Zwei Wochen lang absolvierten die Soldaten der Bataillone und selbstständigen Einheiten der Gebirgsjägerbrigade 23 die Gebirgsleistungsüberprüfung namens „Alpendistel“. Dabei stellten sich dienstgrad- und funktionsunabhängig alle Soldaten der Brigade dieser Herausforderung.
Vom 18. bis zum 29. Juli fand die Übung „Alpendistel“ der Gebirgsjägerbrigade 23 statt. Die Bataillone reisten für jeweils zwei Tage im Wechsel nach Mittenwald an, um an der „Alpendistel“ teilzunehmen. Dabei hatten die Soldaten zusammengenommen etwa 2.700 Höhenmeter und über 30 Kilometer Strecke an zwei Tagen mit bis zu 20 Kilogramm schwerem Gepäck zu bewältigen. Die Gebirgsleistungsüberprüfung, die in den letzten Jahren in Bad Reichenhall durchlaufen wurde, führte die Soldaten dabei über verschiedene Strecken durch das Karwendel- und das Soierngebirge. Eine Marschroute erstreckte sich beispielsweise von der Rainlehne über den Karwendelsteig auf die westliche Karwendelspitze (2.384 m). Der Hochgebirgsjägerzug der „Mittenwalder Jager“ richtete extra für die „Alpendistel“ ein neues Seilgeländer ein, über das es auf den Predigtstuhl (1.921 m) ging. Im Soierngebirge erklommen die Soldaten unter anderem die Schöttelkarspitze (2.050 m).
Organisiert und ausgerichtet wurde das Brigadevorhaben von dem Gebirgsjägerbataillon 233 aus Mittenwald. Auf der Standortschießanlage war ein großer Biwakbereich eingerichtet, in dem die Soldaten zwei Nächte in Hochgebirgszelten schliefen. Neben der körperlichen Herausforderung, die es zu meistern galt, mussten die Teilnehmer an verschiedenen Stationen auch ihr gebirgsspezifisches Wissen und Können nachweisen. Beim Abseilen aus 50 Metern Höhe und bei der Versorgung von Verwundeten, die mit der Universaltrage 2000 transportiert werden sollten, war Konzentration gefragt und die Handgriffe mussten sitzen. Jeder Angehörige der Gebirgstruppe muss in der Lage sein, fernab von jeglicher Infrastruktur, mit den erlernten Erste-Hilfe-Maßnahmen und dem mitgeführten Material, einen Kameraden behelfsmäßig zu versorgen und zu retten. Die reale Bergrettung war während der „Alpendistel“ durchgängig durch den Verbund der Hochgebirgsjägerzüge der drei Gebirgsjägerbataillone aus Bad Reichenhall, Bischofswiesen und Mittenwald sichergestellt.
Fähnrich Maximilian Wolf, der zurzeit im Rahmen seines Studiums an der Universität der Bundeswehr in München ein Praktikum in der Gebirgsjägerbrigade 23 absolviert, hat das erste Mal an der „Alpendistel“ teilgenommen. „Für mich war die „Alpendistel 2016“ ein sehr positives Erlebnis, da ich mich trotz meiner erst sehr kurzen Zeit in der Brigade im Kameradenkreis gut eingefunden habe und tolle und fordernde Märsche und Stationen gemeinsam gemeistert wurden. Vor allem die Tatsache, dass sich alle Dienstgradgruppen dieser Herausforderung gestellt haben, vom Mannschaftsdienstgrad bis hin zum Stabsoffizier, hat mich beeindruckt.“
In diesem Jahr fand die Leistungsüberprüfung auch unter internationaler Beteiligung statt. Neben Soldaten des österreichischen Bundesheeres waren auch Soldaten aus Norwegen und den USA vertreten. Trotz ihrer geringeren Bergerfahrung meisterten die Kameraden der anderen Nationen mit ihrem Ehrgeiz und ihrer Leistungsbereitschaft die Leistungsüberprüfung „Alpendistel“ und bekamen vor ihrer Abreise das Gebirgsleistungsabzeichen verliehen.
Felsblock löste sich – Soldat leicht verletzt
Dass die Ausbildung im Gebirge, und somit auch der tägliche Dienst in der Gebirgstruppe, ihre Gefahren birgt, zeigte ein Vorfall, der sich in der ersten Woche der „Alpendistel“ ereignete. Während des Marsches löste sich ein etwa kühlschrankgroßer Felsblock aus der Wand und stürzte in eine Marschgruppe. Glücklicherweise gelang es den Soldaten auseinander zu springen. Nur ein Soldat hatte Pech und wurde durch den Stein an der Hand verletzt. Das Wetter während der „Alpendistel“ variierte von großer Hitze bis hin zu Starkregen mit plötzlich auftretenden Gewittern und forderte die Soldaten zusätzlich. Der Leitungsgefechtsstand und die Hochgebirgsjägerzüge hatten ständig ein Auge auf die Entwicklung der Wetterlage, um im Ernstfall entsprechende Maßnahmen treffen zu können.
Am Ende der „Alpendistel“ sind alle Soldaten wieder heil an ihren Heimatstandorten angekommen und Brigadegeneral Alexander Sollfrank, der Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, zeigte sich zufrieden. „Ob Gebirgsjäger oder Gebirgsversorger – die Gebirgsleistungsüberprüfung stellt die Grundvoraussetzungen dar, die Angehörige der Gebirgstruppe erfüllen sollten. Der Marsch ist nur ein Vehikel, um letztlich unseren Kernauftrag, den Kampf im schwierigen Gelände, erfüllen zu können. Die Soldaten haben insgesamt gute Leistungen in den letzten zwei Wochen gezeigt. Auch die Organisation der „Alpendistel“ durch das Gebirgsjägerbataillon 233 war ausgezeichnet.“ Am Ende der Leistungsüberprüfung erhalten die Teilnehmer in ihren Verbänden das Gebirgsleistungsabzeichen Sommer. Im nächsten Jahr findet die „Alpendistel“ im September in Füssen statt.
Text und Fotos: Pressestelle Gebirgsjägerbrigade 23