Patrick Domogala Deutscher 200-Meter-Meister – Schnelle Beine mit Herz in der Hand

Seine Grenzen austesten, sich mit anderen Topsprintern im direkten Duell messen, das alles sind wohl die uralten wie intrinsischen Antriebskräfte, die Patrick Domogala immer wieder dazu anspornen, sich die Spikes überzustreifen und pfeilschnell über die heimischen Kunststoffpisten zu flitzen. Im Männersprint gehört er zu den Toptalenten des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV): Doch Patrick Domogala kämpfte viele Jahre mit erheblichem Verletzungspech. Nun scheint der Bann gebrochen, wie der 25-Jährige bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften im Februar 2019 unter Beweis stellte. Und zwar mit seinem erstklassigen 200-Meter-Finalritt, mit dem er auf dem sprintschnellen Hochleistungskunststoffbelag der Arena Leipzig das Leichtathletik-versierte Publikum sichtlich zu beeindrucken verstand. 2010, als Bronze-Medaillist der ersten Olympischen Jugendspiele im 200-Meter-Sprint, arrivierte Patrick Domogala von der MTG Mannheim rasch ins hoffnungsfroh stimmende DLV-Nachwuchslager.

Doch dann folgte eine chaotische Serie von Sportverletzungen, die den stetigen Aufbau blockierten; so schlimm, dass 2017 ärztlicherseits absolutes Rennverbot ausgesprochen werden musste. Im Jahr 2018 sollte Patrick Domogala den Kampf gegen seinen Körper endlich gewinnen, als er über die klassischen 100 Meter zur persönlichen Bestzeit stürmte und bei den Europameisterschaften im altehrwürdigen Berliner Olympiastadion in der DLV-Nationalmannschaftsstaffel antrat. Nach seinen famosen Auftritten in der Jugend wie später im U23-Klassement, wo Patrick Domogala viele Siege erstreiten konnten, folgten zwischen 2016 und 2017 bittere Lehrjahre. Seither weiß der athletische DLV-Sprinter um den Wert eines ausgewogenen Trainings. Sich gesundzuhalten, das sei für Ihn „das A und O“, so der Sportsoldat von der Mainzer Sportfördergruppe, der er erst seit Herbst letzten Jahres angehört. In den kritischen Verletzungsphasen hätten ihm sein Trainerteam, seine Sponsoren, sein Verein und auch sein Ausrüster die Treue gehalten, konstatiert Patrick Domogala rückblickend und mit Dankbarkeit – ebenso wie gegenüber seiner Familie und seiner Freundin, die immer solidarisch zu ihm gestanden hätten.

Das alles zusammen sei auch der Grund für die gesundheitliche Trendwende im Jahr 2018 gewesen, seinem Übergangsjahr, um wieder zur vollen Leistung aufzuschließen, wie er in Leipzig bei „den Deutschen“ betonte. Insgesamt sei sein sportliches Rundum-Management intensiviert und dabei viel neuer Input erzeugt worden. Auch die Ärzte wie die Physiotherapeuten hätten dafür gesorgt, dass er jetzt sportgesund sei. Seither sei für ihn die Erkenntnis gereift, seine Trainingseinheiten stets gründlich vor- und nachzubereiten. Leistungssport sei zu einem Kampf gegen sich selbst geworden, den er gewonnen habe, so Patrick Domogala zu Bundeswehr Sportmagazin. Mehr noch: Er habe mit seinem Körper gezeigt, dass er „sogar stärker zurückkommen“ könne. Und in der Tat: gesagt, getan, der Militärathlet zeigte beim 200-Meter-Finale seine karnevalsfrohe Militärheimat von einer ganz anderen Seite: Nämlich als Mainz, wie es sprintet und lacht!

Nach nur 20:77 Sekunden blieb in Leipzig die elektronische Zeitmessung stehen – ein Spitzenwert, bei der Patrick Domogala seinen ärgsten Konkurrenten, Maurice Huke vom TV Wattenscheid 01, um neun Hundertstel toppte, der sich in 20,86 Sekunden die Vize-Meisterschaft sicherte. Zudem ein absolut überraschender Paukenschlag, denn mit seiner Siegerzeit stürmte Patrick Domogala nicht nur zur persönlichen Bestzeit, sondern setzte sich gleich forsch an die europäischen Saisonrangliste – mit Rang acht in der ewigen deutschen Bestenliste inklusive. Zeitgleich mit dem Rauen und dem Jubel, die die  Arena fühlten –  das Publikum kennt sich mit Sprinterzeiten bestens aus – schnappte sich Patrick Domogala auch gleich seinen ersten deutschen Meistertitel bei den Männern. Er sei ihm „sehr viel wert“, so der noch recht frisch gebackenen Sportsoldat über nationales Gold auf seiner „alten Lieblingsstrecke“. Der Berliner Sportjournalist Volker Schubert interviewte den nach weitaus mehr Sprintpower brennenden Militärathleten kurz nach dem glorreichen Winterdebüt auf seiner Paradedistanz.

Bundeswehr Sport-Magazin: Patrick, ein klasse Leistungs- und Gesundheitsbild und zunächst meinen Glückwunsch zu dem wirklich beeindruckenden Resultat hier in der tobenden Arena Leipzig! Dein Rennen war total überzeugend, ein echter Start-Ziel-Sieg. Wie erklärst Du Dir Dein tolles Sprintergebnis; also, wie hast Du Dich an diese Spitzenleistung herangearbeitet? 

Patrick Domogala: Ja, das fühlt sich heute wirklich wie ein Griff in die berühmte Wundertüte an. Das 200-Meter-Rennen war für mich total verblüffend. Es war ja überhaupt mein erster Start über 200 Meter in diesem Winter. Nach der kompletten Hallenrunde im Vorlauf habe ich nach schon gewusst, dass ich noch ein paar Reserven drauf habe. Trotzdem, kurz nach dem ersten 200-Meter-Lauf bin ich schon ziemlich am Stock gegangen. Das Rennen war sehr anstrengend, und ich musste mich zusammenreißen, denn die Pause zum Finale hin war doch recht kurz. Ich habe dann mein Herz buchstäblich in die Hand genommen, und dass im Finale 20,77 Sekunden herausgekommen sind, das habe ich absolut nicht erwartet. Dass es so schnell wird und so glatt lief, das ist natürlich phänomenal.

Bundeswehr Sport-Magazin: Patrick, in der Tat. Dass konnte jeder hier in Leipzig sehen, dass Du Dein Herz in der Hand trugst. Was hat Deine exzellente Vorlaufzeit bei Deinem ärgsten Widersacher, dem Sportkameraden Maurice Huke ausgelöst; etwa Herzflattern oder konntet ihr euch beide damit noch gegenseitig hochpuschen?  

Patrick Domogala: Nein, ich glaube, dass es hat ihn total motiviert. Ich kenne Maurice jetzt auch schon seit drei Jahren und ich hätte es ihm genauso gegönnt. Und es war am Ende ja auch sehr knapp. Ja, so ist Wettkampf eben: Er hat eine Superleistung gebracht, und ich war heute eben der Stärkere von uns beiden.

Bundeswehr Sport-Magazin: Was motiviert Dich in Leipzig an meisten, und wie empfindest Du die Rundbahn, das Publikum und die Atmosphäre in der Arena überhaupt?

Patrick Domogala: Die Halle, die Arena Leipzig, hat ihren eigenen und ganz besonderen Flair. Und die Rundbahn ist unheimlich schnell, weil sie aus den Kurven heraus auch so steil nach unten verläuft. Ich wusste von Anfang an, man kann hier schnell laufen. Ich hab’s in der letzten Kurve auch deutlich gemerkt, dass es Richtung Medaille ging, und ich freue mich so.

Bundeswehr Sport-Magazin: Wie geht es jetzt für Dich sprintmäßig weiter, die Saison ist ja noch jung, was sind die nächsten großen Highlights für Dich?   

Patrick Domogala: Jetzt, nach dem Höhepunkt in Leipzig, gönne ich mir mal eine Woche Pause. Ob die 200 Meter, die früher die meine stärkere Strecke waren, wieder mein  Schwerpunkt werden, muss ich abwarten, das ist aber keineswegs auszuschließen. Für die DLV-Staffel will ich mich auf jeden Fall qualifizieren und bei den Weltmeisterschaften in Doha dabei sein. National so weit wie möglich vorne positionieren, das ist für 2019 sowieso mein Ziel. Mitte März geht´s dann ab ins Trainingslager auf Teneriffa. Mitte April bis Mitte Mai fliegen wir nach Japan, wo die Staffel-Weltmeisterschaften dort den Abschluss bilden. Für uns Staffelläufer ist das für uns auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele, also auch mein primäres Ziel. Das ist zunächst jedenfalls der Plan bis in die Sommersaison hinein. Dann werde ich sehen, wie es insgesamt läuft. Japan ist jedenfalls mit Blick auf die Olympischen Spiele 2020 sehr wichtig. Fakt ist, in Japan gilt es auf jeden Fall eine gute Performance zu zeigen.

Bundeswehr Sport-Magazin: Und dann sehen wir uns doch sicherlich während der Freiluftsaison in Berlin bei den Deutschen Meisterschaften im Olympiastadion?

Patrick Domogala: Ja, auf jeden Fall! Das Berliner Olympiastadion steht natürlich mit auf dem nationalen Wettkampf-Fahrplan für 2019. Und da freue ich mich auch schon jetzt wieder in der Hauptstadt zu starten. Das dürfte wieder ein echter Leichtathletik-Höhepunkt werden. Ich erinnere ich mich natürlich immer wieder an meinen Auftritt bei den Staffelrennen. In Berlin, bei den Europameisterschaften 2018 auf der blauen Bahn dabei gewesen zu sein, das war wirklich phänomenal.

Bundeswehr Sport-Magazin: Patrick, was viele Leichtathletik-Freunde ja nicht wissen: Du bist Sportsoldat der Bundeswehr. Was steht das gerade auf dem Programm, wie und wo bist Du dort integriert und stehen demnächst militärische Lehrgänge an?

Patrick Domogala: Ja, genau, das stimmt! Ich bin auch erst seit September letzten Jahres bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Mainz. Also im Grunde genommen bin ich da als Sportsoldat noch ganz frisch drin. Und ich bin auch wirklich sehr dankbar, dass ich dieses Privileg habe Sportsoldat zu sein. Und ich absolviere nebenbei noch mein Fachstudium.

Bundeswehr Sport-Magazin: Mit welcher wissenschaftlichen Ausrichtung?

Patrick Domogala: Ich studiere Wirtschaftwissenschaften, also Betriebswirtschaft, BWL. Und unter diesen Rahmenbedingungen bin ich sehr dankbar, dass ich meinen Sport auch so professionell wie nötig ausüben kann. Hier in Leipzig freue ich mich umso mehr, wenn ich dafür auch etwas in Form von Leistung zurückgeben kann. Viele Grüße deshalb auch von hier aus an meine Kameraden von der Sportfördergruppe Mainz.

Bundeswehr Sport-Magazin: Mainz, wie es sprintet und lacht, dürfte das Motto hier in Leipzig für dich gelautet haben, wenn ich das so richtig interpretiere?  

Patrick Domogala: Ja, genau, auf jeden Fall und das passt perfekt!

Bundeswehr Sportmagazin: Danke Dir für die interessanten Einblicke Patrick und weiterhin so richtig schnelle Beine für Dich.

Patrick Domogala: Dankeschön, wir sehen uns in Berlin!

Text und alle Fotos: Volker Schubert

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