das Arbeiten an Land und das Fallschirmspringen beherrscht. Genau das macht die Faszination für die anspruchsvolle Tätigkeit aus. Sie ist abwechslungsreich und herausfordernd. Langweilig wird es nie.

P1020427Das alles wollen die jungen Männer eines Tages auch machen. Dazu haben Sie sich freiwillig zu einem der härtesten Praktika Deutschlands angemeldet. Fünf Tage lang wollen Sie einen praktischen Einblick in das Leben der Kampfschwimmer bekommen. Sie wollen testen, ob Sie das Zeug dazu haben, zu den Besten zu gehören. Regelmäßig bietet das Kommando Spezialkräfte der Marine (KSM) in Eckernförde jungen Menschen die Möglichkeit, eine Woche lang zu probieren, ob Sie für den Beruf des Kampfschwimmers geeignet sind.

Die Woche begann für Jan und seine Mitstreiter mit der Anreise am Sonntag nach Eckernförde. Die Teilnehmer des Praktikums kommen aus ganz Deutschland. Nico (18) wohnt in Berlin. Jannic (19) kommt aus Köln und Niklas (16) wohnt in der Nähe von Kiel. Sie haben alle mehr oder weniger lange Anfahrtswege mit der Deutschen Bahn hinter sich.
Die Kosten für An- und Abreise sowie für Essen und Übernachtung übernimmt die Bundeswehr. Ziel der Marine ist es, mehr junge Menschen für den anspruchsvollen Dienst bei der Bundeswehr zu begeistern. Die Kampfschwimmerausbildung zählt zu den größten Herausforderungen, der sich junge Menschen innerhalb der Bundeswehr stellen können. Deshalb schaffen nur rund 30 Prozent der Bewerber die gesamte dreijährige Ausbildung. Seit Jahren hat die Bundeswehr zu wenig Kampfschwimmer. Darum geht die Marine neue Wege, um Nachwuchs zu finden.

Jan und seine neuen Kameraden bekommen in der Kaserne einen kurzen Wochenüberblick:

  • Sporttest,
  • Hindernisbahn,
  • Abseilübung,
  • Übernachten im Wald,
  • Mitfahrt in einem Schnellboot und das Zeigen der Kampfschwimmerausrüstung stehen unter anderem auf dem Dienstplan der Praktikanten.

P1020254Alle Teilnehmer bekommen Flecktarnhosen, Jacken und alles, was sie für die nächsten fünf Tage brauchen. Untergebracht sind Sie in einer Art Lehrsaal. Sie sollen spüren, wie es ist, mit mehreren auf engem Raum zusammen zu leben. Auch das gehört zum Arbeitsalltag eines Kampfschwimmers. Man arbeitet immer im Team und lebt manchmal eben auch auf engerem Raum zusammen. Nachdem Sie alle die wichtigsten Informationen bekommen haben und im Lehrsaal ihre Feldbetten aufgebaut haben, gehen die Praktikanten rechtzeitig um 22:00 Uhr ins Bett. „Wir wollen ja Morgen fit sein„, meint Jan bevor er den Reißverschluss seines Schlafsackes zu zieht.
Der Montagmorgen startet mit einem gemeinsamen Frühstück in der Truppenküche. Danach bekommt jeder einen Tauchanzug, Schwimmflossen und weitere Ausrüstung zum Schwimmen im Meer. Direkt danach geht es auf den Sportplatz. Auf dem Plan steht ein Fitnesstest. Dies ist die erste Hürde, die man nehmen muss, um zur Kampfschwimmerausbildung zugelassen zu werden. In der Ausbildung endet hier schon der Traum vom Kampfschwimmer für den einen oder anderen Kandidaten. Der Sporttest beginnt mit einem 5.000 Meter-Lauf. 22 Minuten darf man sich maximal dafür Zeit lassen wenn man Kampfschwimmer werden will. Jan gibt alles und kommt nach 22:15 Minuten ins Ziel. Bei den folgenden Übungen wie Bankdrücken, Klimmzüge, Luftanhalten, Streckentauchen und 1.000 Meter schwimmen auf Zeit bringt Jan gute Leistungen. Er erreicht in diesen Disziplinen die Mindestvoraussetzungen. Ein einziger Teilnehmern hätte den Sporttest komplett bestanden, meint SBtsm Raach. Alle anderen waren in mindestens einer Übung zu schlecht. Mit dem richtigen Training kann das aber in einem halben Jahr alles ganz anders aussehen, erklärt OLtzS Wolf. Uns ist wichtig, dass die Praktikanten einen aktuellen Leistungsstand bekommen und am besten gut motiviert am Freitag nach Hause fahren.
Peter erlebt in den folgenden Tagen, wie es sich anfühlt Kampfschwimmerschüler zu sein, an seine körperliche Grenzen zu gehen und alles zu geben. Eben alles, was man braucht um Kampfschwimmer zu sein. Das Ausbilderteam Wolf und Raach sieht durchaus Potenzial bei den Praktikanten.

Der Zweite Tag beginnt mit einer Abseilübung. An einem dicken schwarzen Seil rutschen die Praktikanten dem Erdboden entgegen. Durch ein Gurtzeug sind Sie gesichert. Wir nennen dieses Absetzverfahren „fast roping“ und nutzen es, um ein Team von einem Hubschrauber aus auf das Deck eines Schiffes zu bringen, erzählt Wolf. Die ersten beiden Durchgänge waren aus Höhen von fünf und neun Metern. Der Abschluss bringt das „ropen“ vom obersten Stockwerk aus zwölf Meter Höhe. Die Teilnehmer bekommen einen ersten Eindruck davon, wie es sich anfühlt in luftigen Höhen zu arbeiten.

Um 13:40 Uhr stehen alle im Tauchanzug und mit Flossen an den Füßen „angetreten“ an der Wasserlinie der Eckernförder Bucht. An einem Sicherungsseil sollen Sie gemeinsam die ca. 2.000 Meter lange Strecke in den Hafen schwimmen. Das Zurücklegen von Strecken, ob mit Flossen, Schneeschuhen oder mit Stiefeln gehört zum Arbeitsalltag eines Kampfschwimmers. Nicht immer können sie auf eine motorisierte Hilfe zurückgreifen. Einmal muss es völlig Lautlos sein, ein anderes Mal ist die motorisierte Hilfe im Einsatzland einfach nicht vorhanden.
Am Mittwochmorgen können sich die Füße erholen. Auf dem Dienstplan steht das Mitfahren mit den Einsatzbooten der Kampfschwimmer. Aufgeteilt in drei Gruppen geht es mit rund 60 km/h und einem Kompasskurs von 85 Grad der Sonne entgegen. Mit nassen Beinen und einem strahlenden Gesicht stehen die Praktikanten später gemeinsam an der Pier IV. Sie warten wie es weiter geht.

Das nächste Ziel ist ein kleiner Übungsplatz in der Nähe von Eckernförde. Nach gut zwei Stunden Fußmarsch erreichen alle Praktikanten ihr Ziel. Jeder hat das Nötigste dabei, um die nächste Nacht im Wald zu schlafen. Eine Zeltplane, Schlafsack, Isomatte, Wasser und Essen für drei Mahlzeiten. Die Übernachtung zwischen zwei Bäumen unter der Zeltplane ist für die Meisten eine neue Erfahrung.

Mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen geht es am Freitagvormittag wieder mit der Bahn nach Hause. Für Jan waren die Nacht im Wald und das Schwimmen in der Ostsee eindeutig die Highlights dieser Woche.

Weitere Informationen zum Thema Kampfschwimmer finden Sie im Internet unter:
bundeswehr-karriere.de marine.dekampfschwimmer.de

Bei Fragen Helfen wir ihnen gern weiter:
ksmpersonalwerbetrupp@bundeswehr.org

Infobox: Sporttest
  • Sporttest
  • 5.000 m Lauf in max. 22 Minuten
  • 1.000 m Schwimmen in max. 24 Minuten
  • 60 sec. Zeittauchen
  • 30 m Streckentauchen
  • 8 Klimmzüge im Ristgriff
  • 15 Wiederholungen im Bankdrücken mit 50 Kg.
Der Sporttest wird an einem Tag absolviert.
Diese Leistungen ergeben die Note 4,4.

Text: Oberleutnant zur See Wolf
Fotos: Oberbootsmann Tesche & Oberleutnant zur See Wolf

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