Die Veränderungen im nacholympischen Jahr waren schon beim Blick auf das Programm der Luftdruck-Europameisterschaften im Schießsport augenfällig. Für die vier Tage im slowenischen Maribor standen erstmals Mixed-Wettbewerbe im offiziellen Zeitplan, dazu neue Formen von Testwettkämpfen im Rahmenprogramm. Nur mit großer Anstrengung der Organisation und der Sportler, die bis zu 150 Wettkampfschüsse an einem Tag absolvieren mussten – das ist etwa so, als müsste ein Fahrer allein das 24-Stunden-Rennen ohne Pause bestreiten –, blieb der bisher bekannte Rahmen von vier Tagen erhalten. Außerdem gab es viele neue Gesichter, auch im deutschen Team, und einige ungeahnt frühe Erfolge.
Nahezu stoisch quittierte er diesen auch für ihn nicht ganz alltäglichen, um nicht zu sagen einmaligen Triumph. Auch nach seinem letzten und bisher größten Erfolg, dem Olympiasieg in Rio mit der Schnellfeuerpistole, hatte Christian Reitz ähnlich reagiert. Jetzt gewann er erstmals mit der Luftpistole den kontinentalen Titel. „Ich habe jetzt zwei sehr gute Bundesligasaisons geschossen und mich zudem gezielt vorbereitet. Ich traue mir 585 Ringe in der Qualifikation zu.“ 582 wurden es in Maribor, damit qualifizierte sich der Polizeikommissar souverän als Dritter für das Finale.
Reitz blieb im Finale Gold mit zwei Zehnteln Vorsprung. Seine jungen Kollegen Alexander Kindig und Michael Schwald konnten hingegen die Klasseleistungen, die sie im Training neben dem Olympiasieger erreicht hatten, nicht im Wettkampf umsetzen. Schwald wurde 30., Kindig nur 48.
Auch Christian Reitz‘ Ehefrau Sandra kehrte wie Julia Hochmuth am nächsten Tag hochzufrieden aus der Finalhalle zurück. „Ich bin absolut zufrieden, nicht nur im Team, sondern auch im Finale gewesen zu sein“, freute sich der Hauptfeldwebel nach Platz sechs und 157,4 Ringen. Auch Julia Hochmuth hatte ihre Freude an ihrer Leistung. Sie wurde mit 136,0 Ringen Siebte, Grundlage bildete auch ihre verstärkte Arbeit mit Sportpsychologen. Sie trug mit ihrer Vorkampfleistung von 382 Ringen entscheidend dazu bei, gemeinsam mit Sandra Reitz und Hauptfeldwebel Stefanie Thurmann, die mit 375 Ringen 25. wurde, Silber zu gewinnen.
Im neuen Mixed, das aller Voraussicht nach schon 2020 in Tokio olympisch sein wird, schaffte Deutschland mit Reitz und Hochmuth die Qualifikation für das Viertelfinale. Doch Julia Hochmuth misslangen drei Schüsse, so dass das Duo Dritter dieses Viertelfinales wurde und ausschied.
Lisa Müller meldete sich mit dem Luftgewehr nachdrücklich zurück im Kreis der nationalen Spitze. Die Berechtigung ihrer Nominierung untermauerte die Hauptgefreite mit ihrem Vorkampfauftritt von 417,1 Ringen, mit dem sie als Fünfte ins Finale einzog. Mit Platz fünf bei der EM erreichte sie ihr bestes Einzelresultat überhaupt. „Das ist voll in Ordnung, das kann man so nehmen“, fand sie.
Sie war die mit Abstand Beste des deutschen Teams, das nur Achter wurde. Denn Olympiateilnehmerin Selina Gschwandtner und Kevelaers starke Bundesligaschützin Katharina Kösters landeten mit 412,8 und 410,6 Ringen abgeschlagen auf den Rängen 36 und 59.
Bestens zufrieden waren die drei Männer. „Passt“, meinte Maximilian Dallinger kurz und bündig. Das Trio mit Robin Zissel und dem erst kurzfristig für den aus gesundheitlichen Gründen fehlenden Julian Justus eingesprungenen Dennis Welsch gewann Bronze mit dem Team. Erreicht haben sie das durch die geschlossene Mannschaftsleistung, denn Dallinger mit 523,7, Zissel mit 622,9 und Welsch mit 621,9 auf den Plätzen 16, 23 und 32 lagen nur um 1,8 Ringe auseinander.
Und Maximilian Dallinger gewann später am Tag noch eine Bronzemedaille, gemeinsam mit Selina Gschwandtner. Im Mixed-Wettbewerb wurde das Duo durch ein 5:0 über Frankreich Dritter, dank einer bärenstarken Leistung. „Ja, zum richtigen Zeitpunkt lief’s, da kamen die passenden Zehner“, meinte strahlend Maximilian Dallinger.
Text und Fotos: Harald Strier