Der 41. DMV Münsterlandpokal bildete den Abschluss einer erfolgreichen Jubiläumssaison der Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring. Diese verabschiedet sich nach der 40. Saison in die wohlverdiente Winterpause und blickt dabei auf zehn regulär durchgeführte Rennen zurück. Anders als in den Vorjahren musste keines der Rennen mit einer roten Flagge aufgrund von Unfällen oder extremen Wetterbedingungen vorzeitig beendet werden.
Stattdessen sorgten insbesondere die Klasse SP9, in der die GT3-Boliden starten, für viel Abwechslung auf den Ergebnislisten. Insgesamt fünf Siege gingen dabei an die Audi R8 LMS Teams von Land Motorsport und Phoenix Racing. Zwei Siege konnte das Haribo Racing Team mit dem Mercedes AMG GT3 verbuchen und jeweils ein Tagessieg ging an Walkenhorst Motorsport mit dem BMW M6 GT3, Manthey Racing mit dem Porsche 911 GT3 R sowie Farnbacher Racing. Dominik und Mario Farnbacher sorgten Anfang Oktober beim neunten Lauf mit ihrem Lexus RC-F Prototype für den ersten Gesamtsieg eines asiatischen Automobilherstellers. Was auf den ersten Blick nach einem homogenen Starterfeld aussieht, wird über die Balance-of-Performance erreicht. Während der Saison werden immer wieder kleine Anpassungen an verschiedenen Parametern, wie zum Beispiel dem Fahrzeuggewicht oder der Größe des Luftmengenbegrenzers vorgenommen, um die verschiedenen Fahrzeugkonzepte möglichst auf gleichem Niveau zu halten. Damit bleiben Seriensiege den kleineren Klassen, wie beispielsweise der Cup5 vorbehalten. Hier lieferten die beiden Titelträger Alexander Mies und Michael Schrey eine eindrucksvolle Vorstellung ab und sicherten sich den Meistertitel der Langstreckenmeisterschaft mit insgesamt acht Klassensiegen. Im von Bonk Motorsport eingesetzten BMW M235i setzten sich Mies und Schrey regelmäßig gegen rund 20 Kontrahenten in baugleichen BMW‘s durch und konnten sich so beständig viele Punkte sichern. Aufgrund der Klassenvielfalt in der Langstreckenmeisterschaft ist die Anzahl der erreichten Punkte davon abhängig, gegen wie viele Gegner man sich in seiner Klasse durchgesetzt hat. Somit blieb Marc Hennerici und Moritz Oberheim im Porsche Cayman GT4 Clubsport, trotz ebenfalls erreichter acht Klassensiege, am Ende nur der Vizemeistertitel, da in ihrer Klasse weniger Autos am Start waren.
Gegen Ende eines Jahres werden bereits erste Vorbereitungen für die neue Saison getroffen so auch in diesem Jahr. Beim neunten Lauf debütierten zwei KTM X-BOW GT4, den Arne Hoffmeister und Christopher Haase zum Klassensieg und Gesamtrang 16 fuhren. Das von Reiter Engineering und KTM gemeinsam entwickelte Fahrzeug wird von einem 2,0-Liter-TFSI-Motor mit Turbolader angetrieben, wie er auch im KTM X-BOW zum Einsatz kommt. Das Triebwerk hat knapp fast 320 PS, die Kraftübertragung erfolgt über ein sequenzielles Holinger 6-Gang-Getriebe mit Wippenschaltung. Das Chassis wurde durch Kohlefaser-Monocoque- und Karosserieteile sowie spezielle Rennkomponenten völlig neu aufgebaut. Der zweite KTM X-BOW GT4, pilotiert von Ferdinand und Johannes Stuck, belegte Rang zwei in der Klasse und Gesamtrang 17. Zum Saisonfinale schickte dann auch Audi den brandneuen Audi RS 3 LMS ins Rennen, der für den Einsatz in der TCR konzipiert wurde. Dessen Vierzylinder-Zweiliter-TFSI-Motor leistet 330 PS, beschleunigt von 0 auf 100 km/h in 4,5 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Jordi Gené und Kelvin van der Linde sowie Rahel Frey und Christopher Haase belegten unter den 140 Teilnehmern auf Anhieb die Gesamtpositionen 17 und 22.
Doch nicht nur neue Fahrzeuge, auch neue und vor allem prominente Piloten wagten sich zum Saisonende auf die Nordschleife. Statt direkt in einem siegfähigen GT3-Boliden an den Start gehen zu können, müssen sich auch gestandene DTM-Piloten wie Bruno Spengler, Lucas Auer, Felix Rosenqvist und Daniel Juncadella eine Zusatzlizenz für den Eifelkurs erarbeiten. Dazu sind unter anderem 18 Rennrunden bei zwei VLN-Rennen in niederklassigen Fahrzeugen nachzuweisen. Während BMW-Pilot Spengler dazu in das Steuer eines BMW M235i Racing griff, starteten die drei Mercedes-Fahrer im Toyota GT86 und sicherten sich im letzten Rennen gleich den Klassensieg der Cup4-Wertung.
Neben Premieren und Meistertitel ist das Saisonende auch die Zeit der Abschiede. Das gilt in diesem Jahr vor allem für eine feste Größe im Starterfeld der Langstreckenmeisterschaft. Nach zehn Jahren endet die Ära des Wochenspiegel-Porsche. Beim letzten Einsatz des von Manthey Racing vorbereiteten Porsche 911 GT3 R sicherte sich die Stammbesetzung Georg Weiss, Oliver Kainz und Jochen Krumbach den achten Gesamtrang. Dabei wurden sie von Mike Stursberg unterstützt. Trotz des Abschieds des Porsche muss die VLN-Gemeinde nicht auf das Team verzichten. Ein anderes Projekt steht bereits in den Startlöchern, näher dazu äußern wollte sich Teamchef Georg Weiss jedoch noch nicht.
Erfreulichere Nachrichten gab es von Ralf Schall. Der Routinier baute seine Führung in der seit 1990 geführten Bestenliste der Klassensiege auf 90 auf. Dicht dahinter liegen Volker Strycek mit 87 und Peter Haas mit 86. Beide pilotierten gemeinsam mit Olaf Beckmann den Opel Manta und sammelten damit sechs Erfolge in diesem Jahr.
Bei den Herstellern sorgten Christopher Mies und Connor de Philippi mit ihrem Sieg zum Saisonfinale für den 20. Gesamtsieg für Audi in der Geschichte der Langstreckenmeisterschaft. Ebenfalls ein rundes Jubiläum konnte Aston Martin zelebrieren. 60 Mal waren die britischen Supersportler seit 1990 in ihren Klassen erfolgreich.
Nach dem der Rennbetrieb in der Eifel bis zum Frühjahr ruhen wird, stehen noch zwei Termine im Kalender der VLN-Gemeinde. Bei der Jahressiegerehrung am 19. November werden die erfolgreichen Fahrerinnen und Fahrer geehrt, bevor es dann vom 26. November bis zum 4. Dezember nach Essen geht. Im Rahmen der Essen Motorshow präsentiert sich die VLN auf einem eigenen Stand in Halle 6. Aber auch auf anderen Ständen werden wieder zahlreiche Boliden aus der Langstreckenmeisterschaft ausgestellt werden.
Text und Fotos: Matthias Behrndt