„Wir wollten diese Medaille als Belohnung“ – Interview mit Petrissa Solja

Als erste Deutsche überhaupt gewann Petrissa Solja am Sonntag beim World Cup in Sendai die Bronzemedaille. Nach dem bislang größten Triumph ihrer Karriere ist die 21-jährige Berlinerin nun endgültig eine feste Größe im Kreis der besten Nichtchinesinnen und spielt sich auch für Rio 2016 ins Rampenlicht. Im Interview verrät die Deutsche Meisterin das Geheimnis ihres Erfolgs, weshalb auch ihr Hund Balu gefeiert hat und warum sie sich über noch vorhandene Schwächen freut.

Guten Morgen Peti. Wie war das Gefühl, als Überraschungsdritte des World Cups mit einer Bronzemedaille um den Hals aufzuwachen?

Großartig natürlich. Ich bin total happy. Das ist der bislang größte Erfolg meiner Laufbahn, und ich bin ja noch jung. Ich habe etwas gebraucht, bis ich angefangen habe zu reali­sieren, was ich da geschafft habe. Aber die ganzen Glückwünsche haben mir schnell dabei geholfen.

Wer waren die ersten Gratulanten?

Ich hatte natürlich zuerst Kontakt mit meiner Familie. Mein Hund Balu hat in Deutschland zur Feier des Tages gleich ein neues Spielzeug bekommen.

Bronze beim bedeutendsten Turnier nach Olympischen Spielen und WM: Ist dir klar, dass du nun auch in Rio, wo ebenfalls nur zwei Chinesinnen starten können, zum Kreis der Medaillen-Anwärterinnen gezählt wirst?

Es wurde ja noch nicht für Olympia nominiert. Rio ist mein großes Ziel, ich will mich unbedingt für die Mannschaft und für das Einzel qualifizieren. Mit diesem Ergebnis bin ich dem sicherlich ein großes Stück näher gekommen. Und es ist natürlich total wertvoll, die Gelegenheit zu den Begegnungen mit den Besten der Welt zu bekommen, wie jetzt in Japan. Das bringt mich weiter nach vorne.

Wenn von den besten Nicht-Chinesinnen der Welt gesprochen wird, fällt nun auch der Name Petrissa Solja. Wie ordnest du diesen Erfolg ein?

Ich bin glücklich, wieder gezeigt zu haben, dass ich gegen fast alle gewinnen kann. Die Siege geben mir natürlich sehr viel Selbstvertrauen. Immerhin habe ich hier gleich drei Topspielerinnen zum ersten Mal überhaupt schlagen können. Vor allem freue ich mich, endlich Li Jiao geknackt zu haben! Dieses Turnier war sehr anstrengend und emotional, und zum Schluss wollten wir einfach diese Medaille als Belohnung.

Bundestrainerin Jie Schöpp sagt, in Sendai hast du dich auf ein neues Niveau gespielt – technisch, taktisch, mental. Was ist anders an der neuen Solja?

Nun, ich habe hier gemerkt, dass ich viel flinker geworden bin und besser zu den Bällen stehe. Technisch habe ich mich auch wieder verbessert. Und ich glaube, ich weiß jetzt besser, was ich in gewissen Situationen zu spielen habe. Wahrscheinlich habe ich von Turnier zu Turnier sowie von Jahr zu Jahr immer mehr Erfahrung bekommen.

Wie schnell du dazulernst, war im Viertelfinale nach dem 0:3-Rückstand gegen Ai Fukuhara zu sehen.

Bis zum 0:3 war ich verzweifelt und hatte noch geklagt, dass wir eine Spielerin mit einer solchen Rückhand nicht im Trai­ning haben. Bundestrainerin Jie Schöpp hat mich aufgefordert: ‚Dann fang jetzt an zu lernen!‘ Ich habe dann versucht, erst mal einen Satz zu gewinnen und plötzlich mit jedem Ballwechsel gespürt, dass ich mich immer besser auf ihr System einstelle. Ich wusste am Ende einfach, wie es geht. Das war natürlich ein Schlüsselspiel, wenn auch mit Matchball gegen mich. Aber irgendwie habe ich es gedreht.

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Bezwungen wurdest du mit der späteren Siegerin Liu Shiwen nur von einer Chinesin, das allerdings sehr klar.

Ja, ich habe zum ersten Mal gegen sie gespielt. So eine wie Liu Shiwen ist einfach noch einmal ein anderes Kaliber. Sie hat, vor allem nach der 2:0-Führung, konsequent meine Schwachstellen aufgedeckt, die ich ja noch immer ausreichend habe. Aber das stimmt mich positiv, weil ich spüre und weiß, dass ich mich noch viel mehr verbessern kann. Ich habe das Gefühl, vor allem die Vergleiche gegen die Weltklassespielerinnen bringen mich nach vorne.

Wie hast du eigentlich deinen Triumph gefeiert?

Statt mit Alkohol habe ich mit Sushi gefeiert. Das hatte ich die ganzen Tage noch nicht, und natürlich wollte ich am nächsten Morgen ja nicht den Flieger verpassen (lacht).

Gönnst du dir denn jetzt in Deutschland etwas Ruhe?

Ich weiß noch nicht, wie lange ich Pause machen werde. Wahrscheinlich gibt es nur eine klitzekleine Auszeit. Aber ich bin nach diesem Erfolg sowieso sehr motiviert und werde bestimmt bald wieder in der Halle sein. Aber jetzt freue ich mich erst einmal sehr auf Zuhause.

Text und Foto: DTTB

 

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