Von den Hochgebirgsjägern aufs Podest der Red Bull X-Alps

Das Leben schreibt die irrwitzigsten Geschichten, eine davon ist sicherlich die von Sebastian Huber. Der Obergefreite a.D. ist einer der besten Gleitschirmpiloten der Welt, was er eindrucksvoll im Juli mit dem zweiten Platz beim Abenteuerrennen Red Bull X-Alps unter Beweis gestellt hat. Allerdings verdankt der Passauer seine wahnwitzige Karriere dem Umstand, seinen Wehrdienst im Hochgebirgsjägerzug von Bad Reichenhall absolviert zu haben. Denn nach der Bundeswehrzeit im Gebirgsjägerbataillon 231 brachte ein Bundeswehrkamerad den Forstwirt zum Fliegen, das bis heute das Leben des 29-jährigen bestimmt.

„Nach der Bundeswehr blieb die Freundschaft mit einem meiner Hochzugsspezl, dem Gloggner Flo, weiter erhalten. Wir haben viele Hochtouren gemeinsam gemacht und uns oft gedacht, wie cool es wäre, sich den langen Abstieg durch einen Flug ins Tal zu ersparen. Irgendwann im Herbst 2007 hat mich Glogge angerufen und gesagt, dass er jetzt den Gleitschirmschein machen wolle. Da war für mich sofort klar, dass ich mitmache“, erinnert sich Huber, dem Ende 2006 der Bestpreis als leistungsstärkster Dienstgrad seines Zuges ausgestellt worden war.

Was 2008 als Hobby begann, entwickelte sich mehr und mehr zur Leidenschaft, zu einer wahren Passion. In gerade einmal sieben Jahren verdiente sich der Newcomer seine Sporen bei zahlreichen Langstreckenevents und der Borderline-Serie, ehe dann Ende August 2014 die Einladung zum Megaevent der Szene erfolgte und den introvertierten Modellathleten, der täglich lange Läufe absolviert um fit zu bleiben, auf eine Stufe mit den ganz Großen ihrer Zunft stellte.

Dass es überhaupt soweit kommen konnte, verdankt der Bayer „meiner Leidenschaft fürs Fliegen. Die zeichnet mich aus; und die Begeisterung. Dadurch ist man automatisch viel in der Luft.“ Hinzu kommt ein Bestreben, immer besser zu werden. „Ich möchte alles aufsaugen und das Fliegen im Gesamten verstehen.“

Dass er diesbezüglich auf einem guten Weg ist, zeigte der Perfektionist, der mittlerweile auf rund 300 Flugstunden im Jahr kommt und sich daher als Semi-Pro bezeichnet, bei der Alpenüberquerung auf unwiderstehliche Art und Weise.

Nicht nur kaufte Huber den etablierten Konkurrenten mit tadellosen Leistungen und eigenen Flugrouten den Schneid ab, er machte das Rennen um den Sieg auch lange Zeit an vorderster Front extrem spannend, auch wenn der Gleitschirmfluglehrer letztlich Seriensieger Christian Mauerer aus der Schweiz, der die alle zwei Jahre ausgetragene Hatz von Salzburg nach Monaco zum vierten Mal in Folge gewinnen konnte, den Vortritt lassen musste.

Am Ende stand Platz zwei zu Buche und der Titel ‚Bester Rookie 2015‘, den er sich nach acht beschwerlichen Tagen in den Alpen mit einem knapp 100km langen Nachtmarsch ins Ziel sicherte: „Ich habe mir im Vorfeld keine Gedanken um die Platzierungen gemacht. Das Abenteuer stand im Vordergrund. Ich wollte es nach Monaco schaffen. Aber ich freue mich natürlich tierisch über das Ergebnis.“

Die komplette diesjährige Distanz von 1.038 km absolvierte Huber in acht Tagen, 22 Stunden und 53 Minuten. Insgesamt war er 2.063km unterwegs, davon 1.583km in der Luft.

Text: Oliver Kraus

Fotos: Sebastian Marko; Harald Tauderer; Kelvin Trautman; Vitek Ludvik

 

Red Bull X-Alps

Bei den X-Alps handelt es sich um ein alle zwei Jahre stattfindendes Abenteuerrennen, in dessen Verlauf die Teilnehmer von Salzburg aus mehr als 1.000 km nach Monaco zurücklegen müssen, nur zu Fuß oder per Gleitschirm. Auf ihrem Weg müssen sie zehn sogenannte Wegpunkte passieren, ansonsten steht ihnen die Routenwahl frei, wobei sie nachts eine Ruhepause auferlegt bekommen, die aber einmalig durch einen Night-Pass aufgehoben werden kann.

 

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